Der Januar ist schwer, aber Letterboxing heilt

Guten Abend. So langsam etabliere ich den neuen Blog. Noch ist er ein bisschen ungewohnt. Ich mochte die familiäre Atmosphäre bei Myblog. Dieses Konglomerat aus Ritzern, Strickern, Spinnern und Menschen wie Du und ich.

Derzeit ist der Alltag technik- und verwaltungslastig. So dass man kaum zum Erzählen kommt. Zum Beispiel ziehe ich Morgen mit meinem Cousin in eine Server-WG. Der Homepagename wird vierstellig: jrjr.de. Das spricht sich nicht gerade gut aus, aber es sind die Anfangsbuchstaben unserer Namen. Das ist anständig. Der Homepagename wird sowieso überbewertet, finde ich. Der beste Name nützt nichts, wenn die Seite keinen Inhalt hat. Genauso ist es mit dem Bloggen. Was nützt das Design, wenn der Autor nichts zu bieten hat.

Es regnet. Die Glotze läuft. ich überlege, zusätzlich Musik zu dudeln. Reizüberflutung. Der Januar ist schwer.

Vielleicht sollte ich vom Wochenende erzählen? Kokolores und ich waren wieder draußen in der Natur. Auf der Suche nach der Münz-Letterbox stapften wir durch den Wald. Hinter einer Kuppe lugte die Burg Trifels. Plötzlich blieb Kokolores stehen und zeigte auf einen umgestürzten Kirschbaum: „Sieh mal, Rinde, die könnte man doch …“ – „Aber natürlich könnte man damit…“ Also hangelte ich mich den Hang hinab, um den Baum zu häuten, verstaute die Rindenstücke im Rucksack.. Derweil überholte uns ein Paar. Sie hielt einen Zettel in der Hand. Im Pfälzer Wald halten für gewöhnlich nur Letterboxer Zettel in der Hand. Zettel, die sie zuvor aus dem Internet ausgedruckt haben und auf denen die Clues, die Informationen stehen, wie man die Box findet. Es ist eine miese Sache, wenn zwei Teams gleichzeitig die selbe Box suchen. Das Erste verleidet dem Zweiten die Spannung. Auf Burg Anebos trafen wir die beiden wie sie just dabei waren, die Löcher im Fels zu zählen, ein wichtiger Hinweis auf das Versteck. Wir vereinbarten, dass wir ein wenig warten würden, um uns gegenseitig den Kitzel der Suche nicht zu verleiden.

Fakt war jedoch, dass die beiden die falsche Richtung einschlugen. Plötzlich lagen Kokolores und ich vorne. Genau wie Amundsen 1911, als er dem Südpol entgegen steuerte.

Wir lösten diverse Rätsel zwischen den Burgruinen Anebos und Münz und fanden schließlich die Box, loggten im Gästebuch und tanzten, ob unseres Triumphes den Berg hinunter bis zum Parkplatz

Vom Bloggen in Zweimacdonalds

Die letzten Tage sind anstrengend. Eine unterschwellige Erkältung begleitet mich. Es gibt viel zu tun. Termine entstehen wie aus dem Nichts. Das Leben gerät zum Spießrutenlauf. Heute ist zwar Sonntag, trotzdem muss ich mir noch einen Text aus dem Hirn winden, denn das Stipendium in der Gropiusstadt wird in einem Katalog gewürdigt. Die Künstler selbst müssen die Texte schreiben. Texten für die Kunst ist Strafarbeit. Wie einfach hingegen ist das Bloggen. Es ist Freestyle. Es erfindet sich selbst. Es ist das unentdeckte Land der Buchstabenkritzelei. Durch die Möglichkeit, direkt zu kommentieren und die Blogeinträge – theoretisch – mit anderen Blogs zu verflechten, entsteht ein dreidimensionales Textwerk, ein Gitter wie Diamant. Vielleicht handelt es sich auch um literarische Fraktale oder sonst etwas schwer Verstehbares.

Wie dem auch sei. Sitze am PC und will nicht so recht ran an den Zwecktext. Die Sonne kommt hervor, wirft lange Schatten am Silo. Hab den Gasheizer eingeschaltet, weil ich sowieso nur noch eine Stunde hier in der Künstlerbude bleibe und es sich nicht lohnt, den Holzofen anzukurbeln. Kaffee versehentlich aus dem Zahnputzbecher. Bin mächtig verpeilt dieser Tage.

Ich glaube, die Jahreszeit ist schuld. Deshalb bin ich ein glücklicher Mensch, denn ich weiß, in ein zwei Monaten sieht die Welt schon ganz anders aus. Ich erinnere mich, 2005 in einem ähnlich konfusen Zustand gestartet zu sein. Nicht wissend, womit ich das Jahr, rein materiell, überstehen könnte, düster und wirr im Geist. Ahahaha (hysterisch lachend).

Gestern Abend in einer merkwürdigen Stimmung die Galerie B. verlassen, so dass ich das kurze Stück, auf der A 8 Richtung Heimat brausend, gar nicht mehr wusste, wo ich eigentlich bin und was für ein Tag war. Da kam mir in den Sinn, Menschen, die auf Bergen wohnen, sterben im Tal und Menschen, die den Sommer lieben werden irgendwann vom Winter geholt. Derart konfus quer durch Zweibrücken, vorbei an den beiden Mac Donalds, fabulierte ich, man könnte der Stadt einen neuen Namen geben: Zweimacdonalds, mindestens so lange bis es drei Mac Donalds gibt oder bis acht der zehn Brücken abgerissen werden.

