Von Spirulinen, Eseln und anderen Halbrecherchen

Mein Kompendium über das Liveschreiben, das ich 2012 begonnen habe, ist fast fertig. In fünfzehn Artikeln habe ich in diesem Blog alle Erkenntnisse zusammengetragen, die mir in den letzten Jahren live bloggend kamen und die den live bloggenden oder denjenigen, der es einmal ausprobieren möchte, in die Lage versetzt, täglich hautnah über seine Reise zu berichten. Das Ziel, mich bis auf Hauchesnähe der Gegenwart zu nähern, habe ich zwar nicht erreicht, aber dennoch konnte ich mit vielen Tipps einen umfangreichen Werzeugkasten zusammenstellen. Das Thema, wie gehe ich mit mir selbst als schreibender Protagonist um, kommt darin ebenso zur Sprache, wie das Thema Beherrschung der erlebten und „live“ geschriebenen Zeit und es gibt auch viele nützliche Kniffe, wie man eine an sich auf reinen Fakten basierende Livereisereportage elegant mit fiktiven Elementen anreichern kann (ganz ohne die Realität zu verwässern). Kommentarstrangmanagement gehört ebenso zu dem Kompendium, das ich im nächsten Jahr in ein E-Book verwandeln möchte, wie der Umgang mit Trollen und Pöblern. Denn Eins ist gewiss, wer sich in die direkt erlebte Reportage begibt und die Operation am offenen Herzen der Literatur wagt, setzt sich auch manchmal dem Unmut und dem Neid andersmeiniger Menschen aus.
Ein Thema habe ich bisher noch nicht angeschnitten in diesem meinem Livebloggen-Zyklus: Wie hältst du es mit der Recherche? Recherche von unterwegs im Zeitalter des Internet scheint auf den ersten Blick ziemlich kompliziert. Bei schlechter Mobilnetzanbindung auf dem Smartphone Informationen aus dem Netz zu ziehen macht einfach keine Laune. Noch immer gibt es viel zu viele Webseiten, die nicht fürs Handy optimiert sind.
Das Tragische am Internet ist, dass man verlernt, wo sich die eigentliche Information befindet. Ist es nicht Irrsinn, dass ich in Vernet-les-Bains, in einem Appartement hockend, überlege, welche Webseite ich aufrufen muss, um Infos über das Dorf zu kriegen, anstatt einfach hinaus zu gehen und mit den Leuten zu reden?
Bei einem Spaziergang durch Vernet entdecken wir an jeder Ecke Infotafeln, die die Geschichte erzählen. Auf Französisch erhält man jede Menge Infos über die Vergangenheit als Kurort, die Landwirtschaft, die Minen im Canigou. Bebildert. Tipp eins: fotografiere sie ab, wenn du sie nicht sofort verinnerlichen kannst. So hast du beim späteren Bloggen eine zwar ungemütliche, aber dennoch vorhandene Recherchemöglichkeit.
Auch Straßennamenschilder sind gute Recherchemöglichkeiten. Oft steht darauf, warum die Straße nach wem benannt wurde. Auch hier gilt: einfach abfotografieren. Neben der Info hast du auch gleich die Koordinaten im Foto gespeichert.
Nicht zuletzt die Menschen! Rede mit ihnen. Egal wie. Auch wenn deine Fremdsprachenkenntnisse noch so gering sind. Jeder Mensch ist Information pur … wie etwa die grauhaarige Frau vor ein paar Tagen, die uns mit zwei Eseln bei einer kleinen Kapelle begegnete. Über die gutmütigen Tiere kamen wir ins Gespräch und ich fragte sie, ob sie eine Farm hätte. Nicht wirklich, sie züchte „Spirulines“ (gesprochen Spirülin), eine Algensorte. Das sei ihre Farm. Das zog denn später doch ein bisschen Recherche im Netz nach, gewappnet mit dem Begriff Spirulines (sowas muss man sich vor Ort entweder aufschreiben oder merken), ging ich auf die Suche im Web. Et voila, entdecke ich ihre Algenfarm gleich im Nachbardorf von Vernet als recht informative Webseite. Aber dieser Artikel handelt nicht von einer Spirulines-Farm, sondern von Recherche im Liveblog.
