Beim Arbeitsamtgentur für Arbeit

Viel passiert die letzten Tage. Vielleicht sollte ich mit dem Arbeitsamt beginnen, wo ich am Freitag einen zwanglosen Termin hatte, um mich über eventuelle artfremde Arbeitsmöglichkeiten zu informieren. „Der Künstlerberuf ist ein hartes Pflaster, warum also nicht Webdesign?“ fragte ich Beraterin C. „Wie wärs mit Fotografie?“ konterte sie. Sie hackte Daten in den Rechner, ließ drucken, überreichte mir drei Angebote. Eines als Fotograf, eines als Webseitengestalter und eines mit überdurchschnittlicher Verdienstmöglichkeit. Ich beneidete sie in diesem Moment um ihren ruhigen Job im warmen Büro, ignorierend, dass einen solcherlei Tätigkeit auf Dauer durchaus langweilen kann. Wie auch immer. Sie ist sie und ich bin ich. Die Zwanglosigkeit meines Besuches wurde mir erst in dem Moment bewusst, als Beraterin C. erwähnte: „Die Rückseite der Formulare müssen sie ja nicht ausfüllen, sie beziehen ja keine Leistungen.“
Blick auf die Rückseite. Die Bandagen sind hart. Der Markt ist gemein.
Später telefonierte ich die Stellen ab: Der empfohlene Fotomeister würde lieber eine Frau einstellen. Die Homepage-Gestaltung war an die Freundin des Sohns des Vorsitzenden der gemeinnützigen Einrichtung vergeben. Und die überduchschnittliche Verdienstmöglichkeit im Homeoffice erwies sich als noch dubioser, als erwartet.

Wer arbeiten kann, kann auch Kunst schaffen.

Just, als der Fensterbauer im Hof hupte hätte ich mich liebend gerne krank gemeldet. So gottlos früh. So unverschämt dunkel. Mein Schädel brummte. Ich hustete. Der Hals kratzte. Aber das Fieber war gesunken. Der Ideale Zeitpunkt, um zum Onkel Doktor zu rennen und mir einen gelben Zettel verpassen zu lassen. Doch wozu? Der Einzige, dem ich den Zettel geben könnte wäre ich selbst.

Der Fensterbauer, Freund der Familie war angetreten, um die Wohnzimmerfenster des Haupthauses zu renovieren. Dafür benötigte er eine helfende Hand. Mich.

Bis Mittag hatten wird die alte Fassade herausgetrümmert und sogar das erste neue wunderweiße Kunststofffenster eingebaut. Was nicht allzu spektakulär ist. Nur eben: der Fensterbauer erwieß sich als heimlicher Bauesoterikfreak. Zuerst klärte er mich über das Problem der Handwerkerwaschmaschine auf. Handwerkerwaschmaschinen sind ständig kaputt. In ihrem Inneren sammeln sich all die Kleinigkeiten und Gegenstände, die der Handwerker abends in seinen verschwitzten Klamotten mit zur Wäsche gibt. Im Falle des Fensterbauers Schrauben und komische kleine Kunststoffteile, mit denen man diese Schrauben vor den Blicken der zukünftigen Fensterbesitzer verbirgt.

Nach einem Ausflug in die Geheimnisse des Fensterrahmen-Verschachtelns und der vielfältigen Möglichkeiten, Kanten und Ecken elegant zu verbergen, wurde mir die Analogie zwischen Fensterbau und dem Boxmodell beim Webseitengestalten bewusst: wenn die lichte Weite der Fensteröffnung den Bildschirm darstellt und das Fenster ein Element innerhalb dieses „Bildschirms“ ist, dann entspricht der Fensterrahmen der Rahmendicke und das bisschen Luft zwischen Fenster und Mauerwerk ist das „Margin“.

Das führt zu weit, aber hey, so funktionierts, das Kreativsein. Du musst ständig bemüht sein, Dinge, die eigentlich nicht zusammen passen, passend zu machen.

Wie auch immer. Abends schlagskaputt rüber zu den Galeristen B., um die Ausstellung im Herbst abzusprechen. Anwesend der Galeristensohn, Journalist F., Galerist und Galeristin, sowie die Galeristenhunde O. und B. über die Einzelheiten des bekömmlichen Arbeitsessens wird der Journalist sicher einen enthüllenden Bericht bloggen.

Vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass der Journalist einige Kniffe aus dem Journalisten-Alltag verriet. „Zuerst schreibe ich den Titel, dann den Artikel.“

– „Und was machst du, wenn das Thema des Titels nicht im Artikel vorkommt?“

– „Dann ändere ich den Titel, weil es schwer ist, das Thema noch nachträglich einzuflicken.“

Nu krieg ich gerade nicht die Kurve mit dem Blog-Titel und dem Artikel, aber hey, was solls, its Blog und ich bin müde. Gutnacht.