Träume verraten, Liebe verhökern, Freunde betrügen

Weit jenseits der Grenze, im wasserlosen Land. Selten diese Grenze so weit überschritten wie dieser Tage.

Schwammdrüber.

Nun liegt eine weite, klare Ebene vor mir. Eine zweimonatige Reise. Morgen werde ich das neue Zelt im Garten aufstellen und probeweise darin übernachten. Das Fahrrad muss auch noch ein bisschen gefittet werden. Ansonsten gibt es nicht viel zu tun. Das heißt: Eine Woche Jazzfestival im Nachbarstädtchen S. steht mir noch bevor. Dort werde ich als Mediator und Wogenglätter fungieren und mir sicherlich knapp drei Wochen Reisebüdget dazu verdienen. Wenn ich es recht überlege, könnte ich auch bis August unterwegs sein, anstatt im Mai schon zurück zu kehren. Aber die heimischen Verpflichtungen rufen. Sie rufen sogar so sehr, dass ich eigentlich gar nicht losfahren dürfte. Aber so ist das immer, wenn man einmal die Dreißig überschritten hat. Nur noch mit Gewalt kann man sich dann für mehr als drei Wochen aus dem Alltagsleben fernhalten. Ich erinnere mich, dass es auch vor Dreißig nicht ganz so einfach war. Trotzdem gab es etliche Jahre in den Zwanzigern, in denen ich mindestens zehn Wochen durch Europa kreuzte.

Ich glaube, das größte Hindernis nicht einfach mal so weg zu sein ist für Menschen ab Dreißig die seltsame Lust am Materiellen, welche einen bekannter Maßen einige Unnanehmlichkeiten in Kauf nehmen lässt.

Wenn mich heute jemand anriefe und mir einen 5000 Euro Webseitenauftrag erteilen würde, bliebe ich zu Hause? Schwer zu beantworten. Seltsam, dass die Zusicherung von Materiellem uns Menschen dazu bringt, Träume zu verraten, Liebe zu verkaufen, Freunde zu betrügen, sich selbst über den Haufen zu werfen.

Weitestgehend bin ich dagegen resistent.

Echtzeitreportage

Echte Tücke. Ich arbeite Under Cover. Die Private-Beiträge in diesem Blog häufen sich. Ich bin Retro. Ich kehre endlich zurück. Drüben auf dem Tisch liegt die Kladde, die ich ab Mitte März bekritzeln werde. Ganz so wie früher, als ich Europa durchradelte. Ich werde unöffentlich. Aber keine Sorge. Nebenbei kredenze ich ein hochsicheres CMS für die Live-Reise in drei Wochen. Viel habe ich mir vorgenommen. Manches werde ich sogar wahr machen. Das Erdversteck nimmt Gestalt an. Ein niegelnagelneues Weblog, maßgeschneidert für die Reise.

Das größte Problem des modernen Menschen ist die Datenflut und die damit einher gehende Datenverwaltung. Erst seit knapp zehn Jahren ist es möglich, Bilder, Texte und andere Daten auf einfachste Weise via Internet der breiten Masse zugänglich zu machen. Mehr noch, überhaupt ist es möglich, Daten in dieser unvorstellbaren Menge zu sammeln, zu speichern – sie zu verarbeiten stellt die größte Herausforderung dar. Will sagen: die Datenflut ist so immens, dass es einem einzelnen Menschen ohne entsprechende Technik kaum möglich ist, sie zu portieren.

Wenn jedoch die Echtzeitreportage scheitert, so ist dies nur verschuldet durch den Mangel an Mitteln.

Anbei noch ein bizarres Foto aus Bad Kreuznach, welches ich kürzlich für ein Fotoprojekt besucht habe.

Gießkannen in Bad Kreuznach

Ein echtes Phänomen: sämtliche Gießkannen sind an den dafür vorgesehenen Stahlkonstruktionen angekettet. Auf manchen stehen Namen. Das Bild zeigt eine von mindestens zehn solcher Gießkannen-Schließanlagen.

Als Echtzeitreportage hätte es eigentlich am Donnerstag um 17 Uhr öffentlich sein müssen – aber da saß ich im Zug nach Hause.

