Hm

Ich bin froh mit den Systemen (Drupal rulez). Sie nähren ihren Mann. Also mich. Sie bringen die Kunst voran. Die Kunststraße. das Geotagging. Sie schränken natürlich auch ein. Aber man kann nicht immer den Hallodri spielen, der leichtfüßig durch die Welt tanzt. Dann stehen diese Tage voller Pixel-Kopfzerbrechen direkt neben den Erinnerungen. Getrennt durch dünne Haut flaniert das Abenteuer, das man einst erlebte.

Manchmal erinnere ich mich nicht an Früher, sondern denke an hexadezimale Farbewerte oder ob es sinnvoll ist eine Unsorted List in einer Unsorted List zu notieren. Definitiv ja.

Aber die murmelnden Gebirgsbäche, die mich einst begleiteten auf meinen einsamen Wegen durch Europa, sind auch da. Die Luft schmeckt nach Düften, die von Bergen strömen wie Gras. Oder nach dem schweren Gestank von Seetang voller fauliger Kadaver an exorbitantem Strand ganz im Westen.

Wie auch immer.

Eine gute Zeit.

Vorgestern rief C. an, mein Freund der gute Gartenplaner und erinnerte mich, dass sich die alte Garde wieder trifft. Dieses Mal nicht genau an Pfingsten, sondern eine Woche später. Drunten im Jura-Gebirge. Das hat Tradition. Und es ist ein Glücksfall, denn eventuell muss ich im Tourbus der örtlichen Kulturdelegation an Pfingsten mitfahren in die Partnerstadt. Das darf natürlich mein anarchistischer Freund C. nicht wissen, dass ich so unglaublich konform geworden bin. Und die Kulturdelegation wäre bestimmt erschreckt, wenn sie mich mit meinen anarchistischen Freunden auf den Mauern der Burgruine St. Denis über der Loue (jenem Fluss, der in einem Wasserfall aus einer 12 Meter hohen Höhle spritzt) hocken sehen würde, Rotwein schlürfend.

Aber so sind wir Künstler, unglaublich schizophren, jedoch stets bei vollem Bewusstsein aller Daseinsformen.

Uralte Techniken

Journalist F. hat gelächelt, als ich ihm erzählte: „Muss ein Fax kaufen, der Vorsitzende will mir  wichtige Nachrichten schriftlich übermitteln.“

„Diese archaischen Kommunikationsmethoden,“ sagte er.

Das ist schon eine Weile her.

Gestern war es so weit: die erste Fax-Kohlerolle war leer. Der Vorsitzende sendete 35 Seiten. Beim Rollenwechsel sah ich erstmals benutztes Fax-Band: es sieht aus wie Lithfilm – Negativmaterial, durchaus tauglich, davon Fotoabzüge zu machen.

Nun kommt der Künstler ins Spiel: Bastele ein Megafax, das dir in einem Rutsch eine ganze Rolle Faxkohle durchnudelt und du erhältst eine moderne Schriftrolle, ein zehn Meter langes kontrastreiches Bild.

Was passiert, wenn man benutzte Faxfolie zerknautscht, nass macht, sie doppelt benutzt oder zerkratzt.

Voila l‘ Art.

Selbst alltägliche Dinge regen uns Künstler zu Ideen an.

Vielleicht macht das den Künstler aus?

Die Zukunft unter der Brücke auf der Insel

Die Systeme laufen bestens. Reiter wilden Chaos‘. Darin sich wohl zu fühlen, bedarf jahrzehntelangen Trainings. Gut möglich, dass man mit dieser waghalsigen Einstellung unter einer Brücke endet. Dem sieht man ins Gesicht, lächelt, denn man weiß, man wird frei gewesen sein.

Heute fetten Auftrag an Land gezogen. Das stimmt mich positiv – obschon ich liebäugele mit einer ruhigen uralten Eselsbrücke, gekrümmt südlich der Pyrenäen. Wie lange man wohl von 2000 Euro unter einer Eselsbrücke südlich der Pyrenäen leben kann?

