Ums Land Bawü – Prolog

Underfootaufnahme eines bepackten Reiserads, das offenbar auf einem Deich steht. Blauer Himmel mit seichten Kondensstreifen und Gegenlicht über Grasbewuchs. Im Hintergrund lugt links des Rads ein kahler Laubbaum.

Der Baum

30. Januar 2025. Der Wecker steht auf 7:30. Kurz zuvor bin ich wach, schalte ihn aus, drehe mich noch einmal um. Die Künstlerbude mit ihrem rudimentären Holzofen ist nicht gerade förderlich, früh aufzustehen. Jenseits des Betts herrschen meist nur 5 Grad Celsius. Oder, wie ich es scherzhaft gerne sage: Brrr Grad Celsius. „Tage zum R-rollen üben“, nennt dies die Frau Hauptstadtethnologin. Im Halbwach erscheint „der Baum“. Verschiedene Zukunftszweige: Nehme ich den geplanten ersten Zug nach neun Uhr (ab neun ist Radmitnahme in RLP und Bawü kostenlos), oder nehme ich den Zug eine Stunde später?

Kürzlich fand ich ein recht faszinierendes Meme im Internet, das den Lebensbaum zeigt mit all den Entscheidungen, die man schon getroffen hat und die einen von Ast zu Ast, von Zweig zu Zweig dahin führten, wo man sich gerade befindet. Das Meme räumt auf mit der Annahme, dort wo man gerade steht, sei der Endpunkt. In einer zweiten Grafik wird auf den aktuellen Standpunkt gezoomt und es zeigen sich Abzweigungen und Wege für die Zukunft und das sieht sehr kongruent aus zu den Vergangenheitsverzweigungen. Ein positives Bild, das mir Mut machte, denn hin und wieder beschleicht mich das Gefühl, mit meinen vielen Jahrzehnten auf dem Buckel bin ich abgehalftert, bereit zur Ausmusterung, zu nichts mehr zu gebrauchen und überhaupt, welche Chancen hab ich noch … die Zukunft gehört der Jugend. Den Nassforschen, denen, die sie sich nehmen. Nur nicht mir. Und so geht das manchmal. Ich drehe mich noch einmal um. Das Bett ist schön warm, vergesse den Wecker, erwache gegen acht auf natürlichem Wege und da isser, der Zukunftsbaum: Abzweig eins: Zug um 9:48  wie geplant oder 10:48 oder noch später oder gar nicht? Die Möglichkeiten sind schier unendlich.

Naja, vier Möglichkeiten erst einmal: 9:48, 10:48, per Rad los oder gar nicht.

In der Tat gaukeln diese Zukunftszweige allesamt gleichwertig, während ich den ersten Kaffee trinke. Das Radel steht gepackt, die Wasserleitung noch abstellen und leeren, sonst friert sie ein während ich weg bin – sehen wir da eine feine Tendenz in Richtung Aufbruch? Zack minus ein Möglichkeitsast, nämlich die Möglichkeit gar nicht erst aufzubrechen.

… und dann geht alles ganz schnell.

Nur mit einem Kaffee im Bauch stehe ich drei Minuten vor Abfahrt am Bahnhof. Der Zug hat Verspätung. Der Möglichkeitsbaum entfaltet neue Möglichkeiten. Ich hab den „frühen“ noch geschafft, ich Held, aber werde ich wegen der Verspätung in Pirmasens-Nord (scherzhaft nenne ich es auch Pirmasens-Fnord), hängen bleiben? Was dann bedeuten würde, eine Stunde warten, frieren, nicht schön da oder ab dort schon radeln (wieder eine Verzweigung)?

Der Anschluss klappt. Und wie die Bimmelbahn so dahin gondelt Richtung Pfälzer Wald, tun sich abermals ungeahnte Möglichkeitszweige auf. Ich muss nicht, wie geplant, in Hinterweidenthal raus, über die Radwege runter Richtung Frankreich und rüber zum Rhein. Der Zug ist schön leer. Ich kann bis Annweiler mitfahren oder bis Landau. Die Strecke Richtung Frankreich kenne ich ohnehin zur Nöche von den vielen Mit-dem-Rad-zur-Liebsten (mdRzL) Touren.

