Schneepflugintelligenzquotient

Am heutigen ersten Weihnachtsfeiertag feiern wir die längst überfällige Geburt des Schneepflugintelligenzquotienten – deutlich wird: es geht auch ohne Dreilige hei Könige. Doch zunächst ein Bild. Der Ostzipfel des Lago di Lugano bei Magliaso. Nicht Klinik unter Palmen ist angesagt, sondern Palmen unter – vermutlich – Erlen.

Irgendlinks Palmen unter Erlen
Obschon es recht warm ist, liegt selbst im Tal noch massenhaft Schnee. Schmutziges, mit Kies vermischtes Zeug, das man am Gehwegrand zu meterhohen Haufen zusammengeschoben hat. Parkplätze sind somit knapp. Am Anreisetag, bzw. In der Anreisenacht am 23. 12. lag der Gotthard im dichten Schneetreiben. Als wir die Tunnelröhre verließen, eine Weile auf ca. 1000 Höhenmeter, mit sechzig vorankriechend. Ungefähr hundert Kilometer hatte es gedauert, den Schneepflugintelligenztest zu knacken: in regelmäßigen Abständen leuchteten am Straßenrand hochreflektöse Schilder grün und rot. Nördlich des Gotthard war so eine Art Narrenkappe darauf. Südlich eine deutlichere Sprache: man konnte ein Schneepflugauto mit ausgeklapptem Pflug darauf erkennen. Erst bei Belinzona wurde mir klar, dass das rote Schild stets vor Straßenüberquerungen steht, das grüne dahinter. Damit der Schnee nicht auf die zu überquerende Straße geworfen wird. Die Debilitätsgrenze der Scheepflugintelligenz liegt bei 400 Kilometern. Mit 123 Kilometern habe ich einen guten Durchschnittswert erreicht. Fast schon ein kleines, bauesoterisches Mysterium.

Urbi und Orbi auf hoher See

Quizmaster: Was versteht man unter dem Begriff „Urbi et Orbi“? Ist das A: Die Aktienkurse an der italienischen Börse, oder B: Ein amerikanisches Komikduo aus der späten Stummfilmzeit, oder C: Der päpstliche Segen zu besonderen Anlässen?
Kandidat (nachdenklich), reibt sich das Kinn: Urbi und Orbi … Orbi, war das nicht der wuchtige Dicke, der mit dem Klavier? Dann wäre es das Komikduo. Urbi der kleine Schlacksige … die hatten doch immer so Melonen auf dem Kopf, hmmm, Urbi und Orbi …
Moderator: Die Frage war Urbi ET, nicht Urbi UND.
Kandidat: Jaja, et, das ist altgriechisch für und, hmmm, Urbi und Orbi in der Fremdenlegion, haha, ich erinnere mich. Urbi und Orbi in der Oper, Urbi und Orbi auf hoher See. Ich nehme B, das Komikduo.

El Burgo Ranero ist in der kleinsten Hütte

Wüstestes Wetter ever. Das Wochenende war eine Art Arktisexpedition. Durch den schwarzen Wald, auf Stipvisite bei Frau Blau, zurück in die Schweiz gut fünfzig Kilometer mit Geschwindigkeiten zwischen zwanzig und fünfzig. Insbesondere zu Beginn des Winters, predige ich, sollte man besonders langsam fahren. Gestern wieder nach Hause in die Saarpfalz – im Oberrheingraben zwischen Vogesen und Schwarzwald liegt kaum Schnee. Die Elsassautobahn rollt bestens. Kaum Stau in Strasbourg und erst wenige Kilometer von daheim entfernt herrscht wieder Winter. Der Teerweg zum einsamen Gehöft ist verweht. Dennoch wage ich die Abfahrt, ungewiss, ob man auch wieder raus kommt. Eiskalte Künstlerbude. In der Toilette ist das Wasser gefroren. Das Katzenfutter zum Glück eisfrei. Katze verschwunden. Alle Türen stehen offen. Nach einigen Stunden hat der Holzofen die Küche, den wärmsten Raum, auf angenehme Temperaturen gebracht. Ich lege einen erhitzten Schamottestein ins Klo, damit es auftaut.

El Burgo Ranero kommt mir in den Sinn. Dezember 2010. Eiskalte Pilgerherberge, in der es nur einen Holzofen gab, in der wir Abfallholz verbrannten, das ein Anwohner geschenkt hatte. Nullgradraum. Von den Pilgerbetten starrte man direkt unter die Dachziegel. Alle Räume waren nach oben offen. Im Erdgeschoss ein riesiger Tisch. Ich hab bis heute keine Ahnung, warum das Wasser in den Leitungen nicht gefroren war.

Die Künstlerbude ist um Klassen besser isoliert.

Spätabends – es hat wieder zu schneien begonnen – kommt mir das Wörtchen Kaltluftzunge in den Sinn.

Kaltluftzungen lecken liederlich lasziv an warmen weichen Wenschen.

Jawoll. Dreh’s um, das M.