Aber noch ist es nicht so weit. Das Schlimmste am Zusammenbruch wird sein, sich die Serverkosten nicht mehr leisten zu können. Das bräche mir rein publizistisch das Genick und meine, an der Hand abzuzählenden Leserinnen und Leser wären sicher auch enttäuscht.

Ein enttäuschter Mensch ist einer zu viel.

Vermutlich werde ich nie wieder eine Ausstellung machen. Ich bin Web geworden. Alles geht in die Galerie (und von dem vielen Geld, das demnächst fließt, können wir uns auch ein paar Gigabyte mehr leisten). Die GMaps tun ihr Übriges. Es ist nicht mehr nötig, Dinge in Räumen zu zeigen, mehr noch, es ist unproduktiv, viel zu teuer, zu anstrengend, eine Vergeudung von Lebenszeit. Bildpunkte sind so ehrlich, so einfach, so hexadezimal. Und Bilderrahmung mit diesen fusselfreien Glasscheiben ist so antiquiert.

Wie aber werde ich an der großen Jubiläumsausstellung des örtlichen Kunstklubs teilnehmen? Ich werde die alte 256 MB Gurke, die mir mein Cousin kürzlich geschenkt hat mit ihrer 20 GB Festplate fitmachen und sie ans Netz anschließen, um irgendein Webprojekt in der Stadt online zu zeigen.

Ach hätte ich doch schon längst mein Lager unter der krummen Eselsbrücke südlich der Pyrenäen eingerichtet – auf dieser einsamen Insel nördlich von Cadaques, auf die man nur mit einem löchrigen Ruderboot kommt.

Na, dann wollen wir mal hoffen, dass es eine evangelische Kirche ist …

 

wilgartswiesen-kirche.jpg
„Ein Ufo will die Kirche vernichten, aber zwei Wehrmachtssoldaten verteidigen sie mit Stielhandgranaten.“

 

Ausgerechnet heute.

Happy Birthday.

PS: das Ufo ist im Bild oben links und die Handgranaten sind nicht echt, die Soldaten auch nicht.

 

soldaten.jpg
Nur das Ufo ist echt, wie man an dem orangenen Faserstrahl deutlich erkennt.

Zweibrücken-Boulogne

Temporär erreichbar das erste Stück der Kunststraße Zweibrücken-Boulogne. Führt derzeit von Zweibrücken bis zur Saarschlaife.

Geplant ist eine Verbindung der beiden Partnerstädte auf einer ca. 600 km langen Strecke durch Deutschland, Luxemburg, Belgien und Frankreich mit Fotos in Abständen von 1 km.

Jeder Marker zeigt einen Bildpunkt. Die Popups, wie man sie aus Cacheway 2 kennt, sind noch nicht programmiert.

Um die Daten zu ordnen, habe ich mit dem GPS-Visualizer eine temporäre Karte (Link entfernt 2016-11-26) erstellt (die wird vom Anbieter nach ein paar Tagen gelöscht). Man sieht die Bildpunkte in Grau entlang des Radwegs hinüber nach Saarbrücken und die Saar hinunter. Der Saarradweg führt teilweise kilometerweit unter der Autobahn, weshalb manche Bildpunkte auf der Autobahn angezeigt werden.

Zweibrücken -Boulogne ist eine waschechte Kunststraße im Gegensatz zu den beiden Hybriden Cacheway 1 und 2, welchen Geocache-Verstecke beigemengt sind.

Der Kunststraßenbau wird nach zwölf Jahren offensichtlich auch tourismustauglich.

Während ich so meine Runden drehe und die Daten sammele für die Maps (Bilddaten natürlich, aber die Tracks wollen ja auch aufgezeichnet werden) kommen mir allerlei ideen, was man mit dieser Technik alles anfangen kann.