Unterschicht-TV

hehe, auch so ’ne Sache. Das Volk verarmt. Es glotzt das Gammelgfleisch der Information: unterhaltsames Gerichtszeug und sonstiges Material intermenschlicher Konfiktbewältigung. Das ist abgrundtief nieder. Aber es trifft den allgemeinen Geschmack. Mit dieser kulturellen Verarmung befindet sich sogar der Hochintellektuelle auf dem abschüssigen Pfad der Verdummung.

Mauntzie lebt!

Mauntzie ist erwähnenswert. Etwas fürs Herz. Mauntzie ist meine Katze. Ich kenne sie kaum. Sie taucht immer nur nachts auf. Deshalb ist sie grau. Sie streicht um die Möbel der Südterrasse auf der Suche nach Futter. Also habe ich ihr die Würste, die nach diversen Grillfesten übrig waren raus gelegt. Am Morgen waren sie weg. Als es kälter wurde und die Grillfeste weniger, musste Mauntzie hungern und ich hatte ein schlechtes Gewissen: „Mann, morgen kaufste aber mal Katzenfutter.“ Die Tage vergingen und immer vergaß ich, Katzenfutter zu kaufen. Mauntzie hungerte. Ich hatte eine Katze, aber kein Futter.

Vor ein paar Tagen habe ich Futter gekauft und einen Teller gerichtet, ganz wie in der 90er-Jahre-Sheba-Werbung mit Petersilie obendrauf. Am Morgen stand der Teller unberührt und ich konklusierte: „Ich habe Katzenfutter, aber keine Katze.“

Die Tage der Zweifel waren schlimm: womöglich hat mein Nachbar, der Jäger, die Katze erlegt? Wilde Mauntzies sind nicht sehr angesehen bei den Hütern des Wildes.

Am Nachmittag wurde Mauntzie gesichtet weit abseits des Gehöfts, so dass ich wieder einen Teller mit Futter und Petersilie obendrauf gerichtet habe. Nun ist er leer.

Mauntzie lebt!

Und die Liebe …

… ach, die Liebe. Die ist doch nur ein Gemenge wie die Sülze in einer Wuŕstkonserve, die zwischen uns Menschen schwimmt. Sie ist da bis zuletzt.

Die Liebe ist ein Pfeil, mitten ins Herz

Begab sich, dass die Staatsanwältin mir verriet, dass sie verheiratet ist. Mehr noch, sie liebe ihren Mann. Er sei ein netter Kerl ohne Bart, der so richtig Geld ranscheffelt und auf den man in jeder Situation vertrauen kann. Der Sandkasten verbinde sie. Das klang ziemlich ewig. Unerschütterlich. Weshalb ich mir Fragen stellte, welche Position nun ich einnehme. Ob ich wohl der komische verrückte Künstler bin, der das Leben mit mitternächtlichen Kastaniensammelorgien repariert, komische Namen erfindet und eine Spur Kerouac’scher Kaputtheit in ein ansonsten intaktes Leben spült?

Ich habe sie nicht gefragt, welche Position ich einnehme, weil mir die wahrscheinliche Wahrheit zu unerträglich schien: „Du bist Soap.“

Pure Unterhaltung.

Ich mag ihr Auto. Diese ungemeine Mobilität. Ich mag die Vorstellung, mit einer Frau durch die Nacht zu driften, für die 200 Kilometer so viel bedeuten wie für einen Santiago-Pilger ein kurzer Weg den Berg hinauf unweit des Kommunendorfes Matavenero. Außerdem, das hatte ich schon erwähnt, klingt ihre Stimme so brilliant, dass ich stundenlang mit ihr telefonieren könnte.

Aber die Liebe. Wo ist die Liebe?

Ich sage, sie ist überall und sie ist immer da zwischen den Menschen. Manchmal, dann, wenn sie erkaltet und sich die Menschen trennen, wird sie zu so einer Art Hass. Aber Hass ist auch nur eine Form der Liebe. Erkaltete Liebe eben. Ein Konstrukt willkürlich zusammengebackener Gefühle. Schwarz und blank poliert liegt der Hass im Bett der Gefühle. Aber im Grunde ist der Hass nur eine Form von kompensierter Liebe.

Was mich betrifft: natürlich liebe ich Nancy. Natürlich lodert noch immer dieses Gefühl für all die anderen, längst verbrauchten Menschen.

Und Hass? Hass ist der Schild, den man sich vors Herz hält, um den Pfeil der Liebe abzuwehren.

Die Sackgassen unser beider Pullover

Nun häufen sich die Berichte, weil ich im Recovery-Modus arbeite und nicht mehr so eine rechte Ahnung habe, was denn nun veröffentlicht werden kann im Blog. Das ist natürlich tragisch. Die Unveröffentlicht-Leiste dieses Blogs nimmt den halben Bildschirm ein. Da stehen so brisante Titel wie „Lebensmitte“ oder „Unbescholtene Welt“ und „Die Liebe ist ein Pfeil, mitten ins Herz“.

Der Liebessektor macht ein bisschen Schwierigkeiten. Die Geschichten von Herz und Schmerz gehen mir nicht mehr so leicht von den Fingern, zumal sie etwas brisant sind. Trotzdem werde ich Dienstagabend nach Wiesbaden fahren, um mir ein Tomte-Konzert anzusehen. Ein bisschen musikalische Kultur kann nicht schaden. Tomte hat auch einst in QQlkas Galeriekeller gespielt. QQlka ist schon ein großer Macher. Ich bin immer wieder erstaunt, wie bekannt er, respektive, seine Underground-Galerie doch nach all den Jahren noch ist.

Der Mensch vergisst eben nicht. Vor allem dann nicht, wenn er etwas Außergewöhnliches erlebt hat.

Der Montag war heiß. Ich hatte ein brisantes, geheimes Treffen mit einer Honoratiorin oder so ähnlich. Die Kunst ist durchaus für Überraschungen zuständig und mit dem Bliestallabyrinth habe ich womöglich ein Wespennest angestochen. Jedoch kein Grund zur Flucht.

Eine Eigenart von Wespen ist, dass sie im Grunde harmlos sind, wenn man sie auf Distanz hält. Ich weiß, wie man Wespen auf Distanz hält: mit dem Einsatz jeglicher Körperkraft, die man zu bieten hat. Mit besagter Wespe trank ich einen Cappuccino. Wir saßen im Schatten in einem schicken Bistro und beschnupperten uns. Ich erklärte ihr das Wollknäuel und das mag den Lesern und Leserinnen, die nicht vertraut sind mit dem Stricken nun ein wenig seltsam erscheinen. Der Wespe war es auch suspekt. „Das Wollknäuel,“ sagte ich, „ist der Ursprung des Großen. Ohne Wollknäuel kein Pullover.“ Ruck-Zuck waren wir per Du und bestellten einen zweiten Cappuccino. Die Wespe erzählte ohne Ende, so dass es mir kaum möglich war, das Wollknäuel auch nur annähernd zu entwirren und damit ein feines Wams zu stricken. Doch genau das war mein Ansinnen. Ich wollte der Wespe erläutern, dass es äußerst fruchtbar ist, wenn wir den Faden kontrolliert verwirren und die Sackgassen unserer beider Leben zu einem feinen Pullover stricken.

Nun rede ich komisches Zeug. In der Tat ist es aus – beinahe – politischen Gründen derzeit nicht möglich überhaupt etwas Konkretes zu bloggen.