So begibt es sich dieser(heißerUrlaubs)tage, dass Herr Irgendlink der einzige ist im Loungemöbelimperium, der einen Laster mit V. I. P. Lounge nach Bayern steuern kann. Alle anderen sind in den Ferien und Kollege Sch. heiratet an diesem Wochenende. Mein Einwand, man könne ihm die Tour nach Freising doch als Hochzeitsreise schenken, fiel nicht auf fruchtbaren Boden.
Donnerstag. Mit 90 Sachen auf der A8. Mäßiger Verkehr. Alle Staus, vor denen das Navi blinkend warnt, lösen sich wie durch ein Wunder auf; einzig einer Nähe Legoland Günzburg hält sich hartnäckig, weshalb ich die vorgeschriebene Ruhepause eine viertel Stunde vorverlege.
Nur um danach ein grandioses Unterhaltungsprogramm in der Arena der Lasterfahrer zu genießen. Mit 90 und automatischem Geschwindigkeitsbremser fahre ich eigentlich auf den Kilometer so schnell wie alle anderen LKW. Die Tachos der LKW sind verdammt genau. Wo 90 steht ist 90 drin. Deshalb könnten eigentlich alle Lastafari glücklich sein, Peace, Mann. Abgesehen von einem Wormser Wohnmobilopi, der es sich in schulmeisterlicher
Manier erlaubt exakt 89 zu fahren, nervt mich niemand. Hinter dem Aichlberg kann ich ihn endlich überholen.
Das Land östlich der fast 800 m hohen Europäischen Wasserscheide, die die Wässer von Rhein und Donau trennt, ist hügelig. Schwere Laster verlangsamen sich dort mitunter auf unter 80 km/h. Im Gegenzug werden sie auf den Gefällstrecken gut 100 km und schneller, wenn sie sich trauen. Irgendwo schießt ein 40-tonner Pole an mir vorbei, Maschinenteile für Italien vermutlich. Am nächsten Anstieg überhole ich ihn mit meinen fluffig leichten schneeweißen Loungemöbeln mühelos. So geht das eine Weile und wir haben einen guten Takt, fast wie Tanz. Die Autobahn ist dreispurig. Auf den Fallstrecken hat der Pole keine Hemmung, auszukuppeln und mit 120 Sachen an mir vorbei zu fahren, der ich eigentlich konstant 90 halte. So geht das etwa 10 km, bis die wahren Gladiatoren die Bühne Betreten: ein Laster der Lila Logistik, so steht es hintendrauf und ein 7,5 Tonnen schwarzes Leichtgewicht einer Gärtnerei. Das Tragische an der Sache ist, dass wir uns nun zu viert mit nahezu gleichbleibender Geschwindigkeit die Autobahn teilen. Die nächsten hundert Kilometer müssen wir auf einem dreispurigen Stück Land von etwa 100 m Länge miteinander auskommen. Da wir es nicht schaffen, alle immer gleichschnell zu fahren, müssen wir uns im kleingeistigen Überholkrieg gegenseitig niedermetzeln. Wie damals in Rom. Ich mit Netz und Dreizack, der Pole mit Kurzschwert und Schild. Die Lila Logistik an den Kugeln, der scharze Gärtner nackt ringend. Der Pole verschätzt sich beim Überholen, wird in einer Mulde zu langsam, drängt die Lila Logistik auf den Seitenstreifen. Die Kacke dampft jetzt. Ich stelle meinen Tempomat auf 87 und kann den Wormser Oberschullehrer im Rückspiegel sehen. Wollen hoffen, dass der wenigstens vernünftig ist. Die Lila Logistik gibt dem Polen im nächsten Anstieg die Retourkutsche, schibt ihn gnadenlos auf den Seitenstreifen und der scharze Gärtner hat in diesem Wettkampf auch noch mitzureden. Vernünftiger Weise lasse ich mich 200 m zurück fallen, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen, falls die drei Mist bauen. Insgeheim bin ich froh für diese Unterhaltung. Die Kilometer bis München vergehen im Nu und an der Abzweigung zur Deggendorfer Autobahn sag ich zum Abschied leise Tschau.
Hoffe, dass nicht über einen schlimmen LKW Unfall berichtet wurde dieser Tage.