Zack Landau. Am Gleis gegenüber fährt bald der Zug Richtung Karlsruhe. Bloggesurteil: Wenn es nicht zu voll wird und ich mit dem Radel gut reinkomme, dann nehme ich auch den. Längst bin ich auf einem ungeahnten Lebenszukunftszweig, den ich mir am frühen Morgen nie hätte träumen lassen. Der Karlsruher Zug ist nicht barrierefrei. Das Radel muss einen guten halben Meter über drei Stufen hoch gewuchtet werden. Eine junge Frau, die das Problem kennt, hilft mir beim Hochschieben.

Und nun? Wingen, Kandel, Wörth und Karlsruhe stehen zur Auswahl. So will es die Deutsche Bahn. Ich entscheide mich für Wörth am Rhein. Das ist noch in Rheinland-Pfalz. Ein stabiler Zukunftsast manifestiert sich. Ich werde auf dem Eurovelo Rhein aufwärts radeln, mich über die Brücke bei Beinheim (so zumindest war es geplant, es kam anders) nach Rastatt hinüber schaffen und so lange wie es die Kräfte zulassen das Murgtal aufwärts radeln.

Hab ich ein Ziel? Ja. Pforzheim. Wie wollte ich da hin kommen? Per Zug nach Hinterweidenthal, per Rad ins Murgtal, am nächsten Tag nach Freundenstadt, Frau Laut (aka Radeltante) treffen. Gemeinsam durch den Nordschwarzwald zur Enzquelle radeln und das Enztal abwärts bis Pforzheim, wo sonntags eine große Fahrraddemo und Gedenkfahrt anlässlich des Jahrestags des Todes des Radlers und Kämpfers für Gleichberechtigung im Straßenverkehr, Andreas Mandalka stattfinden wird.

Bin ich auf Kurs? Definitiv ja. Liegen Abzweige vor mir? Immer. Ist das gut oder schlecht? Ja …

Wo stehen wir gerade? In Wörth und die Reise wird im nächsten Blogartikel fortgesetzt.

Ich habe viel Zeit. Das Projekt Bawü hat gerade erst begonnen und es wird so lange dauern wie es dauert.

Hier gehts zur Projektskizze in der Umap, die stetig erweitert wird. Hinweise auf Punkte von Interesse in „The Länd“ sind sehr willkommen.


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Einige weitere Filme in Vorbereitung

Jüngst fertig geworden ist Tag eins meiner Radreise rund um die Schweiz. Anreisetag Richtung Süden „Ran an die Vogesen“. In diesem Stadium der letztjährigen Reise ist noch nicht klar, wohin die Reise geht und wie lange sie dauert. Erst einmal weg!

Mein erstes Youtube-Projekt, an welchem ich, wegen meiner Unerfahrenheit in Sachen Film nun fast ein Jahr herumgedacht habe. Nun weiß ich, wie das Endprodukt aussieht. Es ist nicht ideal. Viel Erzählen, statt handeln, aber ich bin zufrieden. Tag eins ist ein 35 minütiger Film, der den Künstler, moi même, von Zweibrücken entlang des Saarkohlekanals bis nach Réchicourt begleitet. Im Netz kursierten andere Umsetzungen der Reise, automatisch mit der GoPro-App erstellte Clips, die mittlerweile ungelistet bei Youtube liegen.

Hier der Link zum Video

Eine zehnminütige Slideshow, in der man die Reiseroute sieht, gibt es hier.

Weitere Videos der Schweiz-Serie sind in Arbeit. Jedoch produziere ich nicht für jeden Tag ein Video.