Ein bisschen die Zähne ausbeißen tue ich mir an dem Mysterium, warum in Vernet gefühlt mehr als die Hälfte aller Appartements, Hotels usw. leersteht, warum in vielen Fenstern ein Schild „A vendre“, zu verkaufen, hängt. Was ist geschehen? Ist die Hochsaison im Sommer? Die nächste Skistation ist eine halbe Stunde entfernt Richtung Canigou hinauf. Für Quadtouren auf den Gipfel ist das Wetter zu unsicher. Vor dem Rheumabad stehen zwar tagsüber Reisebusse, die wohl fünfzig-einheiten-weise Kurgäste bringen, aber die wohnen nicht hier. Die Zeiten, als sich Graf und Gräfin Soundso hier einfanden oder Rudyard Kipling und Nicolo Paganini ihre Leiden kurierten, sind wohl vorbei. Eine Frau mit Hund, die ich vorgestern am Fluss treffe, gibt Auskunft, dass die Jugend wegzieht in die Stadt. Das Dorf stirbt, so vermute ich. Aber so ganz verstehe ich sie nicht. Zu fremd ist ihre Sprache und der Dialekt. Aber vielleicht will sie mir auch nur nicht die Wahrheit sagen? Fast kommt es mir wie eine Verschwörung vor, dass man hier nicht einfach sagt, he, wir sind am Sack. Die besten Zeiten sind vorbei. Wir sind das Bad Münster am Stein der Pyrenäen … Aber vielleicht lege ich ihnen dieses, mein Bild ja nur schablonenhaft über ihr wahres Antlitz? Hier wäre eindeutig Recherchebedarf. Quellenangaben. Wikipediafeste Fakten müssten geschaffen werden. Bloß wie, fremd, draußen, flüchtig und allein, so sind wir Liveblogger doch fragile Informationssamelnde Gebilde auf dem Weg durch stets noch ein bisschen formbare Wahrheitssphären. Tipp drei: Habe den Mut, nichts herauszufinden. Schreibe auf, was du beobachtest.
Zurück nach Vernet. Fakt ist, die riesige Residence du Canigou ein paar Häuser weiter in unserer Straße steht gänzlich leer. Wie bereit zum Abriss. In unserem ca. 60 Parteienhaus sind nur drei Wohnungen bewohnt. Die Miete für unser Appartement war drecksbillig. Wie Verzweiflung fühlt sich unser Mietvertrag an. Als wir mit weiteren Menschen reden, warum das alles hier so ausgestorben ist, sagen sie, das Wetter, die Feiertage, und sie drucksen rum. Die fremde Sprache macht es auch nicht einfach, tacheles zu reden. So bastele ich in meinem Kopf eine unheimliche Geschichte, einen Fluch. Irgendwas Außerirdisches. Ja, ich finde tatsächlich, auch das gehört zur Recherche: der Mut zum Nichtwissen. Etwas dem Leser nicht sagen zu können. Die geforderte Information einfach nicht zu liefern. Mehr noch, auch Fehlinformation ist kein Beinbruch. Immerhin gibt es ja im Liveblog auch die Möglichkeit, in Nachträgen oder in den Kommentaren Korrekturen vorzunehmen. Tipp Nummer ich-habe-vergessen-welche-Nummer-das-jetzt-ist: lass die Lesenden ihr Schärflein zum Gesamtbild beitragen. Die sitzen immerhin daheim an großen Monitoren und erhalten Webseiten in ihrer Muttersprache.