Ihr seht, ich bin mächtig konfus dieser Tage. Nicht ganz bei Trost, aber nun, nach dieser kleinen Auflockerungsübung, habe ich eine Idee für den Katalogtext. Hey ho lets go.

Wer arbeiten kann, kann auch Kunst schaffen.

Just, als der Fensterbauer im Hof hupte hätte ich mich liebend gerne krank gemeldet. So gottlos früh. So unverschämt dunkel. Mein Schädel brummte. Ich hustete. Der Hals kratzte. Aber das Fieber war gesunken. Der Ideale Zeitpunkt, um zum Onkel Doktor zu rennen und mir einen gelben Zettel verpassen zu lassen. Doch wozu? Der Einzige, dem ich den Zettel geben könnte wäre ich selbst.

Der Fensterbauer, Freund der Familie war angetreten, um die Wohnzimmerfenster des Haupthauses zu renovieren. Dafür benötigte er eine helfende Hand. Mich.

Bis Mittag hatten wird die alte Fassade herausgetrümmert und sogar das erste neue wunderweiße Kunststofffenster eingebaut. Was nicht allzu spektakulär ist. Nur eben: der Fensterbauer erwieß sich als heimlicher Bauesoterikfreak. Zuerst klärte er mich über das Problem der Handwerkerwaschmaschine auf. Handwerkerwaschmaschinen sind ständig kaputt. In ihrem Inneren sammeln sich all die Kleinigkeiten und Gegenstände, die der Handwerker abends in seinen verschwitzten Klamotten mit zur Wäsche gibt. Im Falle des Fensterbauers Schrauben und komische kleine Kunststoffteile, mit denen man diese Schrauben vor den Blicken der zukünftigen Fensterbesitzer verbirgt.

Nach einem Ausflug in die Geheimnisse des Fensterrahmen-Verschachtelns und der vielfältigen Möglichkeiten, Kanten und Ecken elegant zu verbergen, wurde mir die Analogie zwischen Fensterbau und dem Boxmodell beim Webseitengestalten bewusst: wenn die lichte Weite der Fensteröffnung den Bildschirm darstellt und das Fenster ein Element innerhalb dieses „Bildschirms“ ist, dann entspricht der Fensterrahmen der Rahmendicke und das bisschen Luft zwischen Fenster und Mauerwerk ist das „Margin“.

Das führt zu weit, aber hey, so funktionierts, das Kreativsein. Du musst ständig bemüht sein, Dinge, die eigentlich nicht zusammen passen, passend zu machen.

Wie auch immer. Abends schlagskaputt rüber zu den Galeristen B., um die Ausstellung im Herbst abzusprechen. Anwesend der Galeristensohn, Journalist F., Galerist und Galeristin, sowie die Galeristenhunde O. und B. über die Einzelheiten des bekömmlichen Arbeitsessens wird der Journalist sicher einen enthüllenden Bericht bloggen.

Vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass der Journalist einige Kniffe aus dem Journalisten-Alltag verriet. „Zuerst schreibe ich den Titel, dann den Artikel.“

– „Und was machst du, wenn das Thema des Titels nicht im Artikel vorkommt?“

– „Dann ändere ich den Titel, weil es schwer ist, das Thema noch nachträglich einzuflicken.“

Nu krieg ich gerade nicht die Kurve mit dem Blog-Titel und dem Artikel, aber hey, was solls, its Blog und ich bin müde. Gutnacht.

Worte jenseits des Tellerrands

Nu hocke ich ganz demütig in der Künstlerbude. Kopf noch ein wenig matsche weil erkältet, aber hey, das wird schon wieder. Ich habe zum Glück eine äußerst spannende Beschäftigung: WordPress.

Wenn man sich in der Administration von WordPress anmeldet, taucht als erstes ein Tableau Tellerrand auf, welches einige Links bereithält.

Jener Tellerrand,  den zu überwinden es gilt. Das Experiment boxt einen weit in die Welt des weltweiten Netzes. Will sagen: nachdem ich mit meinem Bloggerraumschiff den Planet Myblog verlassen habe, stoße ich in ganz neue Sphären vor. Kugelsternhaufen wie RSS und die unverschämte Kälte der XHTML-validierbaren Internetseiten. Das ist nicht negativ gemeint.

Wie auch immer. Zwischen den Jahren putzte ich die Zähne bei Kokolores im wohlbeheizten Badezimmer.  Der Wasserhahn hat einen Hebel, mit dem man die Temperatur regulieren kann. Während ich schrubbte, ausspuckte und lauwarmes Wasser zum Spülen verwendete, wurde mir bewusst, dass mir noch nie bewusst war, welche Technik sich hinter solch einem simplen Hebel verbirgt. Will sagen: es war mir bisher egal, Hauptsache, das Wasser ist warm.

Genauso ist es mit der Myblog-Plattform: wenn man oben aufdreht kommt unten wohl temperiertes Blog heraus. Trotzdem: mit WordPress auf etwas anderes gestoßen, welches vielleicht die Supermischbatterie der bloggolerischen Erkenntnis sein könnte?
Das Leben ist Sokratesk (Link existiert nicht mehr).

(Nachtrag 9.11.2013: Mittlerweile ist WordPress zum beliebtesten Blogsystem weltweit gewachsen. Der Tellerrand heißt schon lange nicht mehr Tellerrand, sondern schlicht wie im Englischen Original Dashboard.)