Ausstellung in der Galerie Beck – Fotos aus dem Liveblog auf dem Nordseeradweg 2012

Liveblog goes Art. Eine Auswahl von Fotos, die während der live gebloggten Reise auf dem NSCR (North Sea Cycle Route), dem Nordseeküstenradweg im Jahr 2012 entstanden sind, gibt es in einer Gemeinschaftsausstellung in der Homburger Galerie Beck  zu sehen. Leider ist die Belle Etage der Galerie nicht hoch genug, um die sechs mal sechs Meter große Bildcollage mit den 750 Straßenfotos zu zeigen (Monsieur Irgendlink hofft auf eine Ausstellung im Zentrum Paul Klee irgendwann oder  besser noch … wie heißt das Ding da in New York  :-) )

Derweil ist die nächste Liveblogreise im Sommer 2015 in Vorbereitung. Ob es quer durch die USA geht? Oder doch lieber auf den Spuren des Kapschnitts, zwanzig Jahre nach der ersten Kunststraßenreise  durch Schweden, Finnland und Norwegen? Die Zeit wird’s zeigen.

Hier geht’s zu einem Artikel auf irgendlink.de, der die Ausstellung (und die Co-Künstler) ankündigt. Zwölf limitierte Bilder wird es in der Galerie zu sehen geben, einige davon als Preview auch in der folgenden Galerie.

Schicke TOLLPATSCH an die 1279

Zweilinkhandtag

Zweilinkhandtag. Ganz bestimmt. Heute ist Zweilinkhandtag. Wenn ich ein Handwerker wäre, den ich beauftragen müsste, um etwas zu reparieren, die Klospülung oder kaputte Glühbirnen oder eine Wand zu tapezieren, ich würde mich nie und nimmer beauftragen. Nicht heute am Zweilinkhandtag. SoSo und ich scherzen seit unserer Gotthardwanderung immer über diese gewissen Tage, an denen Dinge schief gehen, dass wir morgens versehentlich eine SMS mit der Nachricht TOLLPATSCH an irgendeine Nummer geschickt haben und, ohne es zu wollen, eine Tollpatschflatrate gebucht haben. Was will man auch tun, wenn alles schief geht? Nichtstun geht in solchen Momenten nämlich auch schief. Also ist es am besten, so weiterzuleben wie bisher und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Mit der Handkreissäge länge ich ein Wandelement für das neue Kunstwerkelager ab, schleppe es zur halbfertigen Wand, versuche die Klickstelle des Klicklaminats mit dem schon festgeschraubten Element zu verbinden und scheitere. Zwischen den Elementen klafft ein halbzentimeter breiter Spalt. Es ist wie Russisch Roulette, an einem Zweilinkhandtag mit der Handkreissäge zu arbeiten. Zwei drei Stunden schufte ich so vor mich hin, verwurstele Ekeldämmstoff mit Hustgarantie und überlege dabei, ob ich nicht besser „Irgendwas mit Computer“ machen sollte, da würde ich weniger Schaden anrichten. Aber dann wird mir plötzlich klar, dass man mit tollpatschig ausgeführtem „Irgendwas mit Computer“ weitaus größeren Schaden anrichten kann, als mit einer Handkreissäge oder einem Hammer.

Besuch vom Burgenblogger 1/10

Letzten Samstag kommt @hagengraf alias @burgenbot, so seine Twitternamen, zu Besuch. Vierzehn Stunden kurvte er über französische Nationalstraßen von Fastspanien bis hier herauf zum einsamen Gehöft. Wir hatten uns über die Bewerbung zum Burgenblogger kennengelernt. Er ist einer der letzten zehn aus 750 BewerberInnen, die zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. Ich hatte ihn eingeladen, hier, nur zwei Tagesritte von Burg Sooneck entfernt :-), zu übernachten. Wir Reisenden müssen ja zusammenhalten. Es passiert mir selten, dass ich fremde Leute treffe und es mir sogleich vorkommt, als würden wir uns schon Ewigkeiten kennen. Bei Hagen war es so (und eigentlich kenne ich ihn virtuell ja schon seit fast zehn Jahren). Webexistenzen sind wir, Engel in globaler Avatarwolke. Wir grillen. Samstag ist der letzte schöne Tag. Über den Bewerbungsmarathon am darauffolgenden Montag auf Burg Sooneck, berichtet Monsieur Burgenbot hier. Die Entscheidung, wer im Sommer 2015 für ein halbes Jahr auf der Burg bloggen darf, fällt am 10. November.

