Außerhalb Lambsborn. Westwind. Eine grüne, fette Raupe läuft über die Isomatte. Vom Waldrand höre ich „Sitz … fffeiiin … und lauf“ hoffentlich kommt das in Dressur befindliche Hundchen nicht hier herunter. Gerade stülpe ich die gelbe, Einfamilienhausähnliche Jacke über. Der Wind ist recht stark. Mit beachtlicher Geschwindigkeit treibt ein Heißluftballon vorbei. Wie Gott. Können alles sehen von da oben: herrchen und Hund und mich wie ich das Europennerlager zusammen packe. Lambsborn liegt nur knapp unterhalb der Windradgrenze. In einer Dell, pardon, einer Mulde unterhalb der Sickinger Höhe. Eigentlich hatte ich gestern die Fritz Claus Hütte angepeilt, 5 km zuvor. Da mir unklar war, ob sie offen ist und Pilger aufnimmt, versprgte ich mich in Landstuhl mit Dem Nötigsten. Ein Spießtutenlauf durch die Zick-Zack-Stadt. „Der Edekaladen ist direkt gegenüber der Tabledance Bar“, erklärteit eine Friseurin. Vorbei an Häusern von zweifelhaftem Ruf. Eine amerikanische Soldatenstadt. Selbst kleine Buben von drei vier Jahren haben kurz geschorene Haare.
Mit einem Rucksack schwer wie letzten Winter auf dem Camino ächze ich durch eine Mondlamdschaft voller grüner Felsbrocken. Nur der dichte Wald will nicht so ganz das Mondklischee erfüllen. In meimer Vorstellung ist die Fritz Claus Hütte schlimmszenfalls zu, ich schlafe draußen vor der Tür, verzehre die Leckereien, die ich in Landstuhl gekauft jabe und habe eine ruhige, billige Nacht. Es kommt schlimmer. Musik von Weitem, zig Autos vor der Tür mit fremden Kennzeichen und weißen Schleifen an den Scheibenwischern. „Eine Hochzeit“ konstatiere ich vor einer langhaarigen Frau, die sich gerade in ihrem Auto eine Strumpfhose überzieht. Rotes Röckchen, weißes Blüschen, schicke Schminke. Sie hat genau die gleiche Stimme, wie die Staatsanwältin der Münstertatorte.
„Ziehen sie den Rucksack ab und mischen Sie sich unauffällig umter die Gäste“, scherzt sie.
„In dem Rucksack ist meine Verkleidung als Mutter der Braut“.
Spaß beiseite. Selbst wenn ich mich rein mogeln würde, ist mir nach dem harten Wandertag doch eher nach Ruhe. Die Liveband spielt Nirvana, als ich Richtung Elendsklamm absteige. Gegen Dunkelheit Lamnsborn. Noch eine halbe Stunde zu Kollege T. Oder auch Blogkollege Engelbert wohnt gleich um die Ecke. Und die Eltern von Boris. Sein Stiefvater ist gar Rom-Pilger. Die würden sich freuen.
Kurz vorm Dorf aber der Fingerzeig Gottes: einsame Bank, frisch gemähte Wiese, kirschbäume, Stille und der Clou: an der Bank ist ein Rohr befestigt, in dem eine Isomatte steckt.
Protestantische Kirche Landstuhl
Irgendlinks Jakobsweg
Die ungefähre Route, die Irgendlink in den letzten vier Tagen zurückgelegt hat und morgen noch zurücklegen wird, findet ihr hier:
Google Maps (hier klicken)
Und hier geruht Herr Irgendlink heute Nacht sein müdes Haupt zur Ruhe zu betten:
Fritz-Claus-Hütte (Martinshöhe)
EDIT: … mit der Fritz-Claus-Hütte war nix. Hochzeit da. Voll. Doch ich will nicht vorgreifen … bestimmt erfahrt ihr hier bald mehr …
(by Sofasophia)
Irgendlink lernt
Irgendlink lernt:
Das grüne N mit dem roten Pfeil weist immer das nächstgelegene Naturfreundehaus aus.
Die Küche von Naturfreundehäusern schließt um 18 Uhr.
Die Wegmarkierungen im Pfälzer Wald sind nicht für Anfänger oder Unaufmerksame.
Wenn du im Kalmit-Massiv stürzst, kann es lange dauern, bos dich jemand findet. Du bist allein.
Die bewirtschaftezen Wälder sind mit Zahlen und Buchstaben gekennzeichnet. A ist ganz unten im Tal, von 134d bis 134a gibt es keinen gangbaren Weg. Forstwege führen meist parallel zur Talsohle. Einen Berg verlassen ist eine pfadfinderische Herausforderung.
Der Apotheker in Schopp weiß mit Sportmedizin gut Bescheid.
Ein Camino in Deutschland kostet etwa 50 € pro Tag. In Spanien nur die Hälfte.
Nimm dir endlich Wildgans‘ Tipp zu Herzen, Leberwurst und Wollsocken zum Wandern.
Plane für Landstuhl ein paar km mehr ein. Die Stadt ist ein Labyrinth.
Klarheit
Unterwegs auf staubigen Waldwegen kann ich den blockierenden Ausstellungsaifsichtstermin und die komplizierte Schlüsselübergabe, die erst Morgen ist, klären. Geliebte SoSo übernimmt die Sache. Dankeee.
Früh um halb Neun begrüßt mich halb Schopp vor dem Lebensmittelladen. Da mein Vermieter zu faul war, wegen nur einem lausigen Gast Frühstück zu richten, sitze ich vor dem Laden wie ein Bettler und schlurfe Kaffee. Neben mir kriecht eine Schnecke an einem Verkehrsschild. So bin ich lahm. Mein Fuß tut weh. Gestern bin ich zu schnell gelaufen, nur um dann doch erst kurz nach 18 Uhr im Naturfreundehaus einzutreffen, nichts mehr zu essen zu kriegen und aich kein Bett. Eon Glücksfall, im Nachhinein gesehen. Das Krossis in Schopp hat eine hervorragende Küche.
Den lieben langen Weg nehme ich meine Umwelt sensibel auf. Es hat tstsächlich etwas von Schwitzen, von Haut oder Membran. Sei es nur, dass ich abgeschnitten vom Medienhauptstrom nur noch schlagzeilenhaft über das Weltgeschejen informiert bin. Kaputte AKWs und Libysche Ölkriege simd out. Dafür rocken Schmierinfektionen, tödlicher Durchfall und verseuchte Gurken.
