Versteckte Kunst

Bis drei Uhr nachts geschuftet an der CD. Nun ist sie fertig. Leider durch eine Lücke im Programm sämtliche Image-Tags (die Dinger, die auf einer Homepage machen, dass Bilder angezeigt werden) in nicht-XHTML-konformer Form eingefügt. Bei der Menge an Bildern ist das auf die Schnelle nicht zu ändern, stört aber auch nicht. Wirf einfach den Anspruch, perfektes HTML zu schreiben über Bord.
Die Massen-Editierfunktion des Phase5-Editors kann zwar viel, aber mit Wildcards kann sie nicht umgehn (oder gibts eine neue Version, die das kann?). Ein einzelnes überflüssiges Ü steht auch noch in 500 Dateien. Umlaute kann der Editor nämlich auch nicht mittels Massen-Editierfunktion ersetzen.
Künstlergeplänkel. Das Labyrinth beschäftigt mich nun voll und ganz, so dass ich nach 5 Stunden schon wieder hellwach bin. Zufrieden mit der gestrigen Arbeit.

Heute gehts entspannter zu. Ich muss nämlich radeln, um zu arbeiten. Das Labyrinth im südöstlichen Teil, meist über Waldwege, abklappern und nach geeigneten Erdverstecken suchen. Einige Bilder der Ausstellung werden im Wald versteckt. Man kauft die CD mit der Wegbeschreibung. Das verzahnt das konventionelle Vernissagenevent mit dem echten Bliestallabyrinth.

Außerdem fehlen noch drei Bilder, die ich im Frühjahr nicht gemacht habe, weil vor der Galerie ein Sperrmüllhaufen lag und ich den Galeristen nicht antun wollte, dass das Eingangsportal anlässlich des 40-jährigen Galeriejubiläums mit Müll vornedran gezeigt wird. Ich bin eben sensibel.

Bliestallabyrinth – zentralen Lageplan “wahrgemacht”

Freitags vor dem Atelierfest. Noch schnell runter in die Stadt zum Fotospezialisten, der den zentralen Plan des Bliestallabyrinths in seinem Labor gernerierte. Er drückte mir ein Rohr in die Hand, in welchem das Kunstwerk verpackt war. Heiß in meinen Händen – ich brannte sozusagen darauf, die Ergebnisse harter Schufterei, welche ich bisher nur verkleinert oder ausschnittsweise auf dem Monitor gesehen hatte, ausgebreitet auf einem Tisch zu betrachten. Zurück auf dem Gehöft warteten schon horstundireneschmitt aka Brandstifter und Schmuckdesignerin T., bombardierten mich mit Fragen: „Wo können wir unsere Kunst aufbauen, wo ist Licht?“ etcetera, so dass ich das Rohr mit dem Plan in die Ecke legte und über all dem Trubel vergaß. Nur spätnachts leuchtete es manchmal und ich war versucht, das kostbare Werk auszupacken. Mitten in der Nacht ein solches Großod zu entrollen während überall auf dem Fußboden schlummernde Künstler liegen, schien mir der Situation nicht angebracht.

So dauerte es bis Montagabend, ehe ich mich von der Qualität überzeugen konnte. Die Aufregung, ein Werk, an dem man Pixel für Pixel tagelang gearbeitet hat, endlich in „Echt“ zu sehen, ist kaum zu beschreiben. Viel eher schon die Zweifel, die an einem genagt haben, während der Arbeit: Was macht das für einen Sinn? Was tust du da überhaupt, setzst aus einer Serie von knapp 100 Screenshots eine originalgetreue, hochauflösende  Googlemap zusammen und pflegst wegen bildgestalterischer Imponderabilitäten sämtliche 540 Wegmarkierungen händisch ein. Konzeptkunst ist nicht leicht zu erfassen. Selbst ich, als Konzeptkünstler, stehe manchmal fassungslos vor den Werken der Kollegen und versuche sie zu erschließen. Wunderbar, wenn es gelingt, die unsichtbaren, verschlungenen Wege, die der Künstler gegangen ist, aufzuspüren.