Künstleralltag und Nanowrimo

Der Künstleralltag plätschert so dahin. Tagelang krank gewesen. Husten, Schnupfen, bettlägrig. Dennoch immer irgendwas gewurstelt. Mit dem Nanowrimo, dem National Novel Writing Month, habe ich begonnen. Ziel dieser konzentrierten Schreibaktion, die über ein Internetportal socialmediaesk hunderttausende von Schreibenden weltweit begeistert, ist es, im Monat November 50.000 Worte für eine Novel, also einen Roman zu schreiben. Täglich kann man seinen „Wordcount“ aktualisieren und schauen, wie gut man im Rennen ist. Es gibt Tiere, wahre Schreibmonster, die haben schon über 20.000 Worte geschrieben. Monsieur Irgendlink kränkelt irgendwo knapp unter der Mittelkurve. Wie beim Golf gibt es das Par, den Durchschnittswert pro Tag, an dem man sich orientieren kann. Was lerne ich aus der Sache? Eigentlich eine klasse Idee, um sich selbst zu disziplinieren. Für gemeinhin verschieße ich mein Wortpulver in Blogbeiträgen (wie diesem, 754 Worte) und Tweets, statt mich auf die eine oder andere Geschichte zu konzentrieren, die ich gerne schreiben würde. Ich vermute, der Nanowrimo ist tatsächlich ein wirksames Instrument, ein Schreibprojekt aufzugleisen. Eine Großoffensive gegen den inneren Schweinehund. Ich konzentriere mich auf den „Europenner“ mit Abstechern zu meinen bauesoterischen Krimiskizzen Circulum Verticalis und Verticulum Circularis. Bewege mich derzeit auf der Plot-Ebene und habe noch kaum eine Szene geschrieben, die auch in eines der Bücher kommt.  Immerhin ist gestern eine erstklassige Kurzgeschichte dabei herausgekommen, auf die ich richtig stolz bin. Ich schreibe meine Nanowrimo-Skizzen natürlich im Blog meist als nicht öffentliche Privateinträge (da verpasst man nichts, ich arbeite zur Zeit ja fast ausschließlich der Metaebene, dies sich mit der Geschichte selbst befasst). Wenn es Öffentliches gibt, gebe ich es hier im Blog bekannt.

Das USA Liveblog Projekt?

Um wievieles einfacher, als ein Buch zu erfinden, ist es doch, es live zu schreiben! Als Nachfolger für die Reise um die Nordsee hatte ich letzte Woche etwas verfrüht  das Projekt Liveblog USA skizziert, um eventuell beim Contest einer Versicherung Geld zu gewinnen. Es gab da gewisse Ähnlichkeiten in den Zielen, dachte sich Monsieur le Künstbüb, moi même. Aber: Die Interessen der Versicherung sind nicht die Interessen von Monsieur Irgendlink! (Um es mit René Polleschs ‚Heidi Hoh‘ zu sagen: Die Interessen der Versicherung sind nicht die Interessen, die Herr Irgendlink hat.) Ich erfuhr es gestern per Mail. Das Projekt wurde nicht unter die ersten Zwanzig gewählt. Die dürfen sich ab Mitte November für eine Woche um Klickzahlen prügeln und wer die meisten Klickzahlen für sein Projekt erhält, der kriegt den Hauptpreis von 5.000 Euro. Ich hasse Klickschlachten. Insofern bin ich froh, nicht mithündeln zu müssen.

