Der Spirit des Jazz

Schon spät. Der Ofen ist aus. 9 Grad. Komme soeben vom Jazzfestival in der Nachbarstadt S. zurück, wo ich die letzten 12 Stunden den Backstageraum bewacht habe und den Künstlern beim Zurechtfinden behilflich war. Kein übler Job, auch wenn er recht anstrengend ist. Servicekraft sein ist immer anstrengend. Gegen Ende machte sich ein Rudel Alphasaarländer zum gemütlichen Plausch im Backstageraum breit, was nicht weiter schlimm wäre, doch ausgerechnet der Bassist, welcher zuvor durch unflätiges Benehmen meinen Unmut auf sich gezogen hatte, verlangte spät um 1 noch nach Bier. Er sagte: „Im Kühlschrank ist nur noch Kinderbier, Bier mit Cola, das trinke ich nicht, gebt mir Bier für über Zwnazig.“ Ich ignorierte ihn, doch die Chefin, welche sich bei den offensichtlichen Alphamusikern liebkind machen wollte, fragte: „Bier über Zwanzig, Bier über Zwanzig, was meint er denn?“ Der schwedische Trompeter erklärte: „Richtiges Bier.“ Also orderte die Chefin: „Irgendlink, ordere doch noch eine Kiste Bier beim Caterer.“ Ich verließ den Backstageraum. Im Flur standen die Hausmeister und schauten auf die Uhr. Sie fragten, ob sie bald zuschließen dürften. Ich sagte, „die Chefin will trinken“, und orderte beim Caterer eine Kiste Bier auf Kosten des Steuerzahlers. Zurück im Backstageraum löschte ich demonstrativ die Teelichte unter den warmen Platten. Brandschutz muss ein. Dann kam der Wirt und sortierte das Bier in den Kühlschrank. Sofort bestellten sie noch eine Flasche Wein, es soll uns an nichts mangeln. Ich überlegte, ob es gut sei, auf Kosten des Steuerzahlers den Alphatrinkern beim Besaufen zuzusehen, immerhin redeten sie über die männliche Brust, Östrogen und wie schlimm es doch sei, dass wir Menschen nicht wie die Hunde an unseren eigenen Geschlechtsteilen lecken können. Im allgemeinen Gelächter nutzte ich die Chance zur Flucht..

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