Runter in die Stadt

  • Runter in die Stadt

    Vorweihnachtliche Resterledigungen

    Oder sollte es besser heißen: diesseits und jenseits der Warteschlange? Oder: wie ich einmal dachte, ich würde Weihnachten daheim verbringen und plötzlich: eine andere Gegend? Egal. Runter in die Stadt. In der Landstuhler Straße hat jemand ziemlich Pech, dass ich an ihm vorbei brause, während er gerade versucht, sich in den fließenden Verkehr einzufädeln; und warten muss bis ich vorbei; und dann hinter so einem Idioten herfahren muss, der exakt fuffzig fährt. In der Stadt.  Ich. Obwohl es sowieso nicht schneller geht. Trotzdem hängt er mir Dezimeter entfernt an der Stoßstange. Telefoniert. Jetzt bremse ich auch noch, weil vor mir der Idiot, ein Gülleabpumplaster nur dreißig fährt. Hier auf der…

  • Runter in die Stadt

    Zweibrücken, Verdrossenheitsallee

    „Runter in die Stadt“. Ich weiß nicht, wieviele Einträge mit diesem Claim markiert sind. Fast wäre es eine Rubrik wert. Die Runter-in-die-Stadt-Passagen sind grobe Situationsbeschreibungen eines hastig durch die Welt Schreitenden, der irgendetwas will. Einkaufen, Bank, Post etc.. Bestandsaufnahmen, en Passant geschrieben und gewürzt mit einer Prise Wehmut über das Dahintrudeln der Gesellschaft. Die steilste Straße der Stadt ist wie ausgestorben. Der hinaufkeuchende Typ schaut mich verduzt an, als ich ihn grüße. Grüßen ist eine Frage der Richtung, in die man sich bewegt. Und der Größe der Ortschaft, in der man sich befindet (siehe hierzu: Diesseits und jenseits des Grüezigrabens). In der Stadt grüßt man nicht, auf dem Dorf ist…

  • Allgemein,  Runter in die Stadt

    Die Welt, ein Datenkatapult

    Dass das Jahr ohne Termin, das ab Mitte September angedacht war, ein potemkinsches Jahr ohne Termin voller Termine wird, dass es nur ein böhmisches Dorf unter den Zeiteinheiten ist, hätte ich mir ja gleich denken können. Wie anmaßend muss man sein, um Weihnachten und Neujahr, Geburts- und Todestage, Ostern, Arzttermine, Ausstellungseröffnungen, Steuererklärungsabgabefristen und alles andere, was das Menschsein ausmacht, einfach ausblenden zu wollen?

  • Allgemein,  Runter in die Stadt

    Endsumme Vierundvierzig-Nochwas

    Das Telefon steht nicht mehr still. Wie Thaimassage trampeln die im Sommer gekündigten Anbieter – von was auch immer. Herr Irgendlink hatte im August in einer „Think like an animal – be like an animal“-Phase etliche Verträge gekündigt. Telefon, Internet, Versicherungen. Unnötiges Gelump. Nun besinnt sich der eine oder andere wohl seiner Kundendatei und drangsaliert. Es ist widerlich. Ein unausschlagbar günstiges Angebot jagt das nächste. Der Tiefpunkt konsumatorischer Abtrünnigkeit. Freitags erlege ich ein Reh, Frontalzusammenstoß. Sofort tot. Nervige Behörden- und Versicherungstelefoniererei, Lauferei, Werkstattfahrerei. Blinker kaputt, Haare an der Stoßstange und dieses Bild im Kopf von dem noch warmen Tier im Straßengraben mit umgedrehtem Kopf. Mittwoch könnte „Untenst“ sein. Der absolute…

  • Allgemein,  Alltagsphilosophie,  Runter in die Stadt

    Prozesswesen

    Runter in die Stadt. Die Einsamkeit des Gehöfts, auf dem ich lebe, endet nur hundert Meter entfernt auf der Landstraße, wo ich mich für gewöhnlich in den fließenden Verkehr einfädele. Ein Auto mit Sankt Wendeler Kennzeichen schleicht mit Sechzig vor mir her, trotz keinem Gegenverkehr überhole ich nicht, da vor dem Auto ein Wohnmobil fährt und vor dem Wohnmobil ein Tieflader mit Bagger. Bald schon sind wir an der Stadtgrenze, wo ohnehin nur noch Fünfzig gefahren werden darf. Was sind wir: Prozesswesen. In uns läuft ein Programm und wir alle sind Teil eines größeren Programms, das in Boole’schen wenn-dann-Schleifen ewig mahlt. Unds und Oders verknüpft mit Nichtunds und Nichtoders, garniert…