Nur grob skizzieren möchte ich an dieser Stelle dieses Thema Recherche im Liveblog. Im nächsten Jahr werde ich meine Liveblog-Tipps mal alle zusammenfassen und einen kleinen Ratgeber daraus bauen.
Dieser Artikel würde wohl den Titel Livebloggen XV tragen. Ich glaube nicht, dass es der letzte der Serie ist.

Verunechtung – was wird echt gewesen sein, was nicht?

Drüben im MudArt-Blog meines Alter Egos Heiko Moorlander gibt es auch ab und zu News aus dem Canigou Massiv. Ich frage mich, wie die Welt mit Abstand von ein paarhundert Jahren diese Epoche der „digitalen Frühgeschichte“ sehen wird. Ob durch das Überangebot an Information, weltweit und überall verfügbar, auch ein Überangebot an Fehlinformation entsteht und man letztlich Schwierigkeiten haben wird, „Echt“ von „Unecht“ zu unterscheiden?
Vielleicht arbeiten wir schon seit hunderten von Jahren an einer Verunechtung der Welt?
Kürzlich las ich einen Artikel zu diesem Thema, dessen Tenor genau der war: durch die unendlichen Möglichkeiten, die uns heutzutage verfügbar sind, um uns zu informieren, wirken wir auch gleichzeitig der Vernunft und Aufklärung entgegen. Was geglaubt werden kann, wird auch irgendwann – zumindest von einem Teil der sich Informierenden – geglaubt.
Frappierender Weise passt zu diesem Kurzblog der Glückskeks, den ich gerade geöffnet habe: „Alle Antworten liegen vor dir“.

Waldbrand, Kipling, Wunderland

Auf der heutigen Wanderung wollten wir eigentlich zu den Cascades d’Anglais. Da das Tal, durch das der Weg führte aber schon im Schatten lag, liefen wir einen Berggrat hinauf Richtung Canigou. Stets in der Sonne. Ein Traum. Auch Rudyard Kipling hatte einst die Aussicht von hier oben genossen, als er als Badegast in den Schwefelquellen hier verweilte.
Durch ein Kiefernwäldchen – oder sind es Pinien? – kamen wir auf über 900 Meter. Die Rinde der Bäume zeigte die Wunden verschiedener Waldbrände.
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Brotjagd in Vernet-les-Bains oder willkommen im Ferienalltag

