Kurz vor dem Start: Zweibrücken-Gibraltar 2010

Bester Sonnenschein, dunstige Sphäre. Für Mittag, munkelt man, soll es Regen geben. Regen. Der Gemütskiller Nummer 1 für den Radler. Fast alles ist gepackt (siehe Explosionszeichnung, 2 Artikel zuvor. Vorgestern habe ich noch die letzten Artikel der Reise aus dem Jahr 2000 vorgepostet. Sie sollten täglich zwischen 6 und 7 Uhr erscheinen. Ich hoffe, das verwirrt die geneigte LeserInnenschaft nicht allzu sehr.

Da mein I-telefon im Ausland horrende Datenkosten verursacht, werde ich auf den Luxus des Life-Bloggens verzichten (ein Trip, den ich gestern bei Everytrail – dies ist mein Profil auf dem Portal; dort findet Ihr alle Trips, die ich hochgeladen habe und noch hochladen werde – der Trip, den ich also gestern bei Everytrail hochlud, hätte mich im Ausland satte 12 Euro gekostet). Natürlich wäre es ein leichtes, die gesamte Reise bei Everytrail zu zeigen, welches mir das angemessene Format scheint für die verscheidenen Datenarten, die miteinander kombiniert werden. Aber eben: die Kosten.

Falls allerdings eineR der LeserInnen einen Tag sponsoren möchte, melde er/sie sich doch bei Blogbasis Alpha 1. Die Tagesetappen von 2000 sind in dem Kunststraßenartikel Zweibrücken-Andorra zu finden, der auch auf der Seitenleiste gelistet ist.

Ich versuche in Ungefähr dem Takt der Tage aus dem Jahr 2000 zu folgen, mache das aber von Laune und Wetter abhängig. Der gesponsorte Trip wird dann den gewünschten Namen tragen: zum Beispiel „Armanda“ oder „Rüdiger“ … ich scherze. Dennoch eine interessante Sache.

Ungefähr im Sommer 2000 trank ich mit dem Geschäftsmann T. viele Biere in einer nahegelegenen Spelunke der Stadt. Dort fabulierte ich eine fixe Idee vom Life-Reisen: der Reisende reist. Natürlich. Und meldet sich täglich im Web und berichtet über seine Erlebnisse, postet Fotos usw. Der Clou bei meiner Lifereise-Idee war, dass der Reisende (ungünstiger Weise denke ich dabei immer, ich wäre das) von der Webgemeinde gesteuert wird. Mittels Kommentaren und Votings kann sein Weg beeinflusst werden.

Zum Glück wurde aus der Idee nichts. Ich will schon noch gerne selbst entscheiden, wohin ich gehe. Ich speicherte den Gedanken als ToDo auf meiner stets länger werdenden Liste der noch zu schreibenden Romane.

Wie auch immer. Nun hocke ich hier vorm PC und warte das Backab up, lasse die Finger fliegen. Ich bin nervös wie vor jeder Reise. Fast ist es wie die Nervosität, wenn man sich verliebt hat.

Gestern auf dem Rückweg aus Bern kehrte ich im Megamonsterladen namens Auchan in Schweighouse ein und kaufte zwei französische Kladden; denn die Technik mit iPhone und GPS ist mir nicht sicher genug. Es geht doch nichts über gutes altes Papier, auf dem nan kritzeln, spinnen, zeichnen kann nach Herzenslust (außerdem kann man im iPhone keinen Pilgerstempel reindrücken). Insgeheim bin ich ja doch Pilger, Sinnsuchender, Seelenpenner, Eurodingsda, ein Wandler zwischen den Welten, stets unterwegs auf der baumeligen Hängebrücke zwischen Gutbürgerlichkeit und dem losen Reisendendasein.

Zweibrücken-Gibraltar 2010 Tag 1 und 2

Tag 1 – 20.4.2010

Zweibrücken – La Petite-Pierre

Beste Laune. Endlich unterwegs, endlich wieder Reisender, Eurodingsda auf der (Sinn)Suche. Von Zweibrücken über Hornbach nach La Petite-Pierre.

Bin als einziger Gast auf dem Camping Imsterfeld bei La Petite-Pierre. Totenstille!, smst Irgendlink mir abends per iPhone.

Diese Weite, gestern …, sagt Irgendlink heute. Durch diese Ebene zu fahren … schwer zu beschreiben. Es macht mich demütig. Durch diese weite Landschaft zu fahren, war irgendwie … hum, es war beinahe beängstigend …

Tag 2 – 21.4.2010

La Petite-Pierre – Marainviller (Wildzelten auf dem Sportplatz)

Ich halte oft an, mache viele Bilder, bin ganz langsam unterwegs … ich werde immer langsamer. Und ich komme zur Ruhe, erzählt Irgendlink in einer Telefonkabine mitten in Laneuveville-Aux-Bains. Kirchenglockengeläut dringt durch die Türe. Eine Wespe macht es sich in Irgendlinks Nähe gemütlich. Hier macht er Pause, bevor er seinen Lagerplatz suchen und sich ein Abendessen kochen wird.

Weißt du, ich frage mich, ob es vielleicht einfach darum geht, zum Stillstand zu kommen. Frei zu werden von allen Zielen im Hinterkopf. Frei von kleinen und großen Etappenzielen. Frei von Ansprüchen. Du erinnerst dich, ich schrieb dir vor etwa einer Woche, dass Freiheit für mich wäre, diese Reise mit dem besten Gefühl einfach nicht zu machen … Das stimmt. Freiheit ist, wenn alles egal ist. Die Zeit ist egal. Ankommen ist egal. Und es ist egal, wie lange ich bis Andorra brauche. Mir geht es gut dabei. (Irgendlink live, 21.4.2010 aus Laneuveville-Aux-Bains)

Ein Draufklick macht die Karte größer …

Zweibrücken-Gibraltar 2010 Tag 3

Tag 3 – 22.4.2010

Marainviller – (Darney, EDIT, 23.4.2010) Attigny

… hier zwei Fotos. Das erste von der Allee 2 km vor Bayon, heute ca 12 Uhr …

… das zweite von der Kirche in St. Louis, einem Dorf oberhalb von Artzviller. Dort bin ich gestern von der Route abgewichen, nur um das Schiffshebewerk zu sehen. Total steil. Und das Hebewerk konnt ich nur mit verrenktem Hals mal sehen, weil eingezäunt und verschaubudet (aus einer Mail vom 22.4.2010)

Ca. 14:30. Mittagspause in Brantigny. Ab und zu fährt ein Auto vorbei. Tauben gurren auf dem Kirchdach, Kinder spielen im Brunnen, nebenan gärtnert jemand. Was habe ich alles links liegen lassen auf der Tour 2000. Langsam dämmert mir, dass das eigentlich Ziel allen Vorankommens vielleicht „Stillstand“ heißt. Langsamer, langsamer, langsamer werden und in seiner Beobachtung präziser und fürsorglicher. (…) alles läuft rund auf dieser Tour. Die High-Tech (iPhone, GPS, Digicam, Solarzelle) funktioniert besser als erwartet. (…) Gerade spüre ich, wie wichtig das Innehalten, das Trödeln ist. Das Verharren nimmt einem die Spannung. Fast wie bei einer Stromquelle. (…) Je größer der Unterschied, desto höher die Spannung. Wenn man eine lange Reise zu einem weitgesteckten Ziel in viele kleine Start und Ziele unterteilt, teilt man auch die Spannung (Anspannung) (aus Irgendlinks Reisetagebuch vom 22.4.2010, fotografisch übermittelt).

Habe gerade die Saône überquert auf D460 Richtung Darney. Vielleicht ist dort ein Zeltplatz. Wenn nicht, gehts weiter via Attigny nach Montigny. Wetter noch gut, kühl und Rückenwind. Hier in der Nähe ist übrigens die Saônequelle. Wenn ich es leicht haben wollte, müsst ich dem Rinnsal folgen bis zur Rhône (aus einer SMS vom 22.4.2010).

Später: Bin nun in Darney … (aus einer SMS vom 22.4.2010).

Ein Draufklick macht die Karte größer …