Von kosmodämonischen Kreuzungen, Wartezeiten und Cut-ups

Eine Ölgemäldesimulation einer Stadtlandschaft zeigt einen Betonkubus ohne Fenster vor einem Weinberg. Rotweise Baken flankieren die trostlose Szene.

Ich öffne das Admin-Panel des Blogs. Ein unbeschriebenes Textfeld tut sich auf. Eben noch voller Elan erste Zeilen zu hacken, verlässt mich der Mut. Ist das jetzt meine nahe Zukunft?

Erst einmal Updates. Das Linux Terminal zeigt sich gewohnt schwarz. Login am Server. Die Maschine listet etliche zu erledigende Updates und verlangt einen Serverneustart. Der Server ist so etwas wie die unsichtbare Wurzel dieses Blogs und einiger anderer Webseiten. Ich widme der Wurzel regelmäßige Pflege. Mit einem „apt update“, „apt upgrade“ und „reboot“ ist die Sache vom Tisch. Und das Textfeld von vorhin immer noch leer. Ist das die Zukunft?

Letzten Samstag spuckt mich ein doppelstöckiger IC in Stuttgart aus. Superpünktlich ging die Reise in Nürnberg los und glaubt mir, ich hätte liebend gerne ein bisschen Verspätung gehabt. Die Umstiegszeit in Stuttgart war mit über einer Stunde gut bemessen. Pünktliche Bahn, ist das jetzt die Zukunft?

Um die Zeit tot zu schlagen hatte ich in Social Media gefragt, was man denn in Stuttgart so tun könne. Einer sagte, gar nicht erst hinfahren. Jemand anderes empfahl die Stadtbibliothek und als es ans Aussteigen ging, belauschte ich eine Frau beim Telefonieren „lass uns am SWR 3 Park treffen“. Ein Zeichen gewiss. Im Getümmel am Gleis verlor ich die Frau jedoch aus den Augen. Adieu SWR 3 Park. Folge stattdessen den auf den Bahnsteigen aufgemalten Linien – eine rötliche verschammerierte Linie mit Richtungspfeil führt raus, eine grünlich verschammerierte Linie führt ihr entgegen hinein in den Bahnhof. Unendlich viele Winkel. Am Bahnhofskopf die Baustelle des neuen Bahnhofs. Menschen starren durch Plexiglasfenster auf das weite wüste Feld. Es ist echt kompliziert, den Bahnhof zu verlassen. Ich irre durch die Stadt, denke, machst ne kleine Runde hier durch die Großbanken bis ins verranzte Viertel mit ein paar Abbruchhäusern, vorbei am innerstädtischen Weinberg und drüben auf der anderen Seite der kosmodämonischen Kreuzung, an der wohl alles mit allem kreuzt, kommste dann zurück. Rechnung ohne die Verkehrsplanenden gemacht. Fußwegumleitungen from Hell. Fast werde ich panisch als die Zeit schrumpft, der Anschlusszug bald einfährt und ich nicht weiß, wie ich die 50 Meter über die Dämonenkreuzung bewältigen soll. Hat das jemals jemand einfach so gemacht, ohne auf Ampeln zu achten? Überlebte er oder sie? Ist das jetzt die Zukunft?

Ein Kurztrip nach Nürnberg zu alten Freunden liegt hinter mir. Darüber hier im Blog zu berichten denke ich die gesamte Zugfahrt nach. Bloß, die Sache ist komplex. Es passierte – vom Start in der Pfalz am letzten Donnerstag via Nürnberg bis ins tiefste Franken zu geheimnisvollen Felsen und alten Mühlen – so viel, dass ich über Schreibtechnik nachdenke, statt zu schreiben … ähm, nein, ich mache unterwegs während der Bahnfahrten viele Notizen im Smartphone, weiß nicht, ob ich sie jemals nutzen werde, ist gutes Zeug dabei – wie auch immer, ich überlege mir eine Schnitttechnik mit einzelnen Szenen der näheren Vergangenheit, die ich mosaikartig und spontan in einem Blogartikel montiere. Vielleicht ist es die Zukunft, die Vergangenheit auf diese Art zu zerteilen und erzählerisch zusammen zu setzen?

Wieder in der heimischen Künstlerbude geht der Arbeitsalltag ins noch junge Jahr. Ich versuche, so viel wie möglich „was mit Kunst und Schreiben“ zu machen, so mein guter Vorsatz für 2023. Den Kopf leer kriegen von Krieg, Covid und lästigen Gedanken an den Zerfall des eigenen Körpers, was gar nicht so leicht ist.