Ein weiteres Videoprojekt in Arbeit ist ein Remake eines uralten Kunstprojekts aus dem Jahr 2006. Das Bliestallabyrinth. Das Projekt war ein klassischer Kunststraßen-Fotoschnitt mit 540 Einzelbildern auf einer labyrinthisch anmutenden Strecke zwischen Zweibrücken und der Galerie Beck. Etwa vier Stunden brauchte ich, um die Strecke abzuradeln und zu filmen. Geplant ist eine halbstündige kommentierte Zeitraffer, sowie ein Künstler-Schnitt des Videomaterials, der auf einem Deaddrop irgendwo an der Labyrinthstrecke zum Download bereit steht.

 

Zwei Filme statt #UmsLand Bawü

Der April ging rasant. Fing gut an. In der Schönwetterphase nach Ostern gabs ein Twittertreffen (wie ein paar Jahre zuvor) – ein Glücksfall vom Wetter her, denn alle zelteten im Garten oder schliefen im Atelier. Mit dabei Kai, Frau Rebis, Lakritze, Der Emil, Familie Ostseenudel aka Famile XVI-Beine, Frau SoSo, La Bervingas, Kazi, ein sehr nährendes Fest mit viel Lagerfeuer und tollen Gesprächen und leckerem Essen.

Danach hätte eine Woche Ferien mit Frau SoSo folgen sollen. Geplant war Radfahren und Wandern im Pfälzer Wald. Das Wetter brach ein, es wurde kalt und obendrein gabs was mit Gesundheit für mich. Dicker Arm montags abends, ich dachte noch, wo haste dich denn da gestoßen, nix bemerkt und dienstags früh noch dickerer Arm starke Schmerzen, Fieber, verflixt. Der Doc mutmaßte etwas von Insektenstich oder Spinnenbiss, veordnete Antibiotikum und Ri … wie heißt es noch gleich, nicht Ritalin, wie ich galgenhumorte, Rivanol. Gelbes Zeug zum Einpinseln. Nach einem langen fiebrigen Wochenende begann die Sache zu stagnieren, immerhin, trotzdem noch zu einem Chirurgen, ein quirliger Mensch. Der Arzthelfer schaute sich die Wunde an und es entspann sich ein Gespräch über Nosferatuspinnen, die ja im Kommen sind und überhaupt, er habe zu Hause mit Moskitonetzen dicht gemacht, diese Nosferatuspinnen seien so schwer zu fassen, kaum macht man das Licht an, sind sie verschwunden und macht man es wieder aus, machen sie sich über die menschlichen Körper her, die doch nur schlafen wollen. Ich sagte, ich ziehe wohl besser ins Zelt, da schlug er die Hände überm Kopf zusammen, um Himmels Willen, da ist doch noch viel mehr Getier. Er kennt die Künstlerbude nicht. Ein unabdichtbares Ding, in dem eigentlich der Mensch der Fremdkörper ist und Insekten und Spinnen die Herrschenden.

Im Wartezimmer hingen Bilder, richtig gute Kunst dachte ich, bis mir bewusst wurde, dass es Bilder von mir sind. Der verstorbene Praxisvorgänger hatte sie gekauft. Es sind die einzigen, die hängen bleiben durften, sagte der Doc. Dann schnitt er die Wunde auf. Schon skurril, einen Künstler aufschneiden zu dürfen, dessen Bilder die Wände zieren. Der Doc war ganz aus dem Häuschen, denn er hat drei Behandlungszimmer und es sei purer Zufall, dass der Künstler ausgerechnet in dem landete, in dem seine Kunst hängt. Ein Gedankengang ganz nach meinem Geschmack. Ich stellte mir vor, ich wäre in einer Spielshow im Fernsehen, mit drei Türen, hinter einer befindet sich der Hauptgewinn (das Auto), im anderen die Zonks, hässliche, lebensgroße Stoffpuppen. Blut und Keime raus und weiter mit Abwarten und Rivanol. Was wirkte. Langsam bessert sich der Arm. Vorgestern war ich wieder fit genug, um im noch immer winterbrachen Garten zu schuften.

