Die Gletscherzunge des Königsee-Tourismus #UmsLand/Bayern

Es gab technische Probleme. Und der Akku ist fast leer.

Fing gut an in der gestrigen Morgenkühle. Zum Aufwärmen eine 14 Prozent-Steigung, nicht sehr lange, zum Glück und dann ging es abwärts nach Teisendorf, wo ich einen frühen Edeka enterte und ein bisschen Käse kaufte, sowie in einer Bäckerei das Exostischste, was ich finden konnte. Leider habe ich den Namen vergessen, aber es waren zwei Scheiben frischen Weißbrots mit Marmeladeninlay und knusprig mit Zucker karamellisiert.

Die Etappe zum Königsee sollte etwa fünfzig, sechzig Kilometer lang werden, so fabulierte ich, was im Prinzip auch hingehauen hätte. Nuja, aber der Radweg Bodensee-Königsee glänzt nun mal leider nicht mit Beschilderung, bzw. manchmal stehen auch irgendwelche Karren vor den Hinweisschildern und dann verirrt man sich eben.

So kam es, dass ich immer weiter einem Fluss namens Saalach folgte, ziemlich idyllischer Weg zwischen Hauptstraße und Fluss, und auch jenseits von Bad Reichenhall blieb ich dem Weg treu, bis ich die fehlenden Bodensee-Königsee-Markierungen unter den Radwegweisern registrierte. Ich war auf dem Saalach-Weg gelandet, statt in Bad Reichenhall links abzubiegen. Egal. Pause. Tolle Fotos gemacht auf dem Abweg und es waren auch nur drei, vier Kilometer abseits. Schon überlegte ich, hintenrum zu fahren – über einen Pass und die Deutsche Alpenstraße. Tu das nicht!, warnte mich ein radelndes Paar aus Regensburg. Die Bundesstraße wird es dir vermiesen. Wir plauderten ein wenig. Die beiden waren auf dem Tauernradweg unterwegs, hatten sich mit wenig Gepäck und ohne E-Motor von der Bahn am Brenner aussetzen lassen. Helden unter sich. So sangen wir das Lied aus der guten alten Zeit von den radelnden Reckinnen und Recken, die mit Muskelkraft noch alle Wege meisterten.

Einen Motor hätte ich mir eine Stunde später sehr gewünscht, jenseits von Bad Reichenhall, wo sich der Bodensee-Königsee-Radweg über üble Steigungen bis ca. zwanzig Prozent durch den Wald windet. Etliche Kilometer auch direkt neben der Hauptstraße. Busse voller Königseereisender. Kolonnen Kettenfahrzeuge in Tarnfarben, wohl auf dem Heimweg von der Arbeit im Tal. Auf der Karte sehe ich ein rot gemustertes Gebiet nahe Berchtesgaden, das wohl eine Kaserne ist. Wie auch immer. Sieht martialisch aus. Irgendwie drängt es ja auch die Martialik dieser Tage aus allen Poren. Wie Schweißperlen in Getöse und Geröhre und die hochgezüchteten Autochen mit den Brüllauspuffen und die schön geschniegelten Modemotorrädchen mit den silbernen Schreiflöten sind ja auch nur die Rüstung des kleinen Mannes, der mal Gewalt spielen möchte, ohne allzu sehr über die Stränge zu schlagen.

Zum Königsee radelt man wie in einen Trichter. Radler, Wandererinnen und gen Ende, jenseits von Evil Berchtesgaden, dann eine Art merkwürdiger Pilgerinnenstrom, in dem sich alles mischt. Auf steinigen Wegen direkt neben einem stürzenden Gebirgsbach. Wohnmobilstellplatz, Campingplatz, Parkbänke allüberall und alles, was zu Fuß geht, will irgendwie hinauf zum See, der nur noch ein zwei Kilometer entfernt ist und aus dem sich der kalte, reißende Bach ergießt. Oder kommt er von dort?

Der Königsee ist eine Touristenmaschine wie jede andere auch. Die Fortsetzung des Titisees, nur mit anderen Mitteln, unke ich. Statt Kuckucksuhrenbuden gibts Bergkristallbuden. Gegen 18 Uhr räumen sie langsam die Auslagen aus Käpphen, Kleidchen, Sonnebrillen und Steinen zusammen, müdgeschwitzte Tourimusbudenfleißarbeitende. Einen Lebensmittelladen gibts da nicht, erzählt mir eine müde Frau.

