Wo fange ich an, wenn ich längst angefangen habe, aber alles was angefangen wurde und im Gange ist, so unsichtbar ist, dass man nicht sieht, dass es begonnen hat?
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Mitten im Leben sammelt sich der Fluß zu einem See, der, von außen betrachtet, ruhig, liegend, nimmer fortbeweglich wirkt. Nur der Fachmann für Seen, die Flüsse unterbrechen, vermag vielleicht zu erkennen, dass der See nur eine beschauliche Schönwetterwarmwasseransammlung suggeriert, unter deren Oberfläche kalt der Fluss in Wirbeln und Strudeln abtaucht, in unerreichbarer Tiefe bei hohem Druck seinen Weg sucht bis zum Ende des Sees, wo er gewärmt aber ungezähmt austritt und seine Reise fortsetzt.
So komme ich mir gerade vor. Sammeln neuer Kräfte, mich mischend mit all dem Vielen. Abtauchen, taktieren, mich durchschlängeln, die Luft anhalten und schließlich da weiter zu machen, wo ich vor dem großen Schwurbelwirbelchaos aufgehört habe.
Ein Buch ist entstanden, das ich eigentlich schon vor zwanzig Jahren hätte schreiben wollen. In fünfzig Tagen, die ich von Zweibrücken nach Gibraltar radelte, habe ich live, täglich zum Mitlesen meinen Roman ‚Europenner‘ geschrieben. Wenn ich ihn vor zwanzig Jahren geschrieben hätte, wäre es ein vollkommen anderes Buch als es jetzt ist und die Versionen vor fünfzehn, zehn oder zwei Jahren wären auch völlig andere Versionen. Mal wäre es eine Liebesgeschichte geworden, mal ein Reisebuch à la Jack Kerouac, mal ein komplizierter Roman, der vom Tunnelbau handelt – und ehrlich, es gibt all diese Entwürfe noch. Sagen wir einmal, das waren verschwurbelte Kaltwasser-Warmwasserbeimischungen, die sich im Laufe von zwei Dekaden in einem tiefen, langen, breiten See ereigneten und die alle zur Oberfläche hätten steigen können, wenn es die Strudel nur zugelassen hätten.
Nun aber ist ‚Europenner‘ ein einfaches, emotionales Livereiseblog mit vielen tausenden Bildern geworden, Schnappschuss eines Künstlerlebens zwischen Zweibrücken und dem Süden Spaniens.
Ich bin zufrieden. Ich glaube, mit diesem Satz endet das Buch. Und das stimmt.
Die letzten Tage waren anstrengend. Parallel zur Einrichtung eines neuen PCs habe ich mit Arbeiten auf dem einsamen Gehöft begonnen, mit Gartenarbeit – eine ziemlich schlammige Arbeit. Ich kann eigentlich nur mit Gummistiefeln in den Garten, sinke ein bis zum Knöchel. Jede Pflanze, die ich aus den Pflanzgefäßen in den Sumpf versenke, tut mir ein bisschen Leid. Überall quatscht Wasser und auch heute regnete es fast den ganzen Tag. Das Gehöft ist von Gewittern umlauert, wurde aber bisher von Katastrophen, über die man in den Nachrichten allabendlich hört, verschont.
Was ich feststelle: ich komme wieder in eine Position, in der ich arbeiten kann. Nach all dem Aufräumen dieser Tage. Sei es nur, dass ich die Werkstatt in einen derart ordnungsgemäßen Zustand versetzt habe, in dem ich auch einen Vierzehner-Schlüssel finden kann, um den Rasenmäher zu reparieren, oder eben, die Daten alle auf einem neuen PC vereint habe, den Server repariert habe, auf dem dieses Blog läuft und nun, theoretisch, einfach nur ein Browserfenster öffnen muss, um einen Blogeintrag schreiben zu können. Die Maschine läuft rund.
Ich bin wieder da.
Da kommt mir die Einladung von Freund Hagen gerade recht, machste mit bei Ironblogger, fragte er kürzlich per Twitter.
Hä, wassen das?
Schnell mal Suchmaschine. Sie spuckt 110000 Ergebnisse aus, 250 davon sind relevant. Noch während ich mich durch die Ergebnisseiten scrolle, frage ich mich, hat je ein Mensch alle Suchseiten bei Google durchforstet und falls ja, wie lautet der allerletzte Eintrag? The Omega-Google-Rank sozusagen (feat. das ist ein Beitrag für Twitter (das müssen Sie nicht verstehen)) …
… zurück zum Thema Ironbloggerei. Bei Hagen geht es es irgendwie auch um IT und das CMS Joomla und die Geschichte, wie es zum Joomla-Ironblogger kam ist abenteuerlich mit Alles, Grenzkontrollen, Schikane usw. (englischer Text).
