Lachrezept für 100 Personen

Kölner Kabarettist Heinz Gröning kredenzt 3-Sterne-Spaßmenü im Zweibrücker Jugenzentrum.

Der Weihnachtsstollen, auch Christstollen oder schlicht Stollen genannt, gilt als das Leitgebäck schlechthin unter den Weihnachtsleckerein. Mit viel Liebe und deftigen Gewürzen wird er zwischen September und Dezember gebacken und in der Weihnachtszeit verzehrt. Nach alten Bräuchen wird er am ersten Advent angeschnitten und in den vier Wochen bis Heilig Abend verspeist.
Rezept für 100 Personen.
Zutaten: Einmal Kölner Komiker Heinz Gröning, 100 Gäste mit strapazierfähigem Zwerchfell, eine schlichte Bühnendekoration, überzogen mit wallendem roten Stoff, eine mannshohe Nikolausmaske aus Pappe, Gitarre und ein Paar knallrote Schuhe.
Zubereitung: Man nehme den Spaßmacher, stelle ihn auf die Bühne und sage: „Mach‘ uns lachen!“ Ja, wenn das so einfach wäre … das Lachmenü, welches Heinz Gröning letzten Freitag im ausverkauften  Jugendzentrum in der Zweibrücker Maxstraße kredenzte, brodelte knapp zwei Stunden – nach dem Genuss der Speise hatten die Gäste Bauchweh vor Lachen.
„Verschollen im Weihnachtsstollen“ ist ein Rundumschlag durch sämtliche Weihnachtsbräuche. Ob Krippenspiel, gemeinsames Singen unterm Weihnachtsbaum, oder Anekdoten von vergangenen Weihnachtsfesten, der Kölner Kabarettist schöpfte aus einem reichhaltigen Sortiment. Eine Sequenz von Gedichten etwa, vorgetragen in verschiedenen Rollen, in denen er mit Mimik den knöchernen Studienrat ebenso glaubhaft darstellte, wie die fürsorgliche Mutter, um schließlich im Licht seiner Taschenlampe, von unten übers Kinn beleuchtet, ins grotesk Düstere zu wechseln. Natürlich durfte eine selbst gebastelte Krippe nicht fehlen wie sie vielerorts unter den Nordmannstannen zu finden ist. Jesus, Maria und Josef suchte man dort jedoch vergebens. Sie wurden gedoubelt von Barbie, Shrek und anderen zeitgenössischen Darstellern. Im Anblick von Shrek flüsterte eine unbekannte Stimme im Publikum: „Der sieht ja aus wie Er.“ Und in der Tat, Heinz Gröning, grün angemalt, könnte glatt Shreks Zwilling sein.
Die kurze Showpause war unterlegt mit süßer Musik „Lasst uns froh und munter sein“, gut 10 Minuten lang, bis die Gäste mit „Ihr Kinderlein kommet“ das Signal erhielten, dass es weiter geht.
Insbesondere nach der Pause musste man alle Hand an seinen Lachbauch legen. Als der Künstler machohaft mit zerknautschtem Gesicht den Gang zu seiner blauen Gitarre zelebrierte fragte man sich: „Kann ein Mensch so viele Muskeln in den Backen haben?“ Als One-Man-Boygroup unterhielt Heinz Gröning mit Rock- und Hip-Hop- und anderen ungewöhnlichen Varianten bekannter Weihnachtsgesänge.  Auch Country kam zum Vortrag mit Liedern, stets eingeleitet mit einem lauten Jiiie-Haaa. Was danach folgte waren brachial ins Englische übersetzte Klassiker wie „Tomorrow Children it will some Give“ (Morgen Kinder wirds was geben) oder „Funny Funny Tralalalala“ und wer hätte gedacht, dass man Heiland mit Shark-Country übersetzen kann?
Mit viel Charme und wackelndem Hintern ala Robbie Williams ließ Gröning immer wieder die Sexbombe krachen. Für zwei Euro dürfe man ihm sogar nach der Show an den Allerwertesten packen, versprach er und hatte so insbesondere das weibliche Publikum auf seiner Seite. So gelang eine Verschmelzung von Bühne und Zuschauerraum. Bereitwillig ließ man sich auf gemeinsame Spiele ein – und wer weiß, vielleicht hat nach der Show der Eine oder Andere sogar zwei Euro springen lassen?