Dann am Schlund. Dort wo der See sich zum Gebirgsbach verjüngt. Schnell ein paar Fotos. Da spuckt ein Kahn eine Hundertschaft Menschen aus und ich schwinge mich schnell aufs Rad, denn die Truppe drängt drei, vier Leute breit, die ganze Straße einnehmend, durchs Tourismusdörfchen. Da kann man mit dem Radel nur noch mitschwimmen im Strom, kein Durchkommen mehr. Aber ich schaffe es gerade noch so.

So müssen sich Gletscher anfühlen, wie sie langsam die Endmoräne vor sich hertreiben. Ich stoppe kurz bei einem Trinkwasserbrunnen, um die Flaschen zu füllen, die Menge wälzt sich unaufhaltsam auf mich zu. Das Wasser fließt langsam. Die Gletscherzunge der Königseetagestouristen wird mich gleich zermalmen, zuschrauben. Löss im Geschiebe aus Menschen.

Aufs Radel rasch. Puh, gerade noch so geschafft und zurück nach Berchtesgaden. Ich hegte Groll gegen die hektische Stadt ohne Radwege, die ich auf dem Hinweg durchqueren musste und nun, auf dem Rückweg, kann ich Frieden schließen. Endlich. Innendrin abseits der Hauptstraße ist das Städchen nämlich sehr lieblich. Auf dem Platz vor Schloss und Kirche treffe ich G., plaudere mit ihr,  die eigentlich Münchnerin ist, aber schon lange in Freiburg lebt und nun ihre Erinnerungen an früher, an das Bayern von vor vielen vielen Jahren, auffrischen will. Sie liebt Kirchen. Wir plaudern und sie verspricht mir, einige Fots zu senden, die sie von mir mit Radel vor der Kirche und dem Brunnen gemacht hat.

Der Rest der gestrigen Etappe: abwärts, abwärts, abwärts immer der Berchtesgadener Ache folgend, meist auf dem anderthalb Meter breiten Seitenstreifen der Bundesstraße. Durchaus erträglich nach Feierabend. Dann Österreich. Plötzlich ist meine Karte auf dem Handy weg. Ich hatte vergessen, die Basiskarte Oberösterreich downzuloaden. Meine Welt endet wie eine mittelalterliche Karte. Nach anfänglichem Umherirren in Anif, erreiche ich den Tauernradweg, dem ich durch den Park Hellbrunn bis Salzburg folge und dort, nicht wissend, wie ich wieder rauskomme, frage ich einen Mann mit Schlips und Fahrrad, nicht etwa das Pärchen, das die Räder schiebt, die alternativ zu fragen gewesen wären. Und das war ein Glückstreffer, denn der Mann ist mein weißes Kaninchen, das mich durchs Salzburger Wunderland leitet bis weit jenseits der Stadt und mir den Weg bis Passau erklärt.

Gegen Dunkelheit dann eine Wiese abseits des Flusses. Das GPS fällt aus. Am nächsten Morgen ist der Datenbankserver der Webseite ausgefallen. Jede Menge Trouble technischer Natur. Den Datenbankserver konnte ich zum Glück neu starten. Das GPS-Problem könnte auch ein Hardwareproblem des Telefons sein oder es liegt am österreichischen Netz. Wer weiß. Ich folge dem Tauernradweg und schaue mal, ob ich papierene Radwegekarten kaufen kann.

So müssen sich Gletscher anfühlen, wie sie langsam die Endmoräne vor sich hertreiben. Ich stoppe kurz bei einem Trinkwasserbrunnen, um die Flaschen zu füllen, die Menge wälzt sich unaufhaltsam auf mich zu. Das Wasser fließt langsam. Die Gletscherzunge der Königseetagestouristen wird mich gleich zermalmen, zuschrauben. Löss im Geschiebe aus Menschen.

