… ach ja, in den April schicken muss ich die geneigte LeserInnenschaft ja auch noch.

Nundenn: „Geht hin in Frieden, in diesen April 2007.“

Seele, Katze, Wasser

… dann habe ich die Füße hochgelegt auf den uralten Kompressor, betrachtete mein Werk, fünf neue Scheiben in der Glasfront zum alten Kuhstall, fläzte im Bürostuhl und erfreute mich am Regen.

Mann, Mann, Mann, das ist es, was Glück bringt: in Ruhe die Dinge zu erledigen ohne jeglichen Zeitruck, derweil das Chaos zu ertragen – ach was, die Unordnung nicht einmal wahr zu nehmen. Seit Beginn des Kuhstall zu Galerie Umbaus herrscht auch auf der Südterrasse ein Heidenchaos.

Die Explosionszeichnung deines Lebens.

Jawohl, die Füße also auf dem uralten Kompressor, sinniere ich dies und das während der Regen fällt und es mir plötzlich ganz wichtig erscheint, dass er fällt und dass ich dies beobachte, eins werde mit dem Fluss des Wassers, wie es ständig zirkkuliert, verdampft, zu Eis erstarrt, in Ritzen verschwindet, nach tausenden von Jahren aus Höhlen hervortritt, sich zu Flüssen eint und dem Meer entgegen strebt.

„Das, mein Lieber,“ rede ich mit mir selbst, „ist doch wie des Menschen Seele, sagen wir mal, es gibt sie wirklich. Wie Wasser ist sie äußerst flexibel und nie nie nie wird sie vergehen, sie wechselt nur den Zustand. Ab und zu taucht sie ab in Unergründliches und kehrt gereinigt zurück, um dem Meer entgegen zu streben.

Der Katzter springt auf mich, klettert auf meinen Kopf, jagt mir die Krallen in die Stirn, es könnte sein, dass ich wegen der Seele irre …

Ein konfuser Eintrag, halbtot an einem Freitagabend, aber immer lächelnd

Die Wohnung ist ein Spiegel der äußeren Umstände. Das ließ auch Journalist F. am letzten Tag des Jazzfestivals durchblicken. „Ich werde erst mal aufräumen,“ antwortete er, als sein Chef fragte, was er denn nun mit seiner neuen Freiheit tun würde. Das Jazzfestival zu überstehen ist ein wahrer Prüfstein. Vor allem als Organisator ist es ein Knochenjob, der nur allzu oft mit Undank und Schmähung belohnt wird.

In meinem Künstlerleben geht es derzeit auch drunter und drüber. Erst jenes besagte Megaevent in der Nachbarstadt, dann dauernd unterwegs in Sachen Kunst (wobei Dienstag Mittwoch echt klasse Tage waren – die einzigen Tage diese Woche, an denen ich tatsächlich künstlerisch gearbeitet habe.

Eine Lehre aus dem Klüngelseminar besagt, der Erfolg hängt zu 60 % von Beziehungen, zu 30 % vom Ruf und nur zu zehn % von der Kompetenz ab.

Das heißt, dass man sich tunlichst 60 % seiner Arbeitszeit der Beziehungspflege widmen sollte, 30 % sollte man shoppen gehen, Körper pflegen, den Ruf polieren. Und zehn % ist dann die eigentliche Arbeit.

So weit die Theorie. Die Praxis gestaltet sich chaotisch. Der Künstlerberuf ist leider nicht mein einziger (von Irgendwas muss man schließlich auch leben ahahaha).

Die letzten Tage gehörten dem Pixellandwirt – aber halt halt halt, ich habe gar keine Lust darüber zu reden, fällt mir gerade auf.

Viel lieber würde ich über den Wohnzimmertisch reden, auf dem sich ein Sediment der letzten zwei Wochen abgelagert hat, Fischdosen, Orangenschalen, Wursthaut, Brotkrümel, Kronkorken, Unterhosen, Käserinden, Marmeladenkleckse, Kaffeeflecken, Kritzelzettel mit Skizzen von Homepages, skurrile Sprüche, die ich wohl im Dunkeln geschrieben haben muss, so krakelig ist die Schrift.

Der Tisch ist randvoll mit Müll, hie und da gespickt mit einem Kleinod von konfuser Schönheit.

Deshalb kann ich nicht einfach den Besen nehmen, wie ich dies hin und wieder tue und ihn abkehren und dann den Fußboden, die Treppe, bis hinuter auf die Südterrasse.

Ihr seht, das Leben ist desolat.

Ich sollte öfter Frauen einladen.

Oder Bürgermeister … besser Bürgermeisterinnen.

Hoher Damenbesuch spornt nämlich an.

So. Nun habe ich genug am guten Ruf gearbeitet (mein Besen hat einen silbernen Stiel!)

Ich werde noch vom Balkon pinkeln und mich dann schlafen legen.