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Im lichten Mischwald oberhalb des glänzenden Rutschenschlunds
„Bub oder Mädchen, meine Damen und Herren, kommense rein, kommense rein!“ Wedelnd mit Geldscheinen und wild fuchtelnden Händen mitten im Pfälzer Wald. Wie so ein Buchmacher beim illegalen Hunde- oder Hahnenkampf, so kann man mich sehen. Nicht! Dennoch, die Vorstellung vom schmierigen Illegale-Wetten-Buchmacher garniert unsere ruhige, beschauliche Wanderung am gestrigen Tag, würzt ihn fein ab. Unterwegs auf der Wasgau-Seen-Tour. Gut zwanzig Kilometer auf einem Rundkurs. Wald. Stille. Schwüles Wetter. Noch immer spürt man den Einbruch des Flugverkehrs, murmele ich irgendwann. Kaum Kondensstreifen. Die Abwesendheit von Geräuschen fast jeder Art. Insektensummen. Teichplätschern. Diesiger Hochsommerhimmel zwischen müde hängendem Laub. Frühe Herbsttendenz. Trocken ist es seit Monaten. Das Laub fällt. Die Wasgau Seen…
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Waldbrand, Kipling, Wunderland
Auf der heutigen Wanderung wollten wir eigentlich zu den Cascades d’Anglais. Da das Tal, durch das der Weg führte aber schon im Schatten lag, liefen wir einen Berggrat hinauf Richtung Canigou. Stets in der Sonne. Ein Traum. Auch Rudyard Kipling hatte einst die Aussicht von hier oben genossen, als er als Badegast in den Schwefelquellen hier verweilte. Durch ein Kiefernwäldchen – oder sind es Pinien? – kamen wir auf über 900 Meter. Die Rinde der Bäume zeigte die Wunden verschiedener Waldbrände.
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Abstraktes Autoparken in Lugano
Im Spiegel des Schlafzimmers sieht man den Monte Soundso, eine beigefarbene Matte über silbergrauem Wäldchen, die dreieckig in den Himmel ragt. Wie ein Gemälde von Paul Klee, kaum zehn Kilometer entfernt. Unterm Monte Soundso, dessen Name mir gerade nicht einfällt, liegt das Dorf Bré. Auf der anderen Seite befinden sich der Monte Bré, Lugano, der Lago di Lugano, ein Berg, der aussieht, wie der Zuckerhut von Rio und dessen Name mir gerade auch nicht einfällt. Viele andere Berge. Im Süden ebbt das Gebirge, Chiasso und Mailand erahnbar unter Hochnebelfetzen. Wir haben die im etwa 30 Grad Winkel den Berg hinaufächzende Drahtseilbahn zum Bré genommen. Die schrägen Kabinen regen mein bauesoterisches…
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Der See am Ende des Tunnels
Da ist nicht nur Licht am Ende des Tunnels, in der Mitte hat man in regelmäßigen Abständen Lampen aufgehängt, die gegen Siebzehn Uhr kaum seichter scheinen, als das Tagesrestlicht. Wir unterqueren die Südautobahn durch eine Röhre auf dem Wanderweg zum winzigen Lago di Soundso, welcher zwischen den beiden Nordflanken des Lago die Lugano liegt, erreichen eine hölzerne Platzform im Schilf. Es tut mir Leid, aber starr ruht der See. Die Oberfläche ist gefroren. Der Blick verliert sich in wenigen Metern an einer grauen Wand, hinter der pures Nichts sich zu befinden scheint. Vier Mädchen tummeln fotografierend auf dem Wanderweg. Eine Joggerin verbrennt Festtagsspeck. Zwei Deutschschweizer führen ein ernstes Gespräch, das…