Die Ironbloggerei gibt es aber in verschiedenen Derivaten schon länger.
Frühe relevante Spuren für die Ironbloggerei führen z. B. ins Jahr 2011/2013. Es handelt sich um eine Art Initiative, verwaiste Blogs wiederzubeleben. Die Teilnehmenden bei einer Ironbloggerei verpflichten sich, einen Eintrag pro Woche zu schreiben und wenn sie dies nicht tun, müssen sie einen kleinen Betrag in eine gemeinsame Kasse löhnen. Die Bußgelder werden nach einer Weile von den Teilnehmenden entweder gemeinsam verzecht – die Initiativen sind oft regional und es gibt sie in allen größeren Städten – oder im Fall der #ibcoco, der ironblogger.cocoate.com, werden wir uns zu einer virtuellen Konferenz treffen und gemeinsam beraten, wohin das Geld fließt. Ein Wohltätigkeitsprojekt zum Beispiel.
Unsere Bedingungen sind moderat: Wenn man nicht bloggt, fließen fünf Euro in die Kasse. Gedeckelt wird das Ganze bei dreißig Euro. Das ist glaube ich in vielen Ironblogs so üblich, damit sich niemand verschuldet.
Kalt bin ich und strebsam. Der See kommt mir ebenso recht wie er mir in die Quere kommt. Er bremst mich. Er verwirrt mich. Er macht mich meine Identität verlieren für eine Weile. Wie lange brauche ich, um ihn zu durchqueren und wie sehr wird er mich verändern? Werde ich noch ich sein, wenn ich am Ende – es gibt doch hoffentlich ein Ende, ich darf doch weiter fließen? – wenn ich am Ende des Stehgewässers wieder austrete …
… ich habe es doch tatsächlich geschafft, aus zwei alten Computern und drei Festplatten und etlichen USB Sticks einen nigelnagelneuen Computer einzurichten, der mein gesamtes digitales Dasein seit 2001 birgt. Fast zwei Wochen habe ich Daten aufgeräumt, Fotos kopiert, eine neue Verzeichnisstruktur aufgebaut und das System unter Linux dennoch so schlank gehalten (danke, fslint, dankeee), dass es kein halbes Terrabyte umfasst. Dabei sind mir die alten Blogtexte aus den Urjahren des Irgendlink/Europenner-Schreibimperiums unter die Finger gekommen.
Ich lese normalerweise keine eigenen Texte. Nach zweimal Korrekturlesen ist Schluss.
Deshalb war es fast so, als hätte ich ein fremdes altes Blogbuch aufgeschlagen. Von Brotjobs, Reisen, Alltagsleid und Alltagsfreud lese ich und finde so einige Schmankerl, die sich gut auf Twitter machen würden. Faszinierend, dass dieses Twitter, mein derzeitiges Lieblingssozialesmedium, erst einige Jahre nach meinem Eintritt in die digitale Schreibwelt entstanden ist.
Ich ufere aus.
Lasst mich schließen nun. Es ist halb drei nachts. Ein Blogeintrag aus dem Jahr 2005 gibt diesem Artikel seinen kruden Titel – mit der Bahn fuhr ich durch die Südpfalz in einem verranzten Fahrradabteil in einem uralten klappernden Bahnwagen, an dessen Wand jemand mit Edding den Spruch ‚Eine Muschi mit Diziblin‘ geschrieben hatte.
Ha, Diziblin. Ha, Muschi.
English for the #ibcoco bloggers: It’s impossible to translate this article and even if you try to autotranslate it you will not get a human readable information.
I’m new in ironblogging. And I did not have any contact to Joomla. But I’ll install it on a local server to make my experiences with it. Maybee i’ll write about my experiences. But there are else things to think – and write about.
I guess it’s not only about Joomla, your iron blogging projekt, is it?
Me: Artist, Germany, traveler, photographer, literarian, blogger. Living in the outscirts of a small town near the french border.
Ironblogger auf cocoate.com:
http://daydah.com/about-us/our-blog.html | http://twitter.com/daydah
https://davidaswani.wordpress.com/ | http://twitter.com/susumunyu
http://christinegraf.co.uk/ | http://twitter.com/christinegraf
http://hagen.cocoate.com/ | http://twitter.com/hagengraf