Radeln in Italien – erste Vermutungen

Ich befinde mich definitiv in Reisevorbereitungen. Kritzelzettel mit Checklisten, was noch alles gekauft werden muss. Das neue Zelt ist unterwegs und sollte übermorgen eintreffen. Fürs Fahrrad benötige ich ein paar Kleinteile. Mein Italienbild verdichtet sich. Ist sonst nicht meine Art, Reiseführer zu wälzen – auch dies ist eine Neuerung gegenüber damals – durchs Internet ist man nicht auf ein Buch beschränkt, das man mehr oder weniger linear liest, sondern man jongliert mit einer selbst definierten Schlagwortliste und lässt sich die Ergebnisse von Suchmaschinen ausspucken. Radweg Italien ergibt unter anderem Infos zu Rom, welches mit etwa 150 km Radwegen durchzogen ist. Unter anderem die relativ neue Hauptroute (2004) auf der, in Flussrichtung rechten Tiberseite, auf derman die gesamte Stadt durchqueren kann. Aber auch die ein paar Beiträge zuvor genannte Via Appia Antica ist von der Stadtmitte bis zum äußeren Autobahnring als Radweg ausgebaut. Traumhaft. Es erinnert mich ein bisschen an Paris, welches man von Osten kommend auf prächtigen Radwegen entlang des Canal de l‘ Ourc (etwa ab Meaux) sehr leicht erschließen kann.

Im Norden Italiens quert der knapp 600 km lange Po-Radweg von Mailand bis zum Delta nähe Venedig – leider nicht meine Richtung. Aber ab Verona, östlich vom Gardasee, kann man dem Etschtal-Radweg bis nach Österreich folgen.

Ansonsten sieht es mit Fernradwegen in Italien etwas dürftig aus. Meine Freundin, Schweizer Millionärin, weiß jedoch per Mail zu berichten, von Bekannten, die letztes Jahr Italien erradelt haben und von den kleinen, kaum befahrenen Sträßchen im Landesinnern hellauf begeistert waren.

Das Fleddern von fremden “Zettelkästen”

Gefunden bei Utopia, welche es im Talmud gefunden hat.

Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden Deine Worte.

Achte auf Deine Worte,
denn sie werden Deine Taten.

Achte auf Deine Taten,
denn sie werden Deine Gewohnheiten.

Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.

Achte auf Deinen Charakter,
denn er wird Dein Schicksal.

Via Appia – das Küssen von Römerstraßen

Eine uralte Straße verlässt Rom. Das habe ich bei meinen Web- Eskapaden entdeckt. Die Via Appia ist eine fast schnurgerade Avenue. Sie verlässt Rom zunächst nach Süden, später nach Osten. Insbesondere nahe Rom, zeichnet sich die Strecke aus durch viele alte Denkmäler, vor allem durch Grabmale, denn im alten Rom war es untersagt, Gräber in der Stadt einzurichten. Deshalb sind einige imposante Mausoläen an dieser, damals wichtigsten Straße der Welt, der Via Appia, entstanden.

Ich werde wahrscheinlich nicht die Lust haben, die Appia zu besuchen. Gemarkt habe ich sie trotzdem prophylaktisch. Man weiß ja nie, was der Moment an Überraschungen bereit hält. Vielleicht bleibe ich länger in Italien.

Bei der intensiven Webrechereche sind mir etliche Webkarten-Dingens unter die Finger gekommen. Soviele, dass ein Linken nur noch verwirren würde. Ich bin selbst verwirrt. Erstelle Karten von wildfremden Regionen der Welt, die ich ins GPS lade. Keine Ahnung, wo ich im April und Mai sein werde. Die Karten werden es mir zeigen. Vorbei sind die guten alten Zeiten, als man abends auf echten Papierdruckwerken im Maßstab 1:200.000 seine nächste Tagesroute erträumte. Heutzutage sind die Strecken als .gpx-Files im GPS gespeichert. Man braucht gar nicht mehr auf die echte Welt zu schauen.

Die Zeit ist reif zur Rückbesinnung. Ich möchte eine Römerstraße küssen.