Nachdem ich das Bild einigen Unbeteiligten gezeigt habe, welche mit glänzenden Augen bekundeten, das würd ich mir aufhängen, kristallisiert sich heraus, dass es durchaus plakative Qualität hat und somit entgegen früheren Arbeiten ein zweites Standbein hat. Was ungefähr folgendes Fazit zulässt: Die Kunst ist zwar immer noch ein Buch mit sieben Siegeln, aber es macht Spaß, sie zu betrachten.

Die letzten Tage in einer Mischung aus Bau- und Computerarbeit verbracht. Vermutlich wird das nächste Atelierfest ein Stockwerk tiefer in einem zwar kleineren aber viel helleren und vor allem Vogel-freien Raum stattfinden. Die Fensterfront ist fast geschlossen. Ich muss meinen Freund Fensterbauer anrufen und um Glas betteln. Die größenwahnsinnige Tat, die Wände herauszukloppen und die Glasfront zu vergrößern, sprengt mein derzeitiges Glaskontingent bei Weitem. Man erkennt wo die Tür sitzen soll. Der Fußboden ist erahnbar.
Am PC, zwecks dreier zu erstellender Webpräsenzen, mich in das CMS Joomla!  eingearbeitet. Faszinierend. Erster Eindruck: es ist wie WordPress (das System, mit dem dieses Blog generiert wird) plus viel viel X.

Aber heute: erstmal Radfahren und entspannen. Wäre dann der erste Tag seit Langem, an dem der Kopf frei ist.

Arbeiten im Labyrinth

Alltagstrott hat mich wieder – oder sollte ich sagen Allnachtstrott? Ich arbeite spätabends und nachts. Habe den Monitor am Zweitrechner frisch kalibriert und verwandele die 540 Bilder des Bliestallabyrinths in 10-15 Fotos, welche auf zehn Quadratmeter Bildtafeln verteilt werden. Wie durch ein Wunder ist das Kunstprojekt finanzierbar geworden, was vor allem dem Umstand zu verdanken ist, dass ich die Kosten um zwei Drittel senken konnte. Dieses Mal war es verdammt eng, gebe ich offen zu.

Tagsüber literarisch tätig. Geht mir ganz gut von der Hand. Auf dem Desktop habe ich einen Zettelkasten angelegt, eine Ansammlung von .txt-Dateien mit spontanan Worten, Flausen, die einem durch den Kopf gehen. Spare in der Zeit, so hast du in der kreativen Trockenperiode immer noch genug Nahrung.

Das Java-Script, welches die Bildpunkte und die Landkarte des Labyrinths (Link entfernt 2016-11-26) steuert, scheint sich selbst repariert zu haben. Trotzdem beträgt die Ladezeit eine knappe Minute. Für den normalen Web-Nutzer viel zu lang.

Derzeit arbeite ich an der Web-Bilderserie (Link entfernt 2016-11-26). Sie startet am Zweibrücker Herzogplatz und folgt Bild um Bild dem Weg durchs Labyrinth bis hinüber zur Galerie Beck in Schwarzenacker. Eine Kunststraße mit Bildern in ungefähr 100-Meter-Abständen. Jeder rote Bömbel auf der Landkarte entspricht einem Bild dieser Kunststraße.

Wo hätte ich 1994, als ich mit dem Kunststraßenbau begonnen habe, gedacht, dass mir Google-Earth und die Satelliten-Navigation einmal derart gut reinlaufen würden? Damals entstand die Idee, eine Reise durch Fotos in 10 km Abständen zu dokumentieren. So habe ich einen räumlich gegliederten Film gedreht bis hinauf zum Nordkap. Der Kapschnitt, die erste Kunststraße der Welt, wurde bei meinem Freund QQlka in seiner Mainzer Galerie gezeigt.

Mittlerweile habe ich ungefähr 20 dieser Kunststraßen gebaut. Eine davon, die Straße nach Gibraltar, bearbeite ich literarisch, ein Reisetagebuch extended Version mit Überlegungen zu den Themen: Das Leben ist nur eine Kombination verschiedener Gewohnheiten und Die Methode ist grundsätzlich dem Erreichen eines Ziels vorzuziehen.

