Ego

Ego hat eine ungeheuerliche Zerstörungskraft. Mit Fug und Recht kann es als Motor gelten. Es treibt einen an. Es lässt einen sich in Beziehungen stürzen oder Karriere machen oder große Reden schwingen oder Homepages bauen. Es verlangt dir alles ab. Erst wenn du lernst, es zurückzunehmen hast du eine Chance auf Glück. Das Ego will unbedingt befriedigt werden. In Form von Lobhudelei, Streicheleinheiten, Bestätigung jedweder Art. Also stapfst du durch dein Leben auf der Suche nach dieser Befriedigung, nichts ahnend, dass jeder Schritt, den du tust, Widerstände in Kraft setzt, die letzten Endes den Weg blockieren.

Die Staatsanwältin überredete mich Freitagabend zu einem Elsass-Trip. „Abwechslung?“ fragte sie, ich sagte ja. So kam es zu diesem Nachttrip auf den grandiosen Nationalstraßen. Wir teilen die Lust, nachts über Nonamestraßen zu braußen ohne jegliches Ziel. Endeten bei der Ruine Fleckenstein, überkletterten die Absperrung, tranken eine Flasche Wein vor fast vollem Mond. Seichter Nebel immer wieder.

Weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen, dass das Ego die Schuld an der Misere trägt, in der sich die Menschen manchmal befinden. Jeder hat das erlebt. Sie und ich und ihr da draußen bestimmt auch. „Auf dem Weg zum eigenen Ziel,“ sagte die Staatsanwältin, „geht man immer über Leichen. Über die Kadaver der Nächsten, der Besten und der Liebsten.“

„Haben wir sie getötet?“ fragte ich.

„Wir haben es billigend in Kauf genommen.“

„Vielleicht sollten wir stehen bleiben? Einfach nichts tun. Uns selbst zurücknehmen. Den Weg vom Ich zum Wir finden?“

Spambot sei Dank

Ein uraltes Gästebuch, das mein Ex-Provider noch immer führt wieder entdeckt. Dort kann man jetzt Via@grA kaufen und Verträge mit afrikanischen Milliardären abschließen.

Der Beginn meines Online-Lebens lässt sich mit dem allerersten Gästebucheintrag auf den 23. Februar 2001 festlegen.

Damals wusste ich nichts.

Damals wusste ich, dass Sokrates wusste, dass er nichts weiß.

Heute weiß auch ich, dass ich nichts weiß.

Dass alles, was man glaubt zu wissen, ein Spiegel falscher Tatsachen ist und man in der überinformierten Gesellschaft gerne dem Glauben erliegt, zu wissen.

Das Einzige was man wirklich sieht ist die Grenze zum Nichtwissen.

Wenn man die Welt in zwei Räume teilt und im ersten das ansiedelt, was man weiß und im zweiten das, was man nicht weiß, so erhält man eine Besenkammer und einen Prunksaal.

Bei reiflicher Überlegung muss man sogar die Besenkammer noch teilen in eine Ecke des gewussten Wissens und eine Ecke des geglaubten Wissens.

Slogan, falsch verstanden

Mit einem Ohr Werbung für eine Versicherung aufgeschnappt. Deren Slogan – man traut ja seinem Ohr – lautete: „Die Antwort auf alle Drecksfragen.“

Und noch ein Wort: Beschimpfungstourismus > Beschimpfungstourismusindustrie > Luxusbeschimpfungsurlaub (mit eigenem Butt-ler) > All Schimpflusive
Erfunden zusammen mit den Verlegern H. und F., mit denen ich vorhin konferierte.