Und regelmäßig zu bloggen. Das ist die Zukunft.

Hinter der folgenden Paywall steht kaum ein Wort. Ich baue sie dennoch in diesen Artikel, denn auch das ist die Zukunft.

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Hab tausend Dank für Dein Vertrauen.

Das Hohelied des Null-LeserInnen-Blogs

Last Exit Weblog. Ich denke, ich fürchte, ich hoffe, ich bin auf der richtigen Spur. Zurück zu den Wurzeln im Anbeginn des weltweiten Netzes. Als der Mensch, im Fall ich, noch frei war und sich nicht bis in den letzten Winkel seines Denkens in den sozialen Medien verirrte. Dieses irre Fraktal aus Ansichten, Meinungen, Bekundungen, dieses Machwerk sich selbst ausschmückender und somit unauthentischer Lebensläufe. Das ist doch alles nicht echt!

Nach der Reise rund um Bayern: Facebook auf, um zu reagieren auf die automatisch durchgereichten Blogeinträge. Unterwegs wollte und konnte ich Facebook nicht öffnen. Warum ich dennoch dort poste und Mitglied bin? Es sind die Menschen. Manche Menschen kenne ich nur auf Facebook. Deshalb bin ich da. Auch da. Manche Menschen sind nur auf Whatsapp erreichbar und so weiter und so fort und deshalb sind wir eben auch bei und so weiter und so fort.

Ich hatte vor vielen Jahren einmal gesagt, ein Mensch, ein Blog. Das war eine Zeit, in der man sich im Netz immer mehr verzetteln konnte, sich bei diesem und jenem Blog-Portal anmelden konnte, um zu publizieren, um der Gemeinde Inhalte beizusteuern und einen gemeinsamen Mehrwert zu schaffen. Myblog hier, TwentySix da, Antville jenerorts, Thumbler, WordPress … man konnte sich zig kostenlose Blogs anlegen. Doch wozu? Um des virtuellen Sternchens Willen? Blogger der Herzen und Likes? Letztenendes gewinnt die Plattform, die dir das Meiste zurückbringt. Kommentare, Herzchen, Daumenhochs und Sternchen. Glasperlen der Moderne allerorten und was dabei untergeht: Darum geht es doch gar nicht.

Ich propagierte das Null-Leserinnen-Blog. Die Königsdisziplin. Bloggen um des Bloggens willen. Egal, ob es überhaupt jemand liest. Die Frage, warum man in diesem Fall denn nicht in sein kleines, papierenes Tagebuch schreibt und gut ist, stand lange Zeit berechtigt, bis mir bewusst wurde, dass es sich um Erde handelt und um Saat. Der Kipppunkt zwischen ich publiziere, theoretisch ist es jedem Menschen der Erde möglich, den Inhalt aufzunehmen, weiter zu spinnen an einem Gedanken und dem ich schreibe es in eine geheime Kladde, die niemand sonst lesen darf, ist auch der Kipppunkt, bei dem es um bedingungsloses Wachstum geht. Im ersten Fall bringst du eine Saat aus, die ganz ohne Zwang entweder wachsen darf oder vergehen, wie das in der Natur eben so ist, bei der zweiten hegst du auf deinem privaten Balkon die Samen. Mag sein, dass deine Zimmerpflanze der Webpublikation eine Weile gedeiht. Aber die wird sich garantiert nicht vermehren. Die erstere hingegen hat wenigstens die Chance darauf.

‚Ein Mensch ein Blog‘ ging natürlich prächtig schief, seit ich diverse Projekte ausgekoppelt und in selbst gehostete Blogs gepostet hatte. Das ist etwas anderes, als jedem Trend hinterher zu laufen für ein paar Klicks mehr. Mittlerweile sind es etwas zehn verschiedene Blogprojekte, die ich größten Teils abgeschlossen habe. Zum Beispiel gibt es das Paminablog und das Erdversteck als verschiedene Saatgutlinien … und noch so ein paar Projekte. Das Hauptblog, der am besten und intensivsten bewirtschaftete Acker, ist und bleibt dieses hier, in dem du gerade liest. Hier laufen alle Spuren zusammen. Es ist die Saatgutbank meiner feinen Künste und der Bloggeratur sozusagen.

