Lieferwagenumdrehmaschine

Zwei Apfelbäume. Zwei andere Bäume mit für Menschen nicht essbaren Früchten. Eine auf Halbwüchsigkeit gestutzte Ligusterhecke. Drei Autos der Nachbarn vorm Gärtchen. Blau, silber-grün, weiß. Das Mietshaus gegenüber ist seicht-blau. Grauer Himmel deckelt das Bild. Die Dachrinne zur Rechten, zum Greifen nah, Wasser plätschert im Kupferrohr. Zwischen dem Mietshaus und dem, vor dem ich sitze, weitet sich die Welt, führt über ein ‚beidseits Parken verboten‘-Schild und die Mülltonnen auf fernere Häuser, die sich am Horizont im Nieselgrau verlieren. Fichte, Bettlaken, Schnick-Schnack, drei zur Unkenntlichkeit winterverpackte Koniferen. Neben dem Kreisverkehr lugt ein Dorfbrunnen. Ein Lieferwagen schleicht durchs Bild, verschwindet hinterm Haus, kehrt ‚umgedreht‘ zurück. Noch ein Lieferwagen, der ebenso umgedreht zurückkehrt. Da stimmt doch was nicht.
Wenn dies alles wäre, was ich von der Welt zu sehen bekomme, wenn ich stundenlang den tristen Weltenausschnitt zwischen den beiden gegenüberliegenden Häusern beobachten würde, tagelang, wochenlang, für immer, wenn weitere Lieferwagen durchs Bild führen und nach kurzer Zeit umgedreht in die andere Richtung zurückkehrten, läge es dann nicht nahe, irgendwo im Dorfdschungel hinter dem Häusern eine Lieferwagenumdrehmaschine zu vermuten. Vielleicht ein drehbares Stück Teer, ähnlich wie man es von Lokrangierschuppen kennt, auf das die Lieferwagen fahren. Dann setzt sich der Mechanismus in Bewegung und dreht um hundertachtzig Grad und sie kehren zurück auf ihrem Weg vom Woher nach Wohin.
Ich sollte einen Dorfspaziergang machen.