Erdversteck 10

Ist eine Erfahrung wert, total verdreckt von einer Ausstellungseröffnung zurück zu kommen. Nur weil ich hinterher noch in eine der Schwarzbachbrücken klettern musste, in einem 70 cm hohen Hohlraum ein Kunstwerk verstecken. Ich muss verrückt sein: zuerst Cremont schlürfend mit den Bürgern der Stadt schwadronieren, und dann im wildesten Schneegestöber runter zum Bach, um ein Kunstwerk zu verstecken. Das liegt jetzt zum Finden bereit und zwar bei: Nord 49.26344 Ost 7.31885, Kartendatum WGS 84, dezimal („Google-Format“).

Ist ein schönes Kunstwerk im edlen Tanz mit dem Thema der Ausstellung: ZWHOM, die beiden Saarpfalz-Metropolen zu vereinen ist unser ansinnen. Was taugt besser, als ein Foto, das in der Homburger Straße in Zweibrücken aufgenommen wurde?

Wie auch immer. Das Ding liegt jetzt unter einer Brücke und wartet, gefunden zu werden. Karte betrachten und grobe Beschreibung sehen kann man hier (Link entfernt 2016-11-26).

Habe vor, demnächst in Straßbourg und Mainz weitere Exponate zu versenken. Nur so zum Spaß. Kosten tun die Erdverstecke übrigens nix.

Ein Hoch auf die Künstler, die es nicht nötig haben, von Kunst zu leben :-)

Freiheit für das Hirn

Der Mensch neigt zum eingleisigen Denken?

Am Beispiel Haus: Ein modernes Haus sieht genau so und so aus und besteht aus genau den und den Materialien. Es ist viereckig. Es hat einen Vorgarten und eine Terrasse. Im Bebauungsplan wird festgelegt, wie gebaut werden darf.

Es könnte aber auch anders aussehen. Aber wir lassen es nicht zu. Weder im eigenen Kopf noch vor dem Gesetz.
Der mächtigste Feind ist die eigene Vorstellungskraft.

Auf die besten Ideen kommt man aus zwei Gründen nicht: Erstens weil man nicht genug Phantasie hat. Zweitens, weil man Angst hat, dass man auffällt.

Beseitige beide Gründe (meist reicht Grund zwei, dann fällt Grund eins von selbst).

Wie gesagt: Hausbau ist nur ein simples Beispiel. Die Blockaden für die Innovation fressen sich quer durch alle Bereiche des Lebens.

Wer weiß, auf welche webdesignerische Idee man kommen könnte, wenn man nicht so sehr im Mainstream hängen würde? Die Kunst dito.

Derzeitige Ausstellung ist so klassisch. Der Ausstellungsort: Vorraum einer Kirche, schlechtes Licht, beklemmende Atmosphäre, braun und heilig.

Vielleicht sollte ich den Mut besitzen, einen Zettel mit Koordinaten aufzuhängen. Nur das – sonst nichts?

Nun, da ich darüber nachdenke, ist das die einzige Lösung. Für den Ausstellungsbesucher zweifellos unpopulär.

(Anmerkung: im Hinterstübchen hat mich die letzten Tage immer wieder die klassische Vorstellung von Kunstausstellung geplagt: schöne bunte Bilder hängen an Wand. Ich beabsichtigte eine Gratwanderung, Bilder an die Wand zu hängen, mit dem Verweis auf Bilder in den Erverstecken. Als wäre es nötig, den Ausstellungsbesuchern zu zeigen, seht her, so sehen die Dinger aus. Ihr findet sie vergraben in Erdlöchern.)

Ein Konflikt zweifellos, der nur folgendermaßen gelöst werden kann: wirf alle Bedenken über Bord und tu was du für richtig hältst, nicht das, wovon du glaubst, andere halten es für richtig.

Das ist abstrakte Konzeptkunst. Die Koordinaten verweisen auf die Verstecke, irgendwo draußen in der Natur.
Konzeptkunst ist anstrengend und unpopulär.

Nebenbei: auch Ihr, die Ihr das lest, könnt die Kunstwerke finden. Ich werde die Standorte auf www.europenner.de bekannt geben.