Kurzum, Facebook wieder zu. Es bereitet so ganz und gar keine Freude. Es verwirrt mich. Ich kann mich noch nicht einmal über die Statistiken freuen; ich weiß was von Glasperlen und ich kann sie von Diamanten unterscheiden. Facebook und Twitter werden dir nie Diamanten geben. Diamanten sind so selten wie gut gehegte, von Inhaberinnen geführte Blogs. Da kommste nicht einfach so ran. Die liegen nicht wie Sand am Meer. Noch nicht einmal wie Bernstein, die bestellste nicht containerweise in einer billigen Blogherstellerfabrik und vertickst sie zu Massen über den Telekanal.

Metablogging. Bloggen über das Bloggen. Halte dich zurück, Herr Irgendlink. Klar willst du deine Geschichte erzählen, aber du musst doch nicht erzählen, wie du die Geschichte erzählst wie du die Geschichte erzählst wie du … und allegorisieren auf die Allegorie der Allegorie … musste auch nicht.

Es ist jedoch ganz klar, dass im Vorfeld des zu entstehenden Großen und Reinen, einem Buch zum Beispiel, erst einmal jede Menge Material gesammelt und nebeneinander gestellt wird. Dann die Verbindungen suchen. Unsichtbares sichtbar machen, Gutes verstärken, nicht erwünschtes löschen. Womit wir wieder beim Garten sind. Dein Saatgut ausbringen, es düngen, gießen, hegen, die unerwünschten Pflänzlein ausrupfen, hacken, Schnecken fern halten, die Blattläuse, vergiss die Blattläuse nicht und ja, der Ansatz von literarischer Brennnesseljauche schadet nie.

Jede Menge Daten habe ich gesammelt auf der Reise #UmsLand/Bayern. Drei Kategorien: GPS-Tracks, Fotos, Texte. Alles in Rohform im Blog sichtbar. Fast alles. Manche Beiträge sind privat gestellt, weil sie noch nicht korrektur gelesen sind. Aber letztlich ist der Garten ‚UmsLand/Bayern angesät. Frühlingsstimmung. Viel Arbeit. Dass ich ein Buch daraus mache, sagte ich im gestrigen Blogartikel. Ja. Ich mache ein Buch daraus. Wie es aussehen wird? Das weiß ich, wenn ich sehe, wie sich die Saat entwickelt. Wahrscheinlich ein reines Textbuch, eine Art Reisebericht in Romanform mit einem kleinen Bildteil in der Printversion. Verlag? Vielleicht. Ich habe keine Lust, mir die Hacken wund zu laufen. Hier kommt der Null-Follower-Hassardeur in mir zum Vorschein. Der Sache an sich, Sache an sich, Sache an sich-Plärrer, der, der für die Nachwelt arbeitet, oder nein, noch nicht einmal, der, der sät um des Säens willen und sich am Wachsen (und auch am möglichen Vergehen) erfreut. Der auf eine späte Ernte hofft, aber nicht darauf angewiesen ist.

Wenn ich an einer Sache arbeite, entsteht manchmal eine Art Flow, in dem ich an der Sache auf immer weiter arbeiten kann, ohne, dass ich dabei erschöpfe oder Fragen stelle oder etwas wie Sinn darin suche. So kann ich stundenlang zum Beispiel glücklich Geschirr spülen, eine schmutzige Ecke auf dem einsamen Gehöft aufräumen, einen dreihundertfünfzig Kilometer langen Radweg durch Wälder radeln (Grünes Band, tagelang, nicht nur stundenlang), diesen Blogartikel schreiben, ohne mir Sorgen zu machen, ob ihn je jemand liest. Sobald er fertig ist und im Netz steht, ist er eine Saat. Wenn sie jemand liest und auch nur etwas mitnimmt, vermehrt sich die Saat. Gutso. Wenn nicht, bleibt die Saat einfach liegen. Im Gegensatz zu natürlichen Saaten, bleiben die künstlichen, digitalen so lange erhalten wie die Server laufen, wie die Blogadressen bezahlt werden, wie die Hosterinnen und Hoster (im Fall ich selbst) dies ‚er-tragen‘ können. Und so lange wie es Wesen gibt, die die Inhalte dekodieren können (im Fall welche, die die Sprache der Texte verstehen).

 

 

Quäl dich, du Sau! Schreib!

