Irgendwie eine ganz typische Irgendlinkwoche. Chaotisch, arbeitssam, mit bizarren Spitzen. Ich bin aber auch ein Seppel: nur weil jemand mich einlädt, für ihn zu arbeiten, es auch blindlings zu tun. Öffentlicher Dienst hin, Öffentlicher Dienst her. Mittwochs – (nach etwa 8 Stunden Arbeit endlich Mittagspause und erst Halbzeit (!)) – dachte ich darüber nach, die Woche des Nein auszurufen, oder besser den Monat des Nein. Einzige Aufgabe: beantworte alle Fragen, die man dir stellt schlicht mit Nein. Widersetze mich dieser Aktion jedoch, denn im Grunde meines Herzens bin ich ein Ja-Mensch. Ein Positivist.

Donnerstags peilte ich zehn Uhr als Dienstbeginn an. Schien mir angebracht, wenn man erst um halb zwei nachts von der Arbeit kommt. Boss R. gebot jedoch, ich müsse um Neun schon antreten. Donnerstag ist Dienstleistungstag. Da wird logischer Weise bis 18 Uhr gearbeitet. Mittags beinahe vom Bürostuhl gekippt. Sehstörungen. Haluzinationen. Heute hat es dann geklappt mit 10 Uhr Dienstbeginn. Leider dennoch erst eben nach Hause gekommen. Warum? Diese Jurysitzungen für den Quatschpreis, den die Stadt alljährlich vergibt, dauern bis in alle Ewigkeit, weil sich die Quatschexperten spitzfindig streiten.

Zudem vorhin erfahren, dass ich am Brückentag nächste Woche als einziger das Amt ohne Wiederkehr hüten darf. Alle anderen machen Dolce Vita. Hatte ich erwähnt, dass die 24. KW (also die nächste) schon vor einem halben Jahr in meinem alternativen Traumterminkalender als fixe Urlaubswoche feststand und dass ich in dieser Woche Freunde treffe, die ich nur in dieser Woche treffe, weil sie von überall aus der Republik anreisen?

Adieu Freunde – wir passen sowieso nicht mehr zueinander. Ihr werdet mich hassen. Ich bin so geworden, wie keiner von uns je werden wollte.

Leb, mein alter Freund, rief gestern an, gab mir die Nummer von einer gewissen K., mit der man ab Karlsruhe mitfahren könne bis runter ins Jura. Dort würden wir auf einer Burgruine bis zur höchsten Mauer klettern und einen Korb Weinflaschen hinauf ziehen, wie wir das jedes Jahr tun, Quatsch machen, quasseln, von den Zinnen pinkeln und den Mond bestarren. Außerdem gäbe es dunkle Höhlen zu erkunden und ein Ausflug zur Loue-Quelle stünde auch mal wieder an. Der Fluss entspringt in einem gut 20 Meter breiten Schlund, eiskaltes Wasser, direkt aus dem Berg, welches über hübsche Kaskaden lautstark dem Meer entgegen fließt.

Eine richtig schöne europennerianische Aktion eben. Leider ohne mich.

Der Job ist einfach viel zu wichtig, als dass ich in Lodderei verfallen dürfte.

Wir Kulturfuzzies sind einsame Wesen, die über nichts mehr lachen können. Im Ernst. Habe die letzten Wochen 145 Kleinkünstlervideos gesehen und nun sind alle Witze erzählt, die es zu erzählen gibt. Vor drei Jahren haben die ersten Poetry-Slammer sich beworben. Fand ich beeindruckend, wie sie in die Szene vordringen. Heute ist das ein alter Hut. Seitdem ist jedes Jahr einer dabei. Die deutsche Quatschszene ist ein schillerndes Subjekt mit nur wenigen Spitzen. Heute Nachmittag fragte ich mich, ob sich jemals Blogger für eine Nominierung bewerben werden? Ob das überhaupt geht. Kann man Weblog auf der Bühne darstellen? Falls jemand eine Idee hat, unbedingt Bescheid sagen. Händeringend sucht die Jury nach Niedagewesenem.

Meine Schreibe leidet unter diesen Arbeitsexzessen. Das letzte Bisschen Virtuosität ausgehaucht. Alles, was geschrieben werden könnte und echt witzig sein könnte, steht krude im Notizbuch: Die Auskühlung von Kassiererinnen schrieb ich heute – ich will es kurz machen – es handelt davon, dass Kassiererinnen, die immer nur Waren aus der Kühltheke abziehen müssen, letztlich erfrieren können. Ist das schäbig: Titel und Pointe der Geschichte in einem Satz. Aber es ist spät. Ich habe wieder 14 Stunden fast ohne Pause gearbeitet. Ich kann das jetzt nicht ausformulieren. Ist aber trotzdem lustige Idee, oder?

Was passiert eigentlich mit Kassiererinnen, die immer nur Bananen auf das Band kriegen? Oder denen, die 16 Kunden hintereinander das gleiche Produkt verkaufen. Wundert man sich als Kassenarbeiterin, wenn sich die Produkte signifikant häufen? Oder wenn zweimal hintereinander der gleiche Preis fällig ist? Kann man daraus etwas Weissagen? Fragen, die nie beantwortet werden.

5 Antworten auf „“

  1. … macht die arbeit – wenn sie schon so viel und so lang und so dicht ist – wenigstens ein klitzekleines bisschen spass? hoffentlich!

    zum glück bist du positivist, sonst könntest du mir glatt leid tun!

    und zum glück gehen dir die ideen trotzdem nicht aus!

  2. …das heisst jetzt wenn ich s richitg gelesen habe..nix Jura?:(
    Schade..dass wäre ja noch ein Katzensprung von Bern und WIR BERNER wollen Dich doch mal Life sehen :D!!!
    ..und dann hätte ich Dir life mein Projekt *KLO-DECKEL*zeigen können.Ich nämlich nix Positivist..ich hab das Thema *Liebe*als SCHEISSE erklärt :D

    Habs ins Netz gestellt..dann kannste es wenigstens da begutachten.
    http://septemberkind.blogspot.com/

    Schau Dir bitte gut°

    °Nela°

  3. Lieber Irgend Link,
    willkommen im Club. Ach, und Du bist bestimmt schon selbst darauf gekommen: Du bis die Kassiererin. Eigentlich sind’s wir fast alle.
    Viele Grüße von einem Trotz-Allem-Optimistics an einen Positivst.

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