Aufs Radel rasch. Puh, gerade noch so geschafft und zurück nach Berchtesgaden. Ich hegte Groll gegen die hektische Stadt ohne Radwege, die ich auf dem Hinweg durchqueren musste und nun, auf dem Rückweg, kann ich Frieden schließen. Endlich. Innendrin abseits der Hauptstraße ist das Städchen nämlich sehr lieblich. Auf dem Platz vor Schloss und Kirche treffe ich G., plaudere mit ihr,  die eigentlich Münchnerin ist, aber schon lange in Freiburg lebt und nun ihre Erinnerungen an früher, an das Bayern von vor vielen vielen Jahren, auffrischen will. Sie liebt Kirchen. Wir plaudern und sie verspricht mir, einige Fots zu senden, die sie von mir mit Radel vor der Kirche und dem Brunnen gemacht hat.

Der Rest der gestrigen Etappe: abwärts, abwärts, abwärts immer der Berchtesgadener Ache folgend, meist auf dem anderthalb Meter breiten Seitenstreifen der Bundesstraße. Durchaus erträglich nach Feierabend. Dann Österreich. Plötzlich ist meine Karte auf dem Handy weg. Ich hatte vergessen, die Basiskarte Oberösterreich downzuloaden. Meine Welt endet wie eine mittelalterliche Karte. Nach anfänglichem Umherirren in Anif, erreiche ich den Tauernradweg, dem ich durch den Park Hellbrunn bis Salzburg folge und dort, nicht wissend, wie ich wieder rauskomme, frage ich einen Mann mit Schlips und Fahrrad, nicht etwa das Pärchen, das die Räder schiebt, die alternativ zu fragen gewesen wären. Und das war ein Glückstreffer, denn der Mann ist mein weißes Kaninchen, das mich durchs Salzburger Wunderland leitet bis weit jenseits der Stadt und mir den Weg bis Passau erklärt.

Gegen Dunkelheit dann eine Wiese abseits des Flusses. Das GPS fällt aus. Am nächsten Morgen ist der Datenbankserver der Webseite ausgefallen. Jede Menge Trouble technischer Natur. Den Datenbankserver konnte ich zum Glück neu starten. Das GPS-Problem könnte auch ein Hardwareproblem des Telefons sein oder es liegt am österreichischen Netz. Wer weiß. Ich folge dem Tauernradweg und schaue mal, ob ich papierene Radwegekarten kaufen kann.

Tag 2 der 3. Etappe (Tag 23) im Rückblick | #UmsLand/Bayern

»Zum Frühstück eine 14 % Steigung und wunderbare Ortsnamen wie Gastag und Wonnau. Im noch schlaftrunkenen Teisendorf eine Bäckerei geentert und Bovesen, meine ich, heißt das süße Marmeladenbrot gekauft«, twitterte Irgendlink heute Morgen.

»Wer bin ich, ein Kneippbecken zu verneinen. Direkt am Radweg Bodensee-Königsee unweit der pittoresken Kirche von Unterengelhäng.
Seit Teisendorf verläuft die Route auf extrem malerischen Wald- und Wiesenwegen. Man warnt mich vor dem steilen Anstieg zum Königsee ab Berchtesgaden«, trötete er um den Mittag rum von unterwegs. Da war noch alles gut. Erst nachher wurde es schwierig. Aber so richtig. Mit Verirren. »Ohnein. Hab mich verfahren, indem ich dem Fluss Saalach folgte. Aber ist schön hier. Muss nun zurück nach Bad Reichenhall.«

Und auf Twitter dies: »Syssiphos von Bad Reichenhall bis Bayrisch Gmein. Das habt Ihr richtig schlecht gemacht, Tourismusteam des BodenseeKönigssees! Beschilderung ist sooo mies. Da wünscht man sich masochistischer Weise auf die Bundesstraße.«

Später schreibt er, wieder versöhnt mit den Wegen: »Was für eine gradiose Rutsche im Tal der Berchtesgadener Ache nun schon fast in Salzburg. Vergessen, die Österreichkarte aufs Handy zu laden. Die Radwegbeschilderung scheint aber gut. Ich folge den Flüssen.«

Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, sucht er einen Lagerplatz um Salzburg herum. Drücken wir ihm die Daumen.

