#umsLand | Tag 11 – Alles meins, alles Mainz.

Eigentlich ist es verrückt, was für Kurven er auf dieser Tour fährt, unser Irgendlink. Scheinbar Umwege. Er könnte, wollte er bloß die Tagesziele erreichen und abhaken, so viel kürzere Wege gehen, direktere Wege. So, wie er das auf seinen Touren ans Nordkap und nach Gibraltar getan hat. Aber genau das ist der Punkt, das ist einer der Hauptunterschiede zwischen dieser Reise und allen vorherigen: Dass es diesmal um Schlaufen geht, um definierte Wege, um Grenzen, die irgendwelchen Umständen geschuldet sind, politischen Definitionen zum Beispiel.

Vor einer Stunde ist Irgendlink bei Freund QQlka in Mainz eingetroffen, wo er diese und vermutlich auch die nächste Nacht verbringt. Schon unterwegs hat ihm Mössiö QQlka beschieden, dass morgen Abend, zu Ehren von Irgendlinks Durchreise ein Empfang stattfinde. In der Galerie Walpodenakademie an der Neubrunnenstraße 8 in Mainz. Ihr alle seid herzlich eingeladen, dazu zu stoßen.

NEU: Beginn erst um 19:00 Uhr

Hier nun die Bilder des Tages mit Irgendlinks Kommentaren:

In Sankt Goarshausen fotografierte mich ein Puertoricanischer Tourist. Sieben SpanierInnen schickten sich an, eine Mittelrhein-Schiffstour zu machen
In Sankt Goarshausen fotografierte mich ein Puertoricanischer Tourist. Sieben SpanierInnen schickten sich an, eine Mittelrhein-Schiffstour zu machen

Eine alte Pumpe, die von einem Feuerwehrverein restauriert wurde nahe der Loreley.
Eine alte Pumpe, die von einem Feuerwehrverein restauriert wurde nahe der Loreley.

Rheinpanorama. Vielleicht Burg Katz oder Burg Maus?
Rheinpanorama. Vielleicht Burg Katz oder Burg Maus?

Kunst in Bingen erinnert irgendwie an den "Mann, der in den Himmel geht", der vor vielen Jahren auf der Documenta zu sehen war.
Kunst in Bingen erinnert irgendwie an den „Mann, der in den Himmel geht“, der vor vielen Jahren auf der Documenta zu sehen war.
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#umsLand | Tag 10 – 1 für 2

»War schwer, den Namen der Gegend herauszukriegen. Wortkarge Menschen verneinen ’Taunus’«, twittert Irgendlink. »Auf ner Tafel steht ’hinterer Westtaunus’. Westlicher Hintertaunus und hinterer Westtaunus erinnern an Monty Pythons Volksfront von Judäa und Judäische Volksfront.«

Weil gestern das Netz zu lahm war für einen guten Bildertransfer, hat Irgenlink mir vorhin aus dem Landgasthof in Rettert, wo er heute gastiert und freies WLAN hat, Bilder von gestern und heute gemailt. Auch hier also 1 für 2 wie beim heutigen Blogartikel.

Nun aber Vorhang auf für ein paar Bilder von gestern:

Altes Rathaus in Rehe an der Fuchskaute im hohen Westerwald.
Altes Rathaus in Rehe an der Fuchskaute im hohen Westerwald.
Dessen prächtig verzierte Tür.
Dessen prächtig verzierte Tür.
Tor zum Schloss in Friedeberg. Der Druidensteig führt durch das Städtchen und macht Lust, sich in eine antike Welt entführen zu lassen.
Tor zum Schloss in Friedeberg. Der Druidensteig führt durch das Städtchen und macht Lust, sich in eine antike Welt entführen zu lassen.