Der Hauptstadtflughafen der feinen Künste

Wie in jedem bevorstehenden Winter konzentriere ich mich auf das Winterfestmachen der Künstlerbude. Inklusive Dachreparaturen und Ausbauarbeiten. Es gibt einige unverputzte Wände im Badezimmer und die Ritzen im Gästezimmer, das ich Kammer des Schreckens getauft habe, müssen mit Montageschaum gefüllt werden. Und mit Acryl. Die Künstlerbude ist eine holzbeheizte, zugige alte Scheune, die fast ausschließlich aus Baustoffresten besteht, die mir von meinen Bauherren und -damenfreunden überlassen wurden. Das Glas der Atelierfront ist aus den Fenstern der hiesigen Fachhochschule, die vor fünfzehn Jahren renoviert wurde. Die Klos sind vom Sperrmüll. Die Pflastersteine im Atelier waren einmal der Carport eines befreundeten Heizungsbauers. Dachlatten und Balken landen immer mal wieder auf dem einsamen Gehöft nach dem Motto, man könnte sie ja nochmal gebrauchen. Außerdem kostet die Entsorgung von Bauabfällen richtig viel Geld, habe ich mir sagen lassen. Win-Win-Situationen am prekären Rand der Gesellschaft.

Seit fast fünfzehn Jahren baue ich nun schon an der Bude und dem angeschlossenen Atelier auf meine minimalistisch improvisierende Art. Freunde, die mich besuchen, sagen, es sei recht wohnlich, es passe zu mir. Ich sei die Schnecke im Haus der feinen Künste … Aber diese Freunde kennen nur den Sommer, sie faseln von Paradies. Wie schnell das Paradies in Hölle umschlagen kann, zeigt dir der Winter.

Trotz besten Wetters habe ich den gestrigen Samstag in der Kammer des Schreckens verbracht, um sie in einen wohnlicheren Raum zu verwandeln. Ganz besonders freue ich mich auf zwei neue schneeweiße Wände, an denen ich bald ein paar frisch getauschte und erworbene Kunstwerke aufhängen kann … das erinnert mich an meinen Freund und Künstlerkollegen Schalenberg, der – zwar ausgestattet mit einem besseren finanziellen Backend, aber doch auch mit hoher Eigenleistung – an seinem privaten Museum in Merxheim schuftet, und dem ich manchmal beim Bauen helfe. Immer, wenn eine neue Wand in dem uralten Bauernhaus schneeweiß das Licht der Welt erblickt, hängt er ein Bild auf, stellt, egal, wie die anderen Wände in dem Raum aussehen, einen Stuhl auf, setzt sich, stützt das Kinn in die Hand und betrachtet das Kunstwerk.

Ich frage mich, wieviele Künstlerinnen und Künstler wohl auch so wie wir, jahre-, ja, jahrzehntelang in ihren Hauptstadtflughäfen der feinen Künste hocken, in ewigen Baustellen, den großen Plan im Kopf, das Wissen, wie es einmal aussehen wird, wenn … und manchmal denke ich, was wäre, wenn wir mal ordentlich Geld in die Hand nehmen könnten, wie würden sich unsere Kunstbaustellen entwickeln? Nur ein Bruchteil der im brandenburgischen Sand versickerten Millionen, könnte großartiges bewirken.

Offene Ateliers Rheinland-Pfalz Rinckenhof 2014 – ein Rückblick

Sofasophia blickt zurück aufs Offene Atelier auf dem Rinckenhof 2014 – ein 56-Seiten Büchlein mit ihren Texten und den bildnerisch-skulpturalen Umsetzungen gibt es nun zum Anschauen in ihrem Blog. Die Installation ist bis auf weiteres auch noch in „echt“ zu sehen in Zweibrücken im noch immer offenen Atelier auf dem Rinckenhof – auf Anfrage.

Seite aus der Text- und Objektinstallation
Sofasophia – „Was nährt“ Offene Ateliers Rinckenhof 2014

Offene Ateliers Rheinland-Pfalz 2014 – Video by Monsieur Irgendlink

Eine Retrospektive der beiden offiziellen Offene Ateliers Tage am 20./21. September 2014 als Zeitrafferaufnahme gibt es bei Youtube. 48 Stunden in dreieinhalb Minuten mit einem kurzen Slideshow-Intermezzo. Die Musik von Händel wurde netter Weise von der Youtube-Bibliothek vorgeschlagen.