Nächste Termine: 21. 12. in Wetter, 22. 12. in Bünde

Nachtrag:  Ursprünglich hatte ich vor, den Artikel komplett als Kochrezept zu schreiben, da ich aber mal wieder gelumpt habe und nur noch eine Stunde bis Redaktionsschluss Zeit hatte, war es zeitlich nicht möglich. Es wäre mein erstes selbstgeschriebenes Kochrezept geworden.

Der Artikel erscheint vermutlich morgen, Montag, in der fünftgrößten Tageszeitung Deutschlands.

Goldrausch und warum die Nacht so lang wird.

Herrjeh, schon wieder spätnachts. Seit ich vorgestern im tiefsten Saarland einen der besten Geocaches (Geocaching ist Schnitzeljagd mit GPS-Unterstützung), Fogelfreys „Goldrausch“, gemacht habe, drehen sich Tag und Nacht. Was solls. Galeriebedingt muss ich sowieso erst ab 14 Uhr arbeiten, kann mir also getrost die Nacht um die Ohren schlagen.

Vorhin wieder für die Zeitung unterwegs, Heinz Grönings „Verschollen im Weihnachtsstollen“ war echt klasse, Satirisches über Weihnachten mit dezentem Hang zum Bitterbösen.

Das einsame Gehöft liegt wolkenverhangen. Von Norden pfeift eisiger Wind. Die Katzen kratzen an der Tür. Katze zwei, die böse, hat es bis hinter den Ofen geschafft. Katze eins, die gute, kerngesund, streunt draußen umher.

Komische Alltage derzeit. Ziemlich zersiedelt. Ich bereite mich insgeheim schon auf Projekt Ba-Ba vor. Eine waschechte Kunststraße (K15) und natürlich ein tolles Reiseabenteuer. Mir scheint eine Verquickung mit Panoramio (Geotagged Fotos) von Google und den Maps der gleichen Firma möglich, auch wenn ich mit dem Webinterface noch nicht 100 Prozent klar bin. maps.google.com sollte man sich in jedem Fall einmal ansehen. Da tut sich immens viel. Demnächst werde ich eine rohe Karte des Projekts K15 hierher kopieren. Es wird ein Live-Reise-Projekt.

Doch zurück zum Goldrausch, jenem 7-Stationen Nachtcache irgendwo oberhalb von Merzig im Saarland. Sieben km durch die Nacht spaziert und einer ungemein spannenden Reflektorstrecke gefolgt (Nachtcaches funktionieren nach folgendem Prinzip: jemand hat in freier Landschaft kleine reflektierende Schnipsel an Bäumen, Pfählen und Sonstwo festgeklebt, denen man mit kapitaler Leuchte folgt. Fogelfreys „Goldrausch“ ist sehr intelligent gemacht und steigert sich von Station zu Station.

Nachdem wir den finalen Punkt erreicht hatten, so gegen 2 Uhr, waren wir so berauscht, dass wir noch einen weiteren Geocache angegangen sind, welcher über unwegsames Gelände in einen stillgelegten Eisenbahntunnel führte. Spät um Vier dann noch beim Frikadellenkönig irgendwo an der Autobahn eingekehrt und ein paar Alu-Ascher mitgehen lassen, schließlich will man ja den Gästen, die am nächsten Tag in die Ausstellung kommen auch ein bisschen Komfort bieten.

Neues auf www.rinckenhof.de

Man könnte sagen, www.rinckenhof.de mutiert zu meinem Zweitblog.

Einst behauptete ich fest, ein Zweitblog macht keinen Sinn, weil es einen einfach zerreißt, wenn man an zwei Fronten bloggt.

Die Gegenwart sieht anders aus. Die Fronten verlaufen anders. Vermutlich hat es etwas mit der Kontroverse Real gegen Virtuell zu tun und damit, dass es in Zukunft nicht mehr zu trennen sein wird. BaBa (siehe Beitrag zuvor ganz am Ende) wird ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Gebiet der virtuellen Realität oder der realen Virtualität oder der rituellen  Selbstverwirklichung.

Das war noch die Sache mit dem örtlichen Kunstclub

Der Exvorsitzende hatte mich auserkoren, sein Nachfolger zu werden, was neben viel Arbeit sicher auch den einen oder anderen Profit gebracht hätte – nicht zuletzt macht es sich gut in der Künstlervita, Vorsitzender eines Kunstclubs zu sein.