Bilder von heute:

Im Wald nahe Diez. Eine sehr flache, senkrecht aufragende Baumscheibe eine windgefällten Baumes.
Im Wald nahe Diez. Eine sehr flache, senkrecht aufragende Baumscheibe eine windgefällten Baumes.
In Hahnstätten gibt es viele alte Fahrräder zur Dekoration. Weiß und blau.
In Hahnstätten gibt es viele alte Fahrräder zur Dekoration. Weiß und blau.
In Hahnstätten gibt es viele alte Fahrräder zur Dekoration. Grün in grün.
In Hahnstätten gibt es viele alte Fahrräder zur Dekoration. Grün in grün.
Panorama in Katzenelnbogen. Photo Lenz.
Panorama in Katzenelnbogen. Photo Lenz.

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#umsLand | Tag 9 – Bei Fuchs und Katze ein Bier

Entgegen der Wetterprognosen hat es heute Morgen in Daaden nicht geregnet. So hat sich Irgendlink schon bald auf sein Blechpferd gesetzt und ist bergan geradelt.

»Neun Uhr frühe Kirchturmuhr in Daaden mahnt an die fliehenden Stunden des Lebens. Naufi geht’s nach Rennerod«, twitterte er munter. Doch später wird es windig, regnerisch, kühl. Der Wind pfeift im in Salzburg um die Ohren. In Fuchskaute findet er Zuflucht. In einem noblen Restaurant. Wo es selbstgebrautes Bier gibt.

Aus Westerburg beim Katzenstein meldete er Regenende. In Girod bei Montabaur, auf einem Naturpark-Camping, trifft er sich jetzt mit dem Twitterfreund @datenchef aka Klaas, der heute Nacht dort ebenfalls campiert.

Das Langsamnetz ist leider mal wieder nicht geeignet für Bildertransfer. Gönnen wir darum den beiden Jungs jetzt einen gemütlichen Kennenlern-Abend an der Feuerschale. Cheers!

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#umsLand | Tag 8 – ganz oben

Eine Schlaufe ist Irgendlink heute gefahren, bis nach ganz oben auf der Rheinland-Pfalz-Karte, zum nördlichsten Punkt des Rheinland-Pfalz-Radweges. Von dort aus geht es nun wieder abwärts, südwärts. The Point of no return ist geschafft, twitterte er sinngemäß.

Um sich von den zwei letzten kalten Nächten zu erholen, dem für morgen angesagten Regen ein Schnippchen zu schlagen und mal wieder alle Akkus zu füllen, hat Irgendlink heute in einem kleinen Hotel in Daaden eingecheckt. Und dank WLAN sind diesmal die Bilder schon in der Homebase angekommen.

Heute heißen wir alle neuen Leserinnen und Leser, die sich dank des feinen heute in der Rheinpfalz-Zeitung erschienen Artikels eingefunden haben, herzlich willkommen. Danke an Alexander Graf für den toll geschriebenen Bericht. Demnächst folgt hier im Blog ein Link, der den Blogleserinnen und -lesern, welche die Zeitung nicht abonniert haben oder nicht in der Gegend leben, erlaubt, den Artikel drei Monate lang kostenlos zu lesen.

Und nun die versprochenen Bilder des Tages mit Irgendlinks Kommentaren.