Nachmittags lief es ziemlich verquer mit einem ersten, informierenden Blogeintrag über das bevorstehende Projekt Zweibrücken–Andorra 2020, bekannt unter dem Hashtag #zwand20. Irgendwie radebrechend an einem Artikel über das Vorhaben und die vielen Unsichtbarkeiten, die – arbeitstechnisch – dahinter stecken, verrannte  ich mich in einen Blogartikel, der mir so ganz und gar nicht gefallen wollte. Ein holperndes, seelenloses Etwas, so diagnostizierte ich resigniert beim ersten Korrekturdurchlauf. Das darf nie nie nie an die Öffentlichkeit, dachte ich. Ich legte das digitale Machwerk zu den Privatnotizen ins Blog und hielt erst einmal ein Mittagsschläfchen. Ziemlich geknickt. Wie soll das bloß werden mit den kommenden Tour, wenn ich denn nächsten Dienstag schon losradele und allen da draußen verspreche, ich berichte über die Reise? Wie gewohnt am offenen Herzen der Literaturin Konjunktion der Klaviatur der Tweets mit der orchestralen Wucht dieses Blogs, ein literarisches Einmannorchester auf den virtuosen, spiegelglatten Tasten des Smartphones, hey! Was für eine Katastrophe, wenn ich mich tagelang in erklärenden Meta-Artikeln über die Eingeweide der Software und was weiß ich, was ich noch alles im Hintergrund geschuftet habe, auslasse. Mann Mann Mann. Laaangweilig. Vergiss den Artikel, sagte ich mir. Er spielt keine Rolle und überhaupt, Junge, du hast doch gar keine Übung mehr im Schreiben. Du kannst nur noch coden und kryptisches Zeug auf dem Terminal tippen, aber eine echte, packende erlebte Geschichte, die kriegste so nie und nimmer hin. Du bist eingerostet. Ein alternder Westernheld, der mit zittriger Hand das Schicksal bedrohter kleiner Westerndörfer zum Guten wenden soll.

Nachdem ich am Wochenende das Reiseradel endlich mit neuen Ersatzteilen bestückt hatte, bin ich sonntags in einer der raren Regenpausen ein bisschen testfahrend unterwegs gewesen, nur etwa zwanzig Kilometer im Kreis (das Hamsterrad des Europareisenden sozusagen) abwärts in die Stadt, dabei einen Track mitlaufen lassend, genau wie beim richtigen Reisen und was soll ich sagen, welch Wohlgefühl! Das neue Schaltwerk, nach elf Jahren erstmals ersetzt, nach mindestens dreißigtausend Kilometern, vielleicht auch mehr, ich kriege die Gesamtzahl nicht mehr auf die Reihe, läuft wie ein Nähmaschinchen. Hätte ich gewusst, wie leicht es ist, eine neue Schaltung einzustellen im Gegensatz zur alten ausgeleierten, ich hätte schon viel früher gewechselt, sagte ich mir. Aber immerhin, es ist gut, zu erkennen, dass man auch eine Schaltung dreißig- vierzigtausend Kilometer fahren kann, nur für den Fall, dass man einmal um die Welt radeln möchte. Egal. Mir dämmerte plötzlich, dass ich sowohl radlerisch, also körperlich, als auch schreiberisch, also kreativlich total aus der Übung bin und dass ich im Vorfeld der Reise nicht nur den Körper in den Sattel hieven muss, sondern mich auch dazu zwingen muss, schreiberisch Fitnessübungen auf mich zu nehmen. Ich muss mich warmschreiben vor der Reise. Der Artikel vom Nachmittag bleibt für alle Zeiten geheim, aber vorhin, in einer Art Anwandlung und Rückbesinnung auf Vergangenes, schrieb ich einen kurzen Artikel, der dem Zyklus UmsLand/Bayern zuzuordnen ist (siehe voriger öffentlicher Blogartikel) und da wurde mir Zweierlei klar: auch Schreiben braucht Training und Gewohnheit, ganz wie Sport, Radfahren, Wandern und es ist verdammt wichtig, ein Thema zu haben, also ein greifbares Etwas, ein Leitfaden, ein Track und nicht solche Lullifullie-Problemschilderungsmomente, in denen sich der Autor, moi même, im Kreis dreht und sich über die uninteressanten unsichtbaren Arbeiten auslässt, die er unter der Motorhaube des Blogs und der ganzen Livereisemaschinerie durchführt, damit das Maschinchen am Ende wohlig schnurrt.

Zum Training, ich habe ja noch ein paar Tage, bis ich auf Tour gehe (es sei denn, das der Virus funkt dazwischen), habe ich zum Glück noch einige Baustellen lose Fäden, an denen ich weiter knüpfen kann. Die nächsten Tage werden zeigen, ob es mir gelingt, den Blogreaktor wieder in Betrieb zu nehmen. Bleibt am Ball. Oder auch nicht. Ganz wie es Euch beliebt.