Was bisher nicht geschah: Die Radeltour rund um Baden-Württemberg, mein neues großes Ding in der Reihe , anzugehen. Ich hatte es im Kalender stehen für 22. April bis 12. Mai. Schlicht zu krank dafür.

Die lahme Zeit zuvor nutzte ich, um zwei Videoprojekte zu schneiden.

Ich finde, der Film der Radtour zur Pfälzer Weltachse ist ganz abwechslungsreich geworden.

Wohingegen der achtminütige sture Rundkurs auf dem Zweibrücker Stadtring eher etwas für Menschen ist, die sich auch Kaminfeuer oder Rentierwanderungen anschauen. Oder Bahnstrecken der Welt nur ohne spektakuläre Landschaften, Jungfraujochs und atemberaubende Tunnel und Brücken.

Landkarten der Umsland-Projekte

Drei Landkarten verlassen das Fließband. Ich habe die Umap endlich ‚gerockt‘ und einige Kunstprojekte in Kartenform dargestellt. In den Landkarten kann man sich durch Bilder und Bloglinks klicken. Die Karten haben verborgene Ebenen, die man mit der Navigationsleiste ein- und ausblenden kann.

UmsLand Rheinland-Pfalz 2017 und 2020

-> zur Karte auf umap

Screenshot einer Landkarte mit einer Routenlinie an den Grenzen von Rheinland-Pfalz
UmsLand Rheinland-Pfalz 2017 und 2020

Umsland Bayern 2018 bis 2022

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Konturlinie Bayerns auf einer grünlichen Landkarte
Strecke der Radreise rund um Bayern 2018 bis 2022

UmsLand Schweiz 2023

-> zur Karte auf umap

Konturlinie der Schweit mit verschiedenen Wegpunkten als grünliche Landkarte
Projekt Schweiz Sommer 2023

 

Dies und das, jedenfalls Arbeit zur Nöche

Wie üblich im Herbst gehts drunter und drüber. Sooo viel zu tun. Und kaum Zeit und Muse, zu bloggen. Zudem: Es gibt auch nichts, was gesagt werden müsste.

Eventuell ist die „Bloggerkarriere“ ohnehin vorbei und ich wende mich dem sogenannten Vlogging zu, dem Video-Bloggen.

Die jüngste Tour Schweiz spülte jede Menge Gopro-Filmmaterial auf die Festplatten und ich habe die Maschinen drangesetzt, Clips zu produzieren … hey, das wäre einen Blogbeitrag wert: Wie ich einmal etwas wollte und plötzlich bereit war, alles zu geben, Geld, Daten, Sicherheit und nun von monströsen Softwaremechanismen wie ferngesteuert werde, auf ewig überwacht, in die Abhängigkeit der eigenen kleinen Hoffnung auf Ruhm in die Rampensäuigkeit getrieben.

Wie auch immer, ich lasse den Youtube-Kanal wachsen. Es gibt schon die drei ersten Tage der Resie rund um die Schweiz als paar Minuten lange Clips. Die Anreise in die Schweiz sollte mir gleichsam als Trainingstour dienen, damit ich später bei den Alpenpässen nicht so sehr ins Keuchen komme. Dass das alles nicht unbedingt nötig war und die Alpenpässe mein geringeres „Problem“ sein sollten, wusste ich zu Beginn der Tour natürlich nicht.

Tag eins von Zweibrücken bis zum Rhein-Marne-Kanal – https://www.youtube.com/watch?v=CgpsBWpPN5Q

Tag zwei – ich verlasse die Kanalradwege durchs Hügelland Richtung Vogesen – https://www.youtube.com/watch?v=Z-0Wn_5oX8s

Am dritten Tag gehts endlich „nauf in die Wand“ zur berühmten Route de Crètes. Sie sollte sich als nicht so flach wie erhofft entpuppen – https://www.youtube.com/watch?v=PEySNNR201E

Das wars erst einmal an Bloggerei.