Diese Ferien, bei denen man auf’s Geratewohl ein Häuschen mietet, laufen immer ähnlich ab. Fast schon möchte ich von Ferienalltag reden. Spätabends Ankunft und das Domizil einrichten. Am ersten Tag dann Erkundung der Umgebung zu Fuß. So laufe ich gestern rüber ins Dorf, ganz Mann, ganz Jäger, um Baguette zu kaufen und ein paar Croissants, während SoSo die warme Bude gemütlich macht. Ein Katzensprung in die Steinzeit der modernen Reisegewohnheiten. Unser Appartementhaus besteht aus vielleicht sechzig winzigen Buden in einem dreigegliederten Bau, A, B und C. Außer dem unseren sind nur zwei drei weitere Appartements bewohnt, was auch gut ist. Das Haus ist ein hellhöriges Betongerippe, das zu einer Zeit gebaut wurde, als der schwimmende Estrich wohl noch nicht erfunden war. Jedes Stuhlrücken hört man. Ich fabuliere für meinen bauesoterischen Roman solch ein Haus, dessen Bewohnerzahl sich anhand des Lärmpegels selbst reguliert.
Die Brotjagd führt mich in den alten Ortskern jenseits des Flusses, der wie ein Ameisenhügel aussieht. Vernet ist ein verwinkeltes Etwas mit winzigen Gassen und Treppen. Ich steige dem Brotduft folgend empor Richtung Kirche, verliere die Witterung wieder, irre umher zwischen Hinterhöfen und unter diesen typisch französischen außenliegenden Verkabelungen, die so charmant improvisiert wirken und einfach ein Muss sind für ein authentisches Frankreichbild. Von oben erinnert mich das Dächermeer an ein zu klein geratenes Salzburg. Allein, es fehlen die Pferdedroschken und die lebenden Mozartstatuen. Das Dorf ist Erster-Weihnachtstag-still. Eine Frau mit Hund ist die Einzige, der ich begegne. Aus ihrer Tasche tropft Wasser. Wie ein Auto mit leckem Kühler keucht sie die Gasse hinauf. Als ich sie darauf aufmerksam mache, sagt sie, das muss so, c’est ça. Und sie zeigt auf den Hund, der hinter ihr her trottet. Die Bäckerei sei da unten, à gauche, à droite, wieder nach links und dann tout droite, immer geradeaus. Tatsächlich tut sich ein kleines Ortszentrum auf mit Bäckerei, Metzgerei, Tabak- und Zeitungsladen ty-pisch fran-zö-sisch, denke ich. Mir geht das Herz auf. Die Sonne, die Stille, die fremde Welt und der riesige Mont Canigou direkt hinter der Häusersilhouette, dieses Sontagsgefühl mitten in der Woche. Wie in die Seele katapultiertes Glück. Ich kaufe Baguette, knipse hie und da ein paar Straßenszenen. Die große Platane auf dem Marktplatz ‚frisst‘ nach und nach das Emailleschild mit den Marktöffnungszeiten, das man ihr vor vielen Jahren angenagelt hat. Zwei Gebirgsbäche schießen durch Vernet-les-Bains. Ich weiß nicht, wie sie heißen. Befestigte, fast schnurgerade Rinnen von etwa zehn Metern Breite, alle fünfzig Meter abgetreppt. Man ahnt, dass hier zu Schlechtwetterzeiten immense Kräfte wirken. Es gibt ein Casino und ein Thermalbad. Auf dem Rückweg in die neueren Dorfgebiete fühle ich mich eigenartig an das einst so florierende Kurstädtchen Bad Münster am Stein in der Nordpfalz/fast schon Rheinhessen erinnert. Ein leerstehendes Gebäude, vor dem ein Schild ‚Residenz‘ steht wirkt abrissbereit. Vernagelte Fenster im Parterre. Die Zeichen stehen, genau wie in Bad Münster auf Schrumpfen, auf Zerfall, Rückbau und Abriss. Was muss ich davon halten? Ich müsste recherchieren. Leute fragen, das Internet. Die Infotafeln, die über die Vergangenheit Auskunft geben übersetzen. Wovon lebt(e) man in Vernet? Aufstieg, Fall, Erneuerung … Recherche auf Livereisen ist ein ganz eigenes Thema. Man ist als erlebender Betrachter abgeschnitten von Information, obwohl man sich doch mittendrin befindet in der eigenen, sich selbst schreibenden Geschichte.
Auch Heiko Moorlander scheint übrigens in der Gegend sein Unwesen zu treiben
Frau SoSo bloggt auch, sozusagen im Duett.
Und zuguterletzt noch eine Bildcollage, gestern getweetet

