Langsam musst du werden, Mensch, um dem Gehalt der Dinge auf den Grund zu gehen. Wie oft durchquertest du das Land und gestattetest Orten, namenlos zu werden im wilden Flug – warum? – alles ging zu schnell.

Disziplin war nie meine große Stärke. Wenn ich diszipliniert wäre, stünde ich jeden Morgen mit dem Sonnenaufgang auf und ginge abends bei Sonnenuntergang ins Bett und würde mich nicht um den Lauf dieser unnatürlichen Welt kümmern, in der die Menschen ihren Hirngespinsten und Träumen und Sehnsüchten hinterher rennen und dabei viele schmerzhafte Opfer bringen.

Dass der Trend zum Schnellen geht und dahin, Vieles auf engstem Raum zu komprimieren, seien es Geld, Erlebnisse oder Glück, wurde mir vor einem Jahr bewusst. Damals schrieb ich die obigen Zeilen. Nun, auf meiner Forschungsreise durch die Krankheit, habe ich es wieder gefunden. Längst vergessen, verdrängt, habe ich die letzten Monate wieder Schwung aufgenommen und bin in den alten Trott des Viel auf engstem Raum zurück gekehrt. Als ob das Leben dadurch wertvoller würde.

Es kann einem passieren, wenn man einen Gebirgspass zu Fuß oder per Fahrrad erklimmt, dass man, sobald man um die letzte Kurve biegt und den Gipfel erblickt, einem Impuls gehorchend, seinen Schritt unbewusst beschleunigt, sich auf den letzten Metern derart verausgabt, dass man vollkommen erschöpft den Gipfel erreicht. Auf diese Weise büßen wir einen Teil unseres Triumphs, schmälern die Befriedigung wenn wir unser Ziel erreichen.

Deshalb ist es wichtig, sein Leben zu entschleunigen, den eigenen Takt zu gehen, Ziel in Gedanken aber niemals offen anpeilen. Verzichten, daneben stehen, beobachten, Leere zulassen, Zeit vergeuden, innehalten, verharren, zuhören, betrachten, riechen, nichts suchen …

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