Ganzheitliches Burgenbloggen – der Mittelrhein ist nunmal nur Mittelrhein

Die Burgenbloggerei, respektive die Bewerbung zum Burgenblogger, die ich neulich abgeschickt habe, spült ganz neue Aspekte an den Traumstrand der feinen Künste: Videoblogging, Verschlagwortung, Suchmachinenbuhlerei, all das moderne Zeug, das in einer geheimnisvollen Wolke die Webmenschen des neuen Jahrtausends umwirbt, wird plötzlich greif- und fühlbar, und es übt einen gewissen Reiz aus. Fast wie früher, als Kind, als man seinen Chemiebaukasten auspackte oder den Zauberkasten und staunend vorm Inhalt saß. Ein Koffer, der, wenn man ihn auftut, einen Goldglanz ins Zimmer wirft.

Das Atelierfest 2014 wäre nie so intensiv dargestellt worden im Irgendlink-Blog, wenn ich mich nicht auf diese verflixte Burgenbloggerbewerbung eingelassen hätte.

Die Idee, die Kamera im Intervallmodus auf den Kunstaufbau zu richten war zwar schon lange da, aber, hey, warum hätte ich das Video auf Youtube hochladen sollen? Wir Künstler sind schon seltsam verträumte Wesen, denen das Getümmel der Welt ziemlich egal ist. Es sei denn, wir öffnen die geheime Box, aus der golden das Licht strahlt. Kurzum: Ich hatte Lust, das Offene Atelier in diesem Jahr intensiv bei Facebook und Twitter zu bewerben. Ein lautes Hallo hinauszuschreien ins Niemandsland verzweifelter Websuchender.

Durch die Burgenbloggerei musste ich mich mit dem beschäftigen, was die anderen siebenhundertnochwas Menschen so treiben, die sich auf den Job beworben haben. Mann, da sind ja echte Profis dabei. Journalistenschule, Videoexperten, Marketingmanager, Kampagnenvorantreiber, Träumer, und auch ganz normale Künstler wie du und ich. Für drei Blogeinträge bin ich sogar selbst abgetaucht ins Mittelrheintal, weil es eben das Thema so mit sich brachte. Interessant! Interessant auch die Kongruenz – das Leben ist ja ein Verbinde-die-Punkte-Spiel – zu meinem fast schon in Vergessenheit geratenen Projekt Protokolle am Fluss, das schon seit bald zwanzig Jahren schmort: den Rhein von der Quelle bis zur Mündung erradeln, erwandern, sehen, was passiert, darüber schreiben, fotografieren und ansonsten das Leben einfach so zu leben, glücklichsein. Das könnte doch prima mit dem Job als Burgenblogger einhergehen? Wenn ich Burgenblogger würde, würde ich mir zuerst Urlaub gönnen. Sagen wir vier Tage pro Monat, was bei einem halbjährigen Job vierundzwanzig Urlaubstage ergäbe. Mit Wochenenden also ungefähr dreißig Tage, die man jenseits der Burg verbringen könnte – genug Zeit, um am Gotthard loszuradeln, den Rhein runter bis zur Burg, auf der man eingekerkert seinem Brotjob Burgenblogger nachgeht, weiter bis zur Nordsee. Das würde die Eskapade Mittelrhein um ein ganzheitliches Etwas bereichern. Eigentlich auch intelligent: wenn du dir ein Bild machst von etwas, dann tue es auch richtig. Konzentriere dich nicht nur auf das Naheliegende, beziehe auch das Nächste und Übernächste mit ein. Den Hoch-, den Ober- und den Niederrhein. Und alle anderen Rheine auch.

Zwei Tage nach dem Offenen Atelier habe ich endlich wieder Zeit, mich um meine Roadmap zu kümmern. Nächste Projekte. Mittelrhein steht drauf. Ein paar Spiralen, die ich lokalen Medien schmackhaft machen möchte und ganz weit oben meine große, offene Wunde, die Straße nach Gibraltar. Das ist eine Fahrradttour nach Gibraltar, die ich seit 1991 immer wieder begonnen habe, aber nie weiter, als bis Valencia gekommen bin. Vielleicht klappt’s ja im November?

Dann ist auch mehr Dynamik im Gepäck. Videos, Ton. All das moderne Zeug. Obschon auch stets der Back-To-The-Roots-Trieb in mir schlummert: Handgeschriebene Texte in französichen Notizbüchern.

(In diesem Text lasse ich mal weitestgehend den Link- und Suchmaschinenschnickschnack außenvor. Irgenwie ist man ja auch (noch) Mensch.