Freitags vor dem Atelierfest. Noch schnell runter in die Stadt zum Fotospezialisten, der den zentralen Plan des Bliestallabyrinths in seinem Labor gernerierte. Er drückte mir ein Rohr in die Hand, in welchem das Kunstwerk verpackt war. Heiß in meinen Händen – ich brannte sozusagen darauf, die Ergebnisse harter Schufterei, welche ich bisher nur verkleinert oder ausschnittsweise auf dem Monitor gesehen hatte, ausgebreitet auf einem Tisch zu betrachten. Zurück auf dem Gehöft warteten schon horstundireneschmitt aka Brandstifter und Schmuckdesignerin T., bombardierten mich mit Fragen: „Wo können wir unsere Kunst aufbauen, wo ist Licht?“ etcetera, so dass ich das Rohr mit dem Plan in die Ecke legte und über all dem Trubel vergaß. Nur spätnachts leuchtete es manchmal und ich war versucht, das kostbare Werk auszupacken. Mitten in der Nacht ein solches Großod zu entrollen während überall auf dem Fußboden schlummernde Künstler liegen, schien mir der Situation nicht angebracht.
So dauerte es bis Montagabend, ehe ich mich von der Qualität überzeugen konnte. Die Aufregung, ein Werk, an dem man Pixel für Pixel tagelang gearbeitet hat, endlich in „Echt“ zu sehen, ist kaum zu beschreiben. Viel eher schon die Zweifel, die an einem genagt haben, während der Arbeit: Was macht das für einen Sinn? Was tust du da überhaupt, setzst aus einer Serie von knapp 100 Screenshots eine originalgetreue, hochauflösende Googlemap zusammen und pflegst wegen bildgestalterischer Imponderabilitäten sämtliche 540 Wegmarkierungen händisch ein. Konzeptkunst ist nicht leicht zu erfassen. Selbst ich, als Konzeptkünstler, stehe manchmal fassungslos vor den Werken der Kollegen und versuche sie zu erschließen. Wunderbar, wenn es gelingt, die unsichtbaren, verschlungenen Wege, die der Künstler gegangen ist, aufzuspüren.
Nachdem ich das Bild einigen Unbeteiligten gezeigt habe, welche mit glänzenden Augen bekundeten, das würd ich mir aufhängen, kristallisiert sich heraus, dass es durchaus plakative Qualität hat und somit entgegen früheren Arbeiten ein zweites Standbein hat. Was ungefähr folgendes Fazit zulässt: Die Kunst ist zwar immer noch ein Buch mit sieben Siegeln, aber es macht Spaß, sie zu betrachten.
Die letzten Tage in einer Mischung aus Bau- und Computerarbeit verbracht. Vermutlich wird das nächste Atelierfest ein Stockwerk tiefer in einem zwar kleineren aber viel helleren und vor allem Vogel-freien Raum stattfinden. Die Fensterfront ist fast geschlossen. Ich muss meinen Freund Fensterbauer anrufen und um Glas betteln. Die größenwahnsinnige Tat, die Wände herauszukloppen und die Glasfront zu vergrößern, sprengt mein derzeitiges Glaskontingent bei Weitem. Man erkennt wo die Tür sitzen soll. Der Fußboden ist erahnbar.
Am PC, zwecks dreier zu erstellender Webpräsenzen, mich in das CMS Joomla! eingearbeitet. Faszinierend. Erster Eindruck: es ist wie WordPress (das System, mit dem dieses Blog generiert wird) plus viel viel X.
Aber heute: erstmal Radfahren und entspannen. Wäre dann der erste Tag seit Langem, an dem der Kopf frei ist.