Ich schweife ab. Die Frage nach Sinn und Zweck meiner Kunst, welche damoklesschwertgleich über mir gaukelte, ist mit der Erkenntnis, dass die Kraft aus der Methode entspringt und der Sinn als Sahnehäubchen nachgeliefert wird, zur Genüge beantwortet.

Will sagen: gehe den umgekehrten Weg, dann siehst du die Rückseite der Bäume, der Häuser, Schatten fallen in die entgegengesetzte Richtung.

;-)

Webzeugs, Soul und Fußball

Schon spät. Warn harter Tag. Verwaltungsarbeiten. Ich glaube, früh morgens habe ich mit Javascript begonnen und bin, wie es eben so ist im Netz, über XHTML nach SSI gestolpert, allesamt Webzeugs, welches man kennen muss, um dynamische Internetseiten zu bauen. Auf Javascript bin ich wegen des Bliestallabyrinths so scharf. Ich hatte diese Sprache immer abgelehnt, weil sie von verschiedenen Browsern unterschiedlich dargestellt wird und man somit nur schwer Kontrolle über die Internetseiten hat. Sie sind dann nicht mehr barriererfrei. Barrierefrei muss aber sein, um den Seiteninhalt einem Maximum an Websurfern zugänglich zu machen. Soll ja Leute geben, die mit reinen Text-Browsern im Web unterwegs sind. Die sollen auch etwas sehen.

Wie auch immer. Die Google-Map geht nur mit Javascript. Ich habe das Bliestallabyrinth (Link entfernt 2016-11-26) mit seinen 542 Bildpunkten nun roh fertig gestellt. Die Bildpunkte sind teilweise ungenau. Deshalb habe ich einen Koordinaten Picker (Link entfernt 2016-11-26) gebastelt. Falls Ihr in der Nähe von Zweibrücken lebt und die Koordinaten vor Eurer Haustür benötigt, schaut mal rein. Einfach die Karte anklicken und an der Stelle entsteht ein roter Bömbel und unter der Karte werden Latitude (Breitengrad) und Longitude (Längengrad) in dezimaler Form angezeigt. Wichtig sind die ersten fünf Nachkommastellen. Der Rest ist Zentimeterkram. Man kann auch von Karte auf Satellit umschalten und die Ansicht vergrößern und verkleinern.
Der Picker funktioniert nur, wenn Ihr Javascript erlaubt.

Gegen Abend war ich für die Zeitung unterwegs. Ich trete nämlich in die Fußstapfen des Gottvaters der Berichterstattung. Kein Geringerer als Journalist F. Sollte nun eigentlich den Artikel schreiben. Ähem. Da gibts jedoch ein Problem: Der Artikel soll von einem Soulkonzert handeln, welches unmittelbar vor der WM-Eröffnung stattfand, die Band quasi das letzte As im Ärmel der Großbildleinwand. Genauer Soulresearch. Hat mir prima gefallen. Aber die SRG-farbenen Zuschauer hatten Anderes im Sinn. Und so ging das Konzert unter im Fußballfieber.

Labyrinth fertig fotografiert

Heute Morgen das Bliestallabyrinth fertig fotografiert. Das macht mich froh. Von nun an muss ich nur noch im Computer arbeiten. Alle Welt ist digitalisiert.

Das Labyrinth besteht aus 500 Bildern. Die nächsten Nächte werde ich versuchen, es in die Google-Map einzupassen.

Nach vollbrachter Tat kurbelte ich um die Mittagszeit den Berg hinauf zum weißen Driesch. Lauer Wind aus Nordost. Bis zu einer Parkbank. Ich setzte mich. Blickte nach Westen hinüber zu den saarländischen Kraftwerken. Stellte mir vor, ich radele quer durch Spanien und knipse jeden Kilometer ein Foto. Man müsste eine Firma für Kunststraßenbau gründen oder einen Mobilblog-Konzern.