Oh, und fast vergaß ichs, der Blogtitel, der ausnahmsweise schon vor dem Schreiben dieses Eintrags feststand, ist ein Zitat des Pfälzer Radprofis Udo Bölts, der, wie Wikipedia schreibt, Jan Ulrich in den Vogesen auf der 18. Etappe der Tour de France 1997 mit diesen Worten anfeuerte.

Feilen am Publishing System

Ich hatte schon erwähnt, dass ich die kommende Reise gerne zweigleisig publizieren möchte. Zum Einen wie gewohnt per Blog in einer Art Tagesrhythmus, also wie tägliche kleine Zeitungsberichte. Zum Anderen auf Twitter in 140 Zeichen lange Aphorismen zerlegt mehrmals täglich. Ich weiß nicht, ob das zeitlich machbar ist, schließlich hat man es als radelnder Reisender auch mit ganz anderen Rhythmen zu tun, als mit Schreib- und Denkrhythmen. Das Leben auf der Straße, kunstschaffend, ist wie ein inneres Konzert. Eine Art literarisches, schöpferisches Kammerorchester … wer dirigiert?

Auch der physische Rhythmus ist wichtig unterwegs. Man wird müde, hungrig, muss sich was kochen, Lagerplatz suchen, der Gedankenrhythmus, so er sich denn einstellt, ist stetigen Störungen unterworfen. Aber diese anderen, scheinbar störenden Rhythmen befeuern ihn auch. Der Input aus der Umgebung. Begegnungen mit Menschen. Situationen. Die Umwelt. Gefühle. Das Wetter. Gegenwind. Allesamt Unkalkulierbarkeiten, die als – ich will nicht sagen Stör – Geräusche mitspielen im Orchester der Livereise.

Twitter nun. Wie muss ich mir das vorstellen als Laie? Es ist ein sogenanntes Microbloggingsystem. Die Blogeinträge sind maximal 140 Zeichen lang.

Klingt kompliziert, gell? War es auch anfangs. Ich habe fast drei Jahre gebraucht, bis ich letzten September endlich mit meinem Twitteraccount warm geworden bin. Ich hatte einfach nicht kapiert, wie einfach es ist. Im Grunde ist es eine Art kollektive Gedankenablademaschine, ein Kommunikationsmedium und zudem kann es eine Schreibstilschule sein. Wer nur 140 Zeichen hat, um einen philosophischen Gedanken, eine Herzensangelegenheit oder einen Scherz zum Ausdruck zu bringen, lernt schnell, welche Worte wirklich wichtig sind (wenn dieser Satz ein Tweet wäre, sähe er anders aus).

Ich schweife ab. Eigentlich wollte ich nur testen, wie ich Tweets aus dem Twitteraccount auf dem Smartphone in einen Blogeintrag einfügen kann. Also mit Kasten außenrum, Zeitstempel usw. Scheint per Mailexportfunktion und Copy und Paste zu gehen. Über das innere Kammerkonzert der feinen Künste schreibe ich dann in einem späteren Beitrag.

Irgendlink (@irgendlink)
Ein Dienstag im Montagskostüm. Das erste Ungeschick schon hinter mir. Ich bin gewarnt. Bloß keine Kettensäge heute.

Schrödingers Osterei

Ursprünglich fälschlicher Weise wurde das wohl berühmteste Gedankenexperiment der Physik, Schrödingers Katze in den wissenschaftlichen Journalen weltweit verbreitet.

Tatsächlich jedoch hatte Erwin Schrödinger Ostern 1935 ein ganz anderes Gedankenexperiment formuliert, um seine Idee vom paradoxen Überlagerungszustand makroskopischer Systeme der Quantenmechanik zu veranschaulichen.

Schrödingers Osterei: In einer luftdicht abgeschlossenen Kiste befindet sich ein Ei, ein radioaktives Präparat, ein Auslösemechanismus und ein elektrisch betriebener Pinsel. Wenn das radioaktive Material zerfällt, löst es den Pinsel aus und das Ei wird bemalt.

Nach den Regeln der Quantenmechanik befindet sich das Ei in einem Überlagerungszustand aus „bemalt“ und „unbemalt“. Und zwar so lange, bis die von außen nicht einsehbare Experimentieranordnung geöffnet wird.

Schrödingers Osterei

Das gleichzeitig bemalte und unbemalte Osterei würde erst dann auf einen eindeutigen Zustand festgelegt, wenn man es beobachtete.

In Anlehnung an Schrödingers Osterei werden solche Zustände auch als Eierzustand (engl. egg-state), bzw. Schrödingers egg-like state bezeichnet.