Wer arbeiten kann, kann auch Kunst schaffen.

Just, als der Fensterbauer im Hof hupte hätte ich mich liebend gerne krank gemeldet. So gottlos früh. So unverschämt dunkel. Mein Schädel brummte. Ich hustete. Der Hals kratzte. Aber das Fieber war gesunken. Der Ideale Zeitpunkt, um zum Onkel Doktor zu rennen und mir einen gelben Zettel verpassen zu lassen. Doch wozu? Der Einzige, dem ich den Zettel geben könnte wäre ich selbst.

Der Fensterbauer, Freund der Familie war angetreten, um die Wohnzimmerfenster des Haupthauses zu renovieren. Dafür benötigte er eine helfende Hand. Mich.

Bis Mittag hatten wird die alte Fassade herausgetrümmert und sogar das erste neue wunderweiße Kunststofffenster eingebaut. Was nicht allzu spektakulär ist. Nur eben: der Fensterbauer erwieß sich als heimlicher Bauesoterikfreak. Zuerst klärte er mich über das Problem der Handwerkerwaschmaschine auf. Handwerkerwaschmaschinen sind ständig kaputt. In ihrem Inneren sammeln sich all die Kleinigkeiten und Gegenstände, die der Handwerker abends in seinen verschwitzten Klamotten mit zur Wäsche gibt. Im Falle des Fensterbauers Schrauben und komische kleine Kunststoffteile, mit denen man diese Schrauben vor den Blicken der zukünftigen Fensterbesitzer verbirgt.

Nach einem Ausflug in die Geheimnisse des Fensterrahmen-Verschachtelns und der vielfältigen Möglichkeiten, Kanten und Ecken elegant zu verbergen, wurde mir die Analogie zwischen Fensterbau und dem Boxmodell beim Webseitengestalten bewusst: wenn die lichte Weite der Fensteröffnung den Bildschirm darstellt und das Fenster ein Element innerhalb dieses „Bildschirms“ ist, dann entspricht der Fensterrahmen der Rahmendicke und das bisschen Luft zwischen Fenster und Mauerwerk ist das „Margin“.

Das führt zu weit, aber hey, so funktionierts, das Kreativsein. Du musst ständig bemüht sein, Dinge, die eigentlich nicht zusammen passen, passend zu machen.

Wie auch immer. Abends schlagskaputt rüber zu den Galeristen B., um die Ausstellung im Herbst abzusprechen. Anwesend der Galeristensohn, Journalist F., Galerist und Galeristin, sowie die Galeristenhunde O. und B. über die Einzelheiten des bekömmlichen Arbeitsessens wird der Journalist sicher einen enthüllenden Bericht bloggen.

Vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass der Journalist einige Kniffe aus dem Journalisten-Alltag verriet. „Zuerst schreibe ich den Titel, dann den Artikel.“

– „Und was machst du, wenn das Thema des Titels nicht im Artikel vorkommt?“

– „Dann ändere ich den Titel, weil es schwer ist, das Thema noch nachträglich einzuflicken.“

Nu krieg ich gerade nicht die Kurve mit dem Blog-Titel und dem Artikel, aber hey, was solls, its Blog und ich bin müde. Gutnacht.

Worte jenseits des Tellerrands

Nu hocke ich ganz demütig in der Künstlerbude. Kopf noch ein wenig matsche weil erkältet, aber hey, das wird schon wieder. Ich habe zum Glück eine äußerst spannende Beschäftigung: WordPress.

Wenn man sich in der Administration von WordPress anmeldet, taucht als erstes ein Tableau Tellerrand auf, welches einige Links bereithält.

Jener Tellerrand,  den zu überwinden es gilt. Das Experiment boxt einen weit in die Welt des weltweiten Netzes. Will sagen: nachdem ich mit meinem Bloggerraumschiff den Planet Myblog verlassen habe, stoße ich in ganz neue Sphären vor. Kugelsternhaufen wie RSS und die unverschämte Kälte der XHTML-validierbaren Internetseiten. Das ist nicht negativ gemeint.

Wie auch immer. Zwischen den Jahren putzte ich die Zähne bei Kokolores im wohlbeheizten Badezimmer.  Der Wasserhahn hat einen Hebel, mit dem man die Temperatur regulieren kann. Während ich schrubbte, ausspuckte und lauwarmes Wasser zum Spülen verwendete, wurde mir bewusst, dass mir noch nie bewusst war, welche Technik sich hinter solch einem simplen Hebel verbirgt. Will sagen: es war mir bisher egal, Hauptsache, das Wasser ist warm.

Genauso ist es mit der Myblog-Plattform: wenn man oben aufdreht kommt unten wohl temperiertes Blog heraus. Trotzdem: mit WordPress auf etwas anderes gestoßen, welches vielleicht die Supermischbatterie der bloggolerischen Erkenntnis sein könnte?
Das Leben ist Sokratesk (Link existiert nicht mehr).

(Nachtrag 9.11.2013: Mittlerweile ist WordPress zum beliebtesten Blogsystem weltweit gewachsen. Der Tellerrand heißt schon lange nicht mehr Tellerrand, sondern schlicht wie im Englischen Original Dashboard.)