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In seinem Mastodon-Universum, Fimidiverse genannt, trötet Irgendlink seine Reise direkt und unmittelbar. Lest hier über seinen heutigen Tag – und über alle kommenden: https://fimidi.com/@irgendlink

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Fürs Erste wie immer die nur sehr ungefähr geradelte Strecke: Guugl-Link

Den heutigen Track im Gesamtkontext seht ihr hier (Ausschnitt)
(Link folgt morgen Vormittag)

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Das ganze Projekt auf einen Blick (Opencycle-Karte) gibt es hier zu sehen:
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Pfüat eana auch. Von Rosenheim nach Gastag – #UmsLand/Bayern

Gegen halb zwölf steige ich aus dem Zug. Rosenheim. Verlassenster Bahnhof Bayerns, was nicht stimmt, aber was mich in meiner recht verkaterten Stimmung so trifft. Imaginäre rollende Büsche. Zwei Menschen mit aufgeklapptem Notebook warten am Gleis. Wie so moderne Zeugen Jehovas. Oder bilde ich mir die nur ein. Später als ich am Aufzug warte, kommen sie mir hinterher. Die sind echt, zwar keine Zeugen, sondern eher Bahnmitarbeiterinnen, aber echt sind sie. Wie auch das Bahnhofsrestaurant mit Namen Hans Mampf. Mein müder Körper ringt sich eine innere Jubelfeier ab ob dieses Namens. Nach den Frisueren die Gastronomienamenswitze. Willkommen in der Endzeit der Benennung.

Eigentlich gehts mir nicht schlecht. Ich habe nur zu wenig geschlafen und die fünf Stunden im Zug luden auch nicht ein, sich zu entspannen. Ich schrieb ein paar Notizen und dämmerte ansonsten vor vorbeiziehender Landschaft.

Rosenheim raus bedeutet erst einmal, sich aus dem Inntal hinauf zu schuften, wo es aber nicht flach weitergeht, wie das Kunstradelbübchenhirn im ersten Gang kurbelnd sinniert. Ich folge dem Salinenradweg bis zum Chiemsee. Einfaches Schild, auf dem groß SALZ geschrieben steht. Gutso für die müden alten Augen zu erkennen. In Bernau verläuft der Radweg deckungsgleich mit dem Radweg Bodensee-Königssee. Zudem ist die Gegend ab etwa Chiemsee bis etwa Traunstein recht flach. Dann folgen wieder zermürbende Aufs und Abs, die mich in meiner Demut aber nicht mehr erschüttern. Manchmal messe ich die Steigungen mit der Wasserwaagen-App des Handys, steige dazu vom Rad, lege das Handy auf die Straße, 6,7 Prozent hier, 11,3 dort selten mehr als 16 Prozent und alles lässt sich treten, es sei denn, die Strecke verläuft auf Schotterpiste.

Schließlich gelingt mir DIE Innovation des Steigungsmessens, indem ich die natürliche Steigung des Oberrohrs am Radrahmen ermittele, 20 Prozent. Seither muss ich nicht mehr vom Rad, um zu messen, sondern einfach nur 20 Prozent abziehen von meiner quasi Steigungsmessung by Proxy.

Die Aufs und Abs werden von Osmand, dem Trackingtool auch ausgegeben. Ich weiß aber nicht, wie genau das ist. Unvorstellbare über 1500 Höhenmeter habe ich am Ende des gestrigen Tages erkeucht. Es deckt sich auch mit den Angaben auf einer Webseite, die den Salinenradweg beschreibt. Bloß: Wie wurden diese Angaben ermittelt? Im Endeffekt ist es egal. Ich gerate trotz des Sägezahnprofils in einen wunderbaren Flow. Zwar total matsche wegen des Schlafdefizits und der Bahnfahrtstrapazen, aber sehr angenehm. Ruhepol des gestrigen Tages war zweifellos die Heilquelle von Adelsholzen. Zweifach wäre ich beinahe daran vorbei geradelt. Zum einen als es eine kürzere und weniger steil anmutende Route entlang der Bundesstraße nach Siegsdorf gab. Ich erinnere mich, wie ich an der Abzweigung haderte, weiter im Gemalme des Straßenverkehrs auf dem Seitenradweg zu fahren, oder über die Mineralwasserfabrik auf einer engen, kaum befahrenen, im Wald verschindenden, steil anmutenden Straße. Verkehrslärm knechtete mich zur Vernunft und so erreichte ich den Besucherparkplatz der Fabrik und traf einen Angestellten, der mir erklärte, da oben hinter der schönen weißen Villa, gibts eine öffentliche Quelle. Nauf oder nicht? Zweite Schicksalsentscheidung. Entschleunigung ist das Wichtigste Element, um eine aus den Fugen zu geraten drohende Fahrradtour wieder in eine feine Bahn zu lenken und was entschleunigt besser, als das fünfzig Kilo schwere Gefährt ein paarhundert Meter eine brutal steile Straße hinaufzuschieben?