Das Fahrrad auf der schmalen Straße nach Wissen.
Das Fahrrad auf der schmalen Straße nach Wissen.
Im Café Alzen in Wissen steht dieser Kaufmannsladen zur Dekoration. Generationen spielten damit.
Im Café Alzen in Wissen steht dieser Kaufmannsladen zur Dekoration. Generationen spielten damit.
Die Mitte der Radroute ums Land - von Zweibrücken gesehen - könnte beim Hofgut Wippe liegen. Unweit des nördlichsten Punkts der Rheinland-Pfalz Radroute bei Friesenhagen. Ich könnte mir an der Stelle - ein bisschen selbstherrlich, ich gebe es zu - einen Gedenkstein vorstellen, auf dem Pfeile nach links und rechts zeigen mit der Aufschrift "Zweibrücken 520 Kilometer".
Die Mitte der Radroute ums Land – von Zweibrücken gesehen – könnte beim Hofgut Wippe liegen. Unweit des nördlichsten Punkts der Rheinland-Pfalz Radroute bei Friesenhagen. Ich könnte mir an der Stelle – ein bisschen selbstherrlich, ich gebe es zu – einen Gedenkstein vorstellen, auf dem Pfeile nach links und rechts zeigen mit der Aufschrift „Zweibrücken 520 Kilometer“.
Vorm Wasserschloss Crottorf hängt dieses Schild. Aber man kann es wahrscheinlich besuchen. Ein faszinierender Ort. Wegen Zeitknappheit musste ich mir jedoch eine Besichtigung verkneifen, wie auch einen Abstecher zur Wildenburg.
Vorm Wasserschloss Crottorf hängt dieses Schild. Aber man kann es wahrscheinlich besuchen. Ein faszinierender Ort. Wegen Zeitknappheit musste ich mir jedoch eine Besichtigung verkneifen, wie auch einen Abstecher zur Wildenburg.
Nahe Kirchen erkennt man die Landesgrenze Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz an unterschiedlich farbigen Radweghinweisschildern.
Nahe Kirchen erkennt man die Landesgrenze Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz an unterschiedlich farbigen Radweghinweisschildern.
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#UmsLand mit @irgendlink – Ein Gespräch mit dem Zweibrücker Konzeptkünstler Jürgen Rinck

Eine Grenzerfahrung der ganz besonderen Art hat Jürgen Rinck gestartet. Ums eigene Land, ums eigene Bundesland, radelt er zurzeit. Mit dabei sind natürlich sein Rad und wie immer sein Smartphone. Beide sind essentielle Elemente seiner Livereise-Konzeptkunst. Dank Blog und Twitter sind wir auch diesmal wieder unmittelbar und interaktiv dabei, wenn Rinck unterwegs seine Bilder und Texte kreiert. Auch das von ihm erschaffene Konzept der Kunststraße – alle zehn Kilometer ein Bild in Fahrrichtung aufzunehmen – wird er diesmal wieder umsetzen. Die Kunststraße ist seit über zwei Jahrzehnten seine Hommage an die Straße, an das graue Band, das niemals endet.

Seit der Konzeptkünstler Jürgen Rinck vor bald fünf Jahren das erste Mal Werke der damals noch sehr neuen Kunstbewegung Appspressionismus ausgestellt hat, ist viel geschehen. Rinck nennt diese von ihm mitbegründete Kunstbewegung auch iDogma und meint damit jegliche Kunst, die von A-Z auf einem Smartphone gestaltet wurde. Text oder Bild ist dabei einerlei. Ein Kunstgenre, das er seither stetig weiterentwickelt hat. Kontinuierlich hat sich in den letzten Jahren auch die Software weiterentwickelt – smarte Foto- und Bildbearbeitungstechniken ebenso wie diverse Publikationsmöglichkeiten über soziale Netzwerke. Rinck nutzt einige dieser Plattformen, um sich während seiner Kunstreisen als eine Art gläserner Mensch oder radelnder Avatar zu performen. Über Twitter und Blog können Interessierte so seinen Reisen und seinen Gedanken zum Unterwegssein fast in Echtzeit folgen.

Ich habe ihm zu seiner aktuellen Reise, die er am 9. März 2017 gestartet hat, einige Fragen gestellt.

Was hat sich verändert, seit du vor fünf Jahren zu deiner ersten großen Livereise aufgebrochen bist, um während vier Monaten die Nordsee zu umradeln?

Außenrum hat sich sehr viel verändert, rein weltgeschichtlich. Auch ich selbst habe viel erlebt in den letzten Jahren. Außer ums die Nordsee bin ich unter anderem ans Nordkap und nach Gibraltar geradelt. Die aktuelle Tour dreht sich buchstäblich um das Land Rheinland-Pfalz.

Bei der Nordsee war die Strecke vom Meer vorgegeben, beim Nordkap und bei Gibraltar waren die Ziele ebenfalls klar vorgegeben. Was unterscheidet dein nächstes, geografisch nahes Projekt von den fernen Radreisen?

Das nächste, nahe Projekt gleicht insofern den anderen Projekten als dass ich wieder mein Livereise-Konzept umsetze – das heißt ich schreibe im Blog und auf Twitter und zeige dort auch Bilder von der Reise. Diesmal erkunde ich nur im Kleinen Neuland, nachdem ich das zuvor im Großen gemacht habe. Der große Unterschied liegt darin, dass die Strecke diesmal kürzer ist – allerdings mit um die tausend Kilometern nicht ganz kurz –, aber kürzer als die großen, fernen Europaziele. Und es gibt diesmal keine Grenzen, die ich überschreiten werde, zumindest keine politischen. Bei den anderen Reisen habe ich jeweils nationale Grenzen überschritten, diesmal streiche ich der rheinlandpfälzischen Landesgrenze entlang, auf dem Rheinland-Pfalz-Radweg.

Das Stichwort Grenze drängt sich mir da dennoch auf. Wird das in irgendeiner Form in deinen geplanten Blog- und Twitterberichten thematisiert?

Ja, das ist vorgesehen. Einerseits weil ich selbst sehr nahe an der Grenze lebe, andererseits will ich den Fragen nachgehen: Wie kommt es überhaupt zu Grenzen? Oder: Wie muss man denken, dass man Grenzen wahrnimmt? Es gibt hier ja ganz unterschiedliche Grenzen: Die Stadtgrenze, die regionale pfälzische Grenze, doch Rheinland-Pfalz ist größer. Da gibt es Rheinhessen, Hunsrück, Eifel, Mittelrhein, Westerwald, Saarpfalz und die Pfalz … und je nachdem, wo ich bin, kann ich die Grenze so oder eben anders wahrnehmen. Grenze ist wahrscheinlich auch ein Element, das man nur wahrnimmt, wenn man seinen Standort als solchen wahrnimmt und sich verteidigen will oder von den andern abgrenzen.

Das klingt für mich politisch. Hat Grenze für dich mit Perspektive zu tun?

Ja, auf jeden Fall. Eigentlich sehe ich mich selbst ja als unpolitisch und würde es am liebsten vermeiden, Stellung beziehen zu müssen, doch in letzter Zeit hat sich ja so viel verändert, zum Beispiel in der weltweiten Migration und damit kommt die Frage immer wieder, ob es gut ist Grenzen auf- oder wieder zuzumachen, so dass ich mich diesem Thema nicht mehr entziehen kann. Man wird da quasi eingesaugt in das Politisch-Sein-Müssen.

Das heißt, wir dürfen bei deinem zukünftigen Blogartikeln auch hin und wieder ein politisches Statement erwarten?

Es ist nicht auszuschließen. Ich will nicht groß politisch werden, doch es ist kaum möglich, neutral und unpolitisch zu sein.

Kunst ist für dich also sowohl politisch als auch bewusst nicht politisch? Wie würdest du in diesem Kontext deine Vision von Kunst, von deiner Kunst, denn beschreiben?

Meine Vision ist, dass meine Kunst entsteht, während andere darüber nachdenken (lacht). Ich mache einfach, was ich mache. Ohne den Anspruch zu erheben, dass es gut ist oder dass es überhaupt irgendwie ist. Am liebsten würde ich einfach nur an meinen Projekten arbeiten ohne mich um Ergebnisse kümmern zu müssen, oder um Zeitpläne und um Wertungen. Das sollen andere machen.

Ein kleines Schlusswort: Was ist dein roter Faden in deiner Kunst/Nicht-Kunst?

(lacht wieder) Mein roter Faden ist es, das Alltagsgeschehen zu dokumentieren. Was zählt, ist die Gegenwart.

Ich bedanke mich herzlich für dieses anregende Gespräch.

(© by Sofasophia)


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