Straße, je t’aime

Dann doch wegfahren. Obwohl kaum Geld auf dem Konto. Ein Angebot auf Francevoyage.com lockte mit einem Appartement für 170 € die Woche. Ganz unten in den Pyrenäen. Nur fünfzig Kilometer vom Meer. Nix wie gebucht. Die anfallenden Fahrtkosten und Autobahngebühren liegen zum Glück noch im Blinden Fleck.
Dienstags abends die 300 km Fahrt zur SoSo in die Schweiz sind schon speziell. Vorbei an den Vogesen, dunkle Silhouette vor Sonnenuntergang, aggreable Fahrt, wenig Verkehr. Müde und angeschlagen bin ich – morgens gab es noch eine Hörsturzdiagnose inklusive hochdosierter Kortisoninfusion – was eine Art Trotzreaktion auslöste, jetzt erst Recht. Raus aus dem alljährlichen Weihnachtstrubel. Wie auch immer hat uns am acht Uhr frühen Heiligen Abend 2014 die Straße wieder. SoSo kutschiert uns durch die morgenfrostige Schweiz vorbei an der Aargauer Industrie, Gewerbeparks, Glasfassaden, dampfende Schornsteine vor Jurafels. Hinüber ins Seeland, Solothurn und Biel-Bienne zur Rechten, Bern zur Linken. Lange Schatten von einzelstehenden Bäumen auf grün-raureifiger Wiese, garniert mit zwei Reitern. Hundegassigänger. Vom Beifahrersitz versuche ich die Szenen fotografisch einzufangen. Vergeblich. Die Leitplanke stört. Andere Autos und LKWs, die wir oder die uns überholen stören. Immer schiebt sich ein Hauch Geschwindigkeit ins ansich ruhige Bild. Man müsste anhalten können. Autofahren, selbst nur als Beifahrer, und Fotografieren geht nicht. Schon lange denke ich darüber nach, welche Kunstform mit welcher Art, sich fortzubewegen gut harmoniert. Fotografieren und Radfahren oder Wandern hat sich bewährt. Überhaupt könnte der Grundsatz gelten, je langsamer, desto Kunst. Dass es auch etwas gibt, was mit dem Autofahren harmoniert, sollte ich am gestrigen Heiligen Abend erkennen. Längst sind wir in Frankreich. Rauschen auf Grenoble zu. An LED Infotafeln über der Fahrbahn blendet die Mautgesellschaft Vinci immer wieder Botschaften ein. Fröhliche Weihnachten. Achtung Baustelle.
Straße, je t’aime, denke ich plötzlich. Ich liebe dieses von Menschen geschaffene Monstrum, das sich durch Tunnel und über Brücken kreuz und quer durch die Lande zieht.
Pollution. Reduisez votre vitesse, wird uns in der Nähe von Valence auf den Tafeln mitgeteilt. Schon sind wir im Rhône-Tal. L’Autoroute du soleil. Aber mit Sonne hat dieser eigentlich sonnige Tag nichts zu tun.
Der Himmel ist gelb. Die Horizontlinie wirkt schmutzig. Die Sonne ist ein schmieriger Ball, der in einer Kloake zu schwimmen scheint. Die Luft ist verpestet. Pollution! Jetzt wissen wir, was die Vinci Botschaften auf den Tafeln bedeuten: Luftverschmutzung, langsam fahren.
Der fünfte Apokalyptische Reiter, das sind wir. Wir Menschen. Der fünfte Apokalyptische Reiter ist ein zieseliges, schizophrenes Kollektiv egoistischer, voranstrebender Individuen. Unaufhaltsam schiebt sich einjeder von uns durch seine Welt in seine ihm wohlgefällige Richtung und trägt damit zur natürlichsten Form der Apokalypse bei, phantasiere ich. Das wäre mal ein Blogartikel wert. Dass es die biblische Form der Apokalypse zwar nie geben wird, dass die Wesen aber sehr wohl und ohne es zu ahnen, ihre eigene Apokalypse kredenzen. Von innen heraus, wuchernd wie Krebs.
Auf dem Beifahrersitz twittere ich, während SoSo das TomTom zum Jaulen bringt. Immer wenn sie die zulässige Geschwindigkeit überschreitet, bimmelt das Ding. Vorbei an Montélimar. Atomkraftwerk. Hundert Meter hohe Dampfsäule über Kühlturm in giftgelbem Himmel neben einem schrägen Ausläufer des Zentralmassivs, dessen Abhang so gerade verläuft, als wäre er von deutschen Ingenieuren konstruiert. Das Kernkraftwerk von Pierrelatte, dessen Kühltürme mit spielenden Babys bemalt waren. Ich vergesse, zu schauen, ob die Gemälde noch immer darauf sind. Vorbei an Montpellier. Eine französische dreispurige Autobahn vermittelt einem irgendwie das Gefühl galanten Miteinanders. Kein Gemetzel wie in Deutschland manchmal, wo man mit 250 km schnellen Geschossen rechnen muss, die von Hinten wie aus dem Nichts auf einen zurasen.
Die Fahrtrichtung führt uns immer genau Richtung Sonne. Zunächst nach Süden und ab Bezier/Perpignan dann nach Westen. Die Helden reiten in den Sonnenuntergang. Wir beiden millionstel apokalypischer Reiter, wir.
Gegen 19 Uhr erreichen wir unser Domizil in Vernet-les-Bains. Die Hausverwalter sagen, wir sind 750 Meter hoch. Das hatte ich nicht bedacht. Dennoch. Der Winter ist noch nicht gekommen. Tagsüber 12 bis 15 Grad. Nachts leichter Frost. Das Studio ist ein gemütlicher Raum in einem Appartementhaus, Balkon nach Osten. Die Sonne sollte bald hinter den Bergen hervor kommen.
Die Luft wirkt sauber.
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