Low Impact – ein Erdloch in Wales

Um meine werte Leserschaft nicht mit Erdlochgerede zu vergraulen, hier eine Seite nebst Bauanleitung und Bildern von den High-Tech Erdlöchern – ab 3000 Pfund, sowie tausenden Arbeitsstunden, ganz einfach zum Selbermachen. Der Dämmwert soll gar nicht übel sein.

Sie planen ein ganzes Dorf. Hmm … liegt auf dem Weg nach Irland, dieses Wales. :-)

Das Leben, Ansichtssache

Sieben Grad kalte Künstlerbude. Ich denke über das Ökodorf nach. Hab’s vor Kurzem nach dem Serendipitätsprinzip im Web gefunden. Es liegt auf 1000 Metern Höhe. Leider nicht auf dem Weg zur Ostsee oder nach Irland oder ans Schwarze Meer. Sonst hätte ich geliebäugelt, dem Dorf einen Besuch abzustatten. Die Schweizer Millionärin, die ich einst kannte, hat ein Tipi in dem Dorf.

Das Ökodorf begleitet mich schon seit über 15 Jahren. Nur im Kopf. Erstmals hat mir eine Berliner Punkerin in einer zerfallenen Hütte (in „unserer“ Hütte) westlich von Marseille davon erzählt. Sie erwähnte weitere Orte, die nur Menschen unseres Schlags kennen, längst verlassene Gerippe menschlicher Gemeinschaften. Zerfallende Monumente, die davon zeugen, dass geträumt, gehofft, geliebt, gelebt und gehasst wurde. Wir sind die Einsiedlerkrebse der modernen Zivilisation.

Das darf man nicht vergessen: dass man nicht unbedingt in diese „normale“ Gesellschaft gehört. Nur weil man darin geboren ist, weil man darin lebt, weil sie einen in gewissem Grade auch verseucht mit ihren vordiktierten Denkweisen.
Denkweisen gibt es viele. Eine lautet: Ein Haus braucht Zentralheizung. Nimm Öl. Oder Gas. Oder Solar. Die Zentralheizung ist der Inbegriff von Wärme und Fortschritt.

Da passt beispielsweise einer wie ÖffÖff, der in Mecklenburg irgendwo in einem Erdloch lebt, so ganz und gar nicht ins Bild. Immerhin haben die Medien ihn entdeckt. Vorliebig zu Weihnachten wird über ÖffÖff berichtet, damit die Fernsehgesellschaft ihr Bild vom richtigen Leben nicht verliert.

Aber ist das richtige Leben denn wirklich richtig? Könnte es nicht auch sein, dass mehrere richtige Lebensweisen nebeneinander existieren und man das Unvorstellbare nicht ausblenden sollte.

Idealerweise gäbe es in einem Haus zwei Kamine, einen für den Holzofen und einen für die Ölheizung.

Öfföff schmatzte selbst gesammelte Maden, kuschelte mit Frau und Kind im Erdloch unter einem Fell.

Im Ökodorf, irgendwo im Süden, da wo die Schweizer Millionärin ihr Tipi stehen hat, haben sie eine Seilbahn gebaut, damit sie die Lasten nicht mehr mit Eseln ins Dorf schleppen müssen.

Ich hab den Ofen eingeschürt, empfinde die sieben Grad gar nicht kalt. Komme mir ein bisschen schizophren vor, weil ich im Keller eine Zentralheizung stehen habe und somit es theoretisch möglich wäre … was möglich wäre? Den Anschein zu wahren? Den Komfort zu genießen? Das Leben so zu leben wie andere glauben, dass es richtig ist?

Sagt der Opelfahrer zum VW-Fahrer, „Du, der Corsa ist aber besser.“

Das Serendipitätsprinzip, mal wieder

Serendipität heißt ungefähr: Finden, wonach man nicht gesucht hat.

Jene seltsamen Begebenheiten, bei denen man gewillt ist, an Vorsehung zu glauben, weil man sich nicht erklären kann, wieso sich ein Ereignis ereignet hat.

Passiert mir manchmal, dass ich von Etwas höre, von dem ich nie zuvor gehört habe, vielleicht weil ein Freund mir davon erzählt.

Kurz danch erwähnt ein anderer Freund, der den ersten überhaupt nicht kennt, das gleiche Thema.

Zufall?

Oder treten bestimmte Ereignisse einfach in unser Leben, wenn die Zeit reif ist.

Mit Menschen geht das übrigens auch. Plötzlich sind sie da. Man befreundet oder verliebt sich.