Verspätung

Immer verspätet und dennoch rechtzeitig. Paradoxer Gedanke. Ich sauge gegen 21 Uhr gestern Abend die neue Konstruktion im Atelier aus. Eine Vorrichtung, um endlich alle Bilder der Serie 365 Daily an einer Wand zu zeigen. Denke dabei, das hättste doch eigentlich vor einer Woche schon machen wollen. Aber da war ja noch Leben zwischendurch. Zum Glück.

Bin ich grundsätzlich verspätet? Hirn sammelt zu späte Momente über all die Jahrzehnte verteilt und ich komme zu der Einsicht, dass im Hause Irgendlink die Mühlen einfach nur unendlich langsam mahlen. Wenn ich nur denke, das ich 1988 erstmals ansteuerte und nicht erreichte. In Narvik kehrten Freund I. und ich unvollendeter Dinge um. War auch naiv, zu glauben, man könne innerhalb von drei Wochen den Weg zum Nordkap erradeln. Nach weiteren Versuchen klappte die Radtour zum Nordkap im Jahr 2015 endlich. Alleine meinen Takt radelnd dauerte die Reise etwa zwei Monate.

Verspätung ist Programm. Auch in den Kunstprojekten: UmsLand Bayern dauert nun schon das vierte Jahr. Eigentlich wollte ich die 2300 km lange Strecke rund um den Freistaat 2020 beendet haben.

Zwei Literaturprojekte (Passfälscher-Blog und Bauesoterik-Roman (dranbleiben, Junge, dranbleiben)) sind erst diesen Sommer wieder ins Stocken geraten. Und nuja, das Bestücken des Ateliers, mit dem dieser Artikel beginnt, das ist auch im Hintertreffen.

Am Ende wird es gut. Das weiß ich. Ich habe meine Ziele bisher immer erreicht. Kleine wie große. Ich musste nur meinen Takt finden. Der Weg dahin war mit dem richtigen Takt letztlich nur noch ein Klacks. Egal wie weit es war.

2 Antworten auf „Verspätung“

  1. Stimmt … der eigene Rhytmus, der uns von klein an abtrainiert wird.

    Vielleicht gäbe es weniger Egotrips, wenn wir mehr in unserem Rhytmus leben würden, denke ich gerade. Klingt das paradox? Das eine (eigener Rhytmus) ist das natürlicherweise in uns drin Seiende, das andere (Egotrip) ist das, was wir aus der Kränkung heraus auf das Beschnittenwerden tun. Nur so ein noch unausgegorener Gedanke meinerseits dazu.

    Glücklich jene Menschen, die wieder in ihren eigenen Rhytmus zurückzufinden wagen!

    Ich freue mich auf deine Ausstellung und bin sicher, dass sie ganz toll sein wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: