Was bisher geschah …

„Als junger amerikanischer Drehbuchautor wüsste ich gewiss um die Magnifikanz des Cliffhangers am Ende jeder Episode und würde die Technik bewusst einsetzen, um den Zuschauern den Mund wässrig zu machen nach einer Fortsetzung.“ denke ich, es ist 11 Uhr früh am Abgrund einer hochgradig durchwirkten Woche, der jeglicher Anspruch auf ’normales Leben‘ abhanden gekommen ist.

„Nicht schlimm“, denke ich in Düsseldorf, die Uhr einer Kirche schlägt sieben, es ist gestern, Kollege T. hat sich in ein cooles altes Schwimmbad verabschiedet, welches bestimmt schon im 19. Jahrhundert erbaut wurde, mitten in der Stadt. Ich, Badehose vergessen, laufe ziellos durch die Stadt und überquere einen dunklen hundert Meter breiten Graben, in dem Eisenbahnen saußen. Das Tal der Düssel. Es gibt offenbar wirklich einen Fluss namens Düssel. Tse. „Hier müsstste jetzt paar Fotos schießen, die Straßen und sonstige Abstraktionen der Stadt einfangen“, denke ich und in meinem Schädel wächst die Vision des reisenden Fotografen, der wie eine Viehherde durchs Land zieht und die seltsamen Weiden seiner Gegenwart abgrast nach neuen Motiven, nach einer neuen Bildsprache.

„Die Lohntackerei hat mich hierhin verschlagen, verflixt nochmal,“ denke ich in einem Hotelbett liegend mittwochsabends am Rande des Ruhrpotts. Die Glotze dudelt, Kollege T. neben mir halbtot von einem 18-Stunden Arbeitstag. Bettwäsche riecht nach Rauch. Normale Menschen würden sich in diesem Zimmer keine fünf Minuten aufhalten, wir aber: wie sündhaft teuer es doch ist und wir sind müde, sediert vom hektischen Tag. Am nächsten Morgen wird es ein schäbiges Frühstücksbuffet geben mit Eiern, die man hundert Stunden lang gekocht hat.

„Schwarzer Marmor strahlt eine besondere Würde aus,“ denke ich flachsend mit mir selbst, ich weiß nicht mehr wann. Dazu passend hat man die Lohntacker engagiert, eine gemütliche, schneeweiße Lounge aufzustellen, quelle Contraste. Für Achtzig Gäste ist bestens gesorgt, es gibt: Videos, DJ, Licht, man serviert Krabbenspieße.

Einsames Gehöft, jetzt. Tippe dies Zeilen. Der Ofen gurgelt. 9 Grad Celsius in der Künstlerbude. Genauso warm wie draußen. Sonne embeddet in Dunst.

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