Die Wahrheit – vor dem Bild

Vorhin mit Journalist F. über die Bilder geredet, die wir uns von der Wirklichkeit machen. Eine Interpretation der Welt, die in verschiedenen Köpfen ganz unterschiedlich aussehen mag.

Man sollte versuchen, jener zehntel Sekunde zu trauen in der man einen Menschen erkennt. Dann, wenn man ihn zum allererstenmal trifft im Leben. Es ist der erste und einzige Moment, in der man die Wirklichkeit sieht. Alle folgenden Zeiteinheiten, Stunden, Monate manchmal sogar Jahre, sind willkürliche Projektionen der eigenen Phantasie. Ein Konglomerat von Spekulation und Wunschvorstellung.

Aus diesen Zehntelsekundenblitzen hat man ruckzuck perfekte Männer mit Geld gebastelt, und einfühlsame Frauen voller Sinnlichkeit, je nachdem wie es einem beliebt. Die Wahrheit verschmiert. Hervor kommen die eierlegenden Wollmilchsäue unserer Phantasie.

Wir leben in einer Welt der Bilder. Das heißt: es gibt gar keine Wahrheit. Und es gibt auch keine gemeinsame Wirklichkeit. Wie Schollen im Packeis schieben sich unsere (Welt)bilder übereinander. Manchmal sind sie deckungsgleich. Meist jedoch redet der Eine dies, der Andere versteht jenes und noch ein Anderer wundert sich, wie chaotisch sich die Wahrheiten übereinander schieben.

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