„Du folgst der Straße. That’s it! Wo sie hinführt, weißt du nicht, wo sie herkommt, ahnst du nur, du bist sie gegangen; bist du den Weg gegangen, kannst du deiner Erinnerung trauen? Ist es nicht etwa so, dass sich deine Erinnerung deiner Gegenwart anpasst, eine willfährige Lüge des gelebten Lebens? Liegt dein Sich-irgendwo-befinden nicht eingeflochten in ein vor zig Zeiten gesponnenes Netz? So: wo ist Norden und wo ist Süden und wo sind all die anderen Himmelsrichtungen?
Karten könnten helfen. Aber kannst du ihnen trauen? Sind sie nicht ein elendes, verschmiertes, undeutliches Abbild der Wirklichkeit? Ha, Wriklichkeit. Überhaupt, was für ein übler Begriff.
Maßhaltigkeit und Echtheit und Exaktität … komm‘ mir doch nicht damit. Das ist etwas für Ingenieure, für Festleger und Baumeister.“
Gefunden im Kapschnitt-Tagebuch, September 1995.
Der Kapschnitt ist die erste von etwa 20 Kunststraßen, 3600 km lang von Mainz zum Nordkap, alle 10 km ein Bild der Straße in Richtung Reiseziel (so das bis heute unveränderte Konzept des Kunststraßenbaus). Alle Kunststraßen sind erhalten. Alle Kunststraßen nach 2005 sind GPS-lokalisiert. Die Bildstandpunkte der Kunstsraßen vor 2005 kann ich aus dem Gedächtnis zu etwa 70 Prozent sicher rekonstruieren.
Von wegen Exaktität.