Gute Entscheidung. Die Quelle ist beliebt. Fast erinnert sie mich an ‚meine‘ Quelle in Moutherhouse in Lothringen. Von Fern kommt man per Auto und Kofferräumen voller leerer Flaschen und Kanister, um das kostbare Gut abzufüllen. Großer Andrang. Man lässt mich vor mit meinen zwei armseligen Radlerflaschen.

Bei der Quelle gibt es auch einen Pavillon. Der Ort fühlt sich ohnehin verlockend an. Ich liebäugele, die Hängematte im Pavillon aufzuspannen und dazubleiben. Genug Pavillon-Erfahrung habe ich ja auf meiner Tour in den Aargau, mit dem Rad zur Liebsten, schon gesammelt. Dieser wäre der König aller Pavillons. Groß, sehr ruhig gelegen. Trotzdem fahre ich weiter. Es ist zu früh. Ich würde mitten in der Nacht wach werden und dann wäre das auch ungemütlich, im Dunkeln weiterzufahren, lüge ich mir in die Tasche. Die Wahrheit ist, dass das Vorandrängen, der Bluthund, einfach nicht zu bändigen ist. Wenn schon entschleunigen, dann in homöopathischer Dosis!

Rings um Traunstein einige Kilometer am Fluss namens Traun. Abwwärts. Lohn der Sägezahnmarter.

Viele Begegnung mit Menschen, die mich fragen, woher, wohin, wo übernachten. Bei einem Ort namens Hufschlag steht ein Rondell mit Glasfront, das wie ein Museum aussieht. Es entpuppt sich als Notausgang für den Straßentunnel der Nordumfahrung von Traunstein, erzählt mir eine Frau. Man kann da schön in der Sonne sitzen und das Kirchel beschauen und das Alpenpanorama. Sie habe eine Panoramakarte, in der alle Gipfel verzeichnet sind, erzählt sie mir. Wie sie die Berge liebt! Auf allen Gipfeln war sie früher mit ihrem Freund, der vor 14 Jahren starb. Nun bleibt ihr nur noch Erinnerung. Wie Stein geworden, so ein Menschenleben wenie Jahre vor dem Ende. Mit Rissen und Riefen und abendlichen Spaziergänen zum Kirchel, das wunderschön in einer Wiese liegt. Aus der Tiefe des Rondells brüllt der Straßenverkehr. Hinter der Scheibe ein Modell des Dorfes mit Kirchel. Vielleicht, so frage ich mich, verwandeln wir ja im Laufe unserer zu lebenden Leben alles was uns umgibt irgendwann in ein schön anzusehendes Modell seiner Selbst?

Die Sonne geht. die Frau sagt ‚Pfüat eana‘ und ich antworte ‚Pfüat eana auch‘, was sie mit einem irritierten Lächeln gustiert. Mein Bayerngreenhorn-Ich darf auch mal flappsig.

Zwei drei Steigungen und Gefälle später baue ich das Europenner-Zelt hinter einem Wäldchen auf. Frisch gemähte Wiese. Parkbank, Hochsitz, Bergkulisse, Stille, aber ein bisschen schräg. Dennoch schlief ich prima.

Tag 1 der 3. Etappe (Tag 22) im Rückblick | #UmsLand/Bayern

Was bisher geschah? Nach drei Jahren Unterbrechung und zwei geradelten und verbloggten Reisestücken rund um Bayern ist Irgendlink zurück in Bayern.

