Die Lösung des Ü-Problems

Schon war ich versucht, mir die 540 Dateien händisch vorzuknöpfen, da fiel mir ein, der Phase5 Editor hat einen Automatismus, welcher sämtliche Umlaute beim Öfnnen einer Datei als lