Bayonne, fast am Ziel – ähm am Start

Im Diesel getriebenen Einwagenbähnchen verlassen wir Bayonne. Ja, ich bin nicht mehr alleine. Schon im TGV kam mir der Typ mit der Brille verdächtig vor, bestand sein Gepäck doch aus einem ähnlich fetten Rucksack wie meiner, obendrein noch Wanderstöcke festgeschnallt. In Bayonne beäugte er die Zuganzeigetafel irritiert.
Stunde Aufenthalt. Ich gehe durch die Schalterhalle in die Stadt, um Brot und Wasser zu kaufen. Bayonne ist genau wie Kollege T. es beschrieben hat. Zusammengerollt wie ein Embrio liegt ein rotnasiger Säufer in der Ecke. Typen mit Lumpen am Leib und ssssolllchen Hunden lungern vor der Tür. Ein schlacksiger Junge spuckt Bindfäden auf die Straße. Als ich in einem Abrissgebäude eine zerbröselnde Wand fotografiere – ich habe die Kaputze auf, weil es regnet – spricht mich ein Typ von hinten an, erschreckt mich zu Tode, labert etwas von „Vodka“ und „Argent“. Er trägt einen grüngelben Jogginganzug, auf dem „Marocain“ geschrieben steht; gibt die Konversation auf, als ich ihn nicht verstehe.

Zurück im Bahnhof spricht mich eine Dame an, ob ich pilgere und erzählt mir von ihren vielen Camino-Reisen.

Nun im Zug. Feierabendmenschengemurmel und Dieselrußgestank. Mein neuer Freund spricht kein Wort Deutsch, Französisch und kann kaum Englisch. Immerhin erfahre ich, dass er Jon Su heißt, aus Korea kommt, 51 Jahre alt ist und gedenkt in 45 Tagen nach Santiago zu laufen.
Er scheint, ebenso wie ich, keinen Plan zu haben, wo er nachher unterkommt. Die Pilgerherberge, sagt der Zugführer, sei vermutlich zu. Aber es gebe Hotels …

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