Heute früh ist er mit dem EC von Homburg/Saar nach Rosenheim gefahren. Das Künstlerrad frisch gepumpt, mit neuem Gepäckträger und neuem Radständer versehen und mit seinem Radler bereit für den neuen Streckenabschnitt ums Land Bayern.

Das erste Stück, das er diesmal radelt, fiel vor drei Jahren dem schlechten Wetter zum Opfer. Dieses südliche Zuckerstückchen zwischen Rosenheim und Königssee will Irgendlink darum gleich als erstes nachholen, um danach mit dem Zug an den Ort zu fahren, an welchem er vor drei Jahren aufgehört hat (nachlesbar zum Beispiel hier).

Der Plan Irgendlinks ist es, keinen Plan zu haben, sich weder unter Druck zu setzen noch in Stress zu verfallen, um die Bayernrunde diesmal – bis am 4. Juni – fertig zu radeln. Ob es wieder tägliche Blogbeiträge geben wird? Wir werden es sehen.

In seinem Mastodon-Universum, Fimidiverse genannt, trötet er seine Reise direkt und unmittelbar. Lest hier über seinen heutigen Tag – und über alle kommenden: https://fimidi.com/@irgendlink

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Und hier seht ihr die ungefähr geradelte Strecke: Guugl-Link

Den heutigen Track im Gesamtkontext seht ihr hier (Ausschnitt)

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Das ganze Projekt auf einen Blick (Opencycle-Karte) gibt es hier zu sehen:

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Herzliche Grüße aus der Homebase
Sofasophia/SoSo

Finally #UmsLand/Bayern part three

Drei Jahre sind vergangen, seit ich in Zwiesel im Bayerischen Wald mein Projekt UmsLand/Bayern unterbrechen musste. Schlechtes Wetter, keine Aussicht, die Strecke bis zu Ende zu schaffen und ein bisschen Blauäugigkeit trugen Schuld daran, dass ich etwa 1200 Kilometer vor Vollendung der Runde abbrach. Kannst ja im Herbst weiter machen oder nächstes Jahr, dachte ich.

Mein Leben als Mensch in einer Gesellschaft war damals geprägt von einem seltsam verklärten Blick in Zukünfte, die noch irgendwie zu retten sind. Eine naive Alles-wird-gut-Mentalität.

Die Dinge können recht schnell recht kompliziert werden.

Morgen früh werde ich mit dem Zug nach Rosenheim fahren. Der IC Dachstein ist ein weiteres Wurmloch nach Bayern. Ohne Umsteigen. Das ist mir wichtig. Ich mag kein Gerangel. 5:58 gehts los in Homburg/Saar.

Schon um die Mittagszeit dürfte ich in Rosenheim sein. Dort werde ich den Salinenradweg bis zum Radweg Bodensee-Königssee nehmen, südlich am Chiemsee vorbei ins Berchtesgadener Land, zack, Königssee und dann der Salzach folgen in Österreich bis Simbach am Inn. Ich bin pedantisch, will den Zipfel, den ich wegen übelsten Regens im Mai 2019 ausließ auch erfahren.

Von Simbach geht es per Zug zurück nach Zwiesel und dann folge ich dem alten Plan auf grenznahen Fernradwegen, den ich in dieser Google-Karte skizziert habe. Darin sind jede Menge Strecken gelistet und ein paar eigene Routen, die die grenznahen Radwege verbinden. Sowie ein paar Punkte von Interesse, die mir vor drei Jahren interessant schienen.

Der aktuelle Status des Kunst-, Blog- und Reiseprojekts wird in dieser Karte dargestellt. Sie enthält Bilder, tatsächlich bereiste Strecken und die jeweiligen Tagesetappen mit Blogbeiträgen.

Was in den nächsten zwei Wochen in diesem Blog passiert, hängt von der Tageslaune ab. Ich habe nicht die Absicht, mir einen Zwang anzutun. Da das Projekt eigentlich tot ist, habe ich es auch bei Funk und Fernsehen nicht an die große Glocke gehängt.

Ein schönes Blog-Buch wird es ohnehin.

Neben Twitter und Facebook als Noreply Social Media werde ich den aktuellen Abschnitt auch im #Fimidiverse (ein kleiner Teil des sogenannten Fediverse) mit kurzen Statements von unterwegs garnieren (dort spielt die Musik :-) ).