Ein Zerren an den Wenn-Dann-Ketten im eigenen Kopf

Wie Herr Irgendlink um Perversfrüh erwachte, einen Ausflug durch die Blogosphäre und das eigene Hirn unternahm und unter dem Künstlernamen Else Iph ein neues Leben begann. (Ein Blogeintrag, der eigentlich privat wäre, aber ich will mal nicht so sein :-) )

Fünf Uhr bin ich hellwach. Weiß nicht, was mich weckte. Ein Tier auf dem Dach der Künstlerbude? Ein Auto mit laut wummernder Musik auf der nahen Landstraße? Um Fünf! Uhr! Pervers! Früh! Die Sklavenmaschine im eigenen Kopf beginnt sofort zu rotieren – schnell sind die letzten Traumfetzen dahin. Die Sklavenmaschine rotiert immer dann, wenn möglichst viel auf möglichst kurzer Zeitstrecke passieren soll. Zur Ablenkung und in der Hoffnung, den Hirnreaktor noch einmal runterfahren zu können, lese ich meine abonnierten Lieblingsblogs auf dem Fon. Beim Emil wird mein Problem vielleicht exakt beschrieben. Zu viele Dinge, die man tun möchte, bloß, womit beginnen?

Die zuvielen Dinge des Herrn Irgendlink

Mein USA-Projekt muss bis zum 24. Oktober formuliert sein, damit ich die Livereise bei einem potentiellen Geldgeber fristgerecht bewerben kann. Die örtliche Künstlergruppe will noch diese Woche ihre Einladungskarte fertig gestaltet wissen. Ein nicht zahlender Homepagekunde wartet seit Wochen auf seine Webgalerie. Ein anderer Freund möchte eine statische Webseite in eine WordPress-Seite verwandeln, inklusive responsivem Theme, das so aussieht wie sein jetziges. Diverse Bloginstallationen wollen auf den neuesten Stand gebracht werden. Eine Irgendlink-Ausstellung am Nikolaustag will ausformuliert und in den sozialen Medien beworben werden. Last but not least schwirrt die Idee vom Novemberschreiben, resp. dem Nanowrimo (siehe ein paar Einträge zuvor)  durch den Kopf, was den gesamten November blockieren würde … bis spätestens nächste Woche muss das Hirn leergeräumt sein und nichts nichts nichts darf mehr an mir zerren.

Geordneter Rückzug ins Traumland

Ein Rudel Hunde kommt mir in den Sinn, das mich vor 25 Jahren in der Nähe des südfranzösischen Städtchens Sête kilometerweit bis in die Vororte gejagt hatte. Das Radel war zum Glück so voll gepackt, dass sie mich nicht beißen konnten. Alles Leben ist Nackenhaarstellen, wenn man besessen ist, oder besitzen will. Die Phantasie mischt sich mit den gelesenen Blogartikeln, lullt mich wieder ein. Ein Scharren auf dem Dach der Künstlerbude oder ein Auto, das mit wummernden Lautsprechern über die nahe Landstraße huscht singen mein Schlaflied. Die Sklavenmaschine dreht sich im Nichts.

Irgendlinks Rückkehr als Else Iph

Später.
Nun.
Nun liegen die Tatsachen klar vor mir. Nun bin ich wach, tippe diesen Artikel. Es sind die komplizierten Denkprozesse, die Wenn-Dann-Ketten im eigenen Kopf, die die größten Probleme verursachen. Die zu Stillstand führen können. Wenn ich dies und das erreichen will, muss zuerst jenes, davor aber sell und loo und so weiter und so fort. Es ist manchmal schwer, den Anfang zu finden, also die Aktion, mit der man beginnen muss, damit die Aktion, die am Ende der Gedankenkette steht, ausgeführt werden kann. Zum Beispiel zieht die Formulierung des USA-Projekts unweigerlich eine Bildrecherche nach sich (also eher vor sich), eine Googlemap muss gebastelt werden und ins Blog eingebunden werden. Eine eigenständige Seitenleiste sollte vorhanden sein, damit die werten SponsorInnen ein Plätzchen hinter dem warmen Ofen des Irgendlinkblogs haben und es wäre schick, einen Countdown einzubauen, der runterzählt bis zum Projektbeginn nächsten Sommer und dafür müsste man ein Plugin im Blog installieren und wenn man schonmal am Server schuftet, könnte man auch gleich ein Backup machen und die Blogsoftware auf den neuesten Stand bringen. Else if when then else else …. Hmm. das wäre übrigens ein cooler Künstlername: Else Iph :-)