Wohl wissend, dass mir dieser Posten etliche schlaflose Nächte bereiten würde, war ich froh, dass mich Kunsthistoriker E. am Vorabend der Wahl angerufen hatte, um mit viel Pomp und Gerede kundzutun, er würde es auch gerne machen. Pomp und Gerede sind im Bereich Kunst das A und O bzw. das P und G –  also habe ich die Chance genutzt, ihn bei seinen Bemühungen zu unterstützen – puh, das ging gerade nochmal gut. Der ehemalige Vorsitzende ist mir nun zwar böse, aber die Konservativen im Verein, welche Wert auf Kunstbildung und Doktorentitel und qualvoll lange Laudatien legen, haben mir für meinen weisen Entschluss herzlich gedankt.

Und ich? Kann nun wieder ruhig schlafen und im nächsten Jahr ruhigen Gewissens zwei Monate durch Italien radeln.

Verschneidung von virtueller und realer Welt

Sonntagfrüh habe ich im Hof vor der Galerie die Schlammlöcher zugeschüttet. Es hat ja so viel geregnet. Wie so oft bei körperlicher Arbeit kam mir eine Idee, nämlich ein digitales Gästebuch einzurichten. Sprich: einen Computer in der Ausstellung aufzustellen und auf dem www.rinckenhof.de Portal einen minimalen Gastaccount einzurichten ala Weblog, mit dem die Gäste, ähnlich wie im ausliegenden Gästebuch aus Papier, ihren Besuch eintragen können. Nur geht der virtuelle Eintrag direkt auf die Startseite der Homepage. Ich war so besessen von der Idee, dass ich gar nicht darüber nachgedacht habe, dass meine Gäste fast allesamt gesetzten Alters sind und eine Heidenangst vor Computern haben.

Aber das heißt ja nicht, dass es keine gute Idee ist. Ich finde sie, stinkend vor Eigenlob, sogar sehr prächtig. Nun verbringe ich die Zeit von drei bis sechs alltäglich unten am Zweitcomputer, umgeben von feiner Kunst. Es ist nicht besonders kalt. Die Galerie wird mit kapitalen Heizöfen erwärmt. Außerdem halte ich Kaffee und Glühwein bereit. Eine erste Besucherzählung ergab, dass der Zuspruch ungewöhnlich hoch ist. Ich habe Ausstellungen erlebt, drunten in der Stadt, in fein beheizten Räumen voller Glanz, die weit weniger Zuspruch erfahren haben.

Alles in Allem war die Aktion ein voller Erfolg. Ich rechne nicht nur in Geld. Erfolg heißt auch, Adressen von Kunstinteressierten zu sammeln, Erfahrung im Umgang mit Kaufwilligen. Vielleicht bin ich ein bisschen blauäugig, Kontakte direkt zu den Ateliers der Künstler zu vermitteln, so wie heute, als ein sehr interessierter Herr ein Gemälde für seine kahle, 3,50 Meter lange Wohnzimmerwand suchte. Nachdem ich ihn nicht überzeugen konnte, zusammen mit dem Künstler die gewünschten Werke einmal zur Probe bei ihm aufzuhängen, habe ich ihm kurzerhand die Adresse des Künstlers gegeben, aufdass er ihn in seinem Atelier besuchen möcht. Man ist ja Mensch – nuja und der Künstler, den ich vermittelte wird mir sicher dankbar sein, wenn das Geschäft zu Stande kommt.

Die Grenze zwischen virtueller und realer Welt ist beinahe durchbrochen. Das ist so ein Gefühl. Die virtuelle Welt beginnt am Ende der DSL-Leitung und die führt direkt in mein Atelier (bzw. die Galerie), in die reale Welt also.

Neben mir liegt eine Flugbuchung nach Bari. Habe ich letzte Woche in einer Splitsecond getätigt. Es war so billig, dass ich einfach nicht widerstehen konnte. So weiß ich, was ich nächsten Frühling tun werde: Nach Basel radeln, nach Bari fliegen, und in Italien meinem Beruf Kunststraßenbauen nachgehen. Auch das wird eine Verschneidung von virtueller und realer Welt. Ich freue mich, der Heimat friedlich pedalierend 100 km um 100 km näher zu rücken und dann, wenn alles blüht, zurückzukehren aufs einsame Gehöft, um neue Projekte auszuhecken. BaBa, ouhyeah, BaBa … was so viel bedeutet wie Basel-Bari :-)