Guten Morgen. Viel passiert die letzten Tage. Montags rief Journlist F. an in seiner Funktion als Jazz-Festival-Organisator. „Wir brauchen einen Programmhefteverteiler für Saarbrücken, es soll dein Schaden nicht sein.“ Ich sagte ja. Montagsabends um Acht ist Saarbrücken eine gottverlassene Landeshauptstadt. Glänzende Kirchen und geschlossene Geschäfte, die Kneipen am St Johanner Markt noch kaum belebt, was das Verteilen von Programmheften rauchfrei und recht fix gestaltete. Am St Johanner Markt befindet sich eine Kneipe neben der anderen. Edelster Chromglanz, Ledersessel, Tresen wie geleckt, sowie pommadierte Bedienungen von wohlgeformter Statur. Allesamt freundlichst bis überherzlich. Eine Blase aus Traum, die in den dunkleren Seitengassen gesäumt wird von den armen Teufeln der Stadt. Wie ein engmaschiges Netz schnüren sie den Kneipenkern ein. Junkies, Bettler, Greise, Menschen, die irgendie irgendwann irgendwo mal eine Chance verpasst haben. Nun auf der Straße leben. Offensiv bitten sie mit Bechern in der Hand um Geld. Sie wenden dabei eine Art Treibjagd-Taktik an. Zu zweit oder zu dritt schnüren sie die Straße ein und bitten einjeden der ihnen begegnet, Auge in Auge um Geld. ich leerte meinen Kleingeldbeutel restlos bis auf den einen Euro, den ich für die Parkplatzgebühr benötigte. In gewisser Weise, so dachte ich, kommt auch der den armen Teufeln zu. Die Stadt muss wohl horrende Summen an Armengeld aufbringen.

Rückweg auf der Autobahn: es ist nur eine gute halbe Stunde Fahrt bis zum einsamen Gehöft. Nachts Autobahn fahren macht mich sentimental. ich überdenke mein Leben: „solltest wieder in die Stadt ziehen. Das wäre doch schick?“ Der Glanz und Glitter und Glammer des St. Johanner Markts hat eine unbeschreiblich reizvolle Wirkung, die einen wohl erst dann abzustoßen vermag, wenn man tagein tagaus dort verkehrt, sei es auf der einen oder auf der anderen Seite.

3 Antworten auf „“

  1. Ich finde die Entscheidung gar nicht so einfach. Ich meine, wem gebe ich nun Geld und wem nicht? Als ich noch in Barcelona gelebt habe, war das wirklich ein Problem. Wenn ich da tagtäglich jedem Bettler, Junkie etc. ein paar Münzen zugesteckt hätte, wäre ich selbst ziemlich arm geworden.

  2. Denke mir da immer noch, dass in Deutschland niemand betteln muss.
    (wenn er nicht illegal hier ist, oder sein Stolz ihn umbringt)

    Weiß nicht, ob die Stadt da viel Geld investiert.
    Sie duldet wohl eher und sieht zu, dass niemand erfriert im Winter, weil das schlecht fürs Image ist.

    Hey und ich arbeite hart für mein Geld, das können andere auch.
    Wieso soll ich anderen was abgeben, damit sie sich weiteren ihren Alkohol kaufen und sich der elende Teufelskreis der Sucht fortsetzt?
    Das Geld ist in Spenden für Hilfsorganisationen besser angelegt.
    Bekämpfung der Ursachen, nicht der Symptome.

    In Indien habe ich auch keinem was gegeben. Wenn man da einmal anfängt…
    Da war ich die ignorante Reisende.
    „Karma“ hab ich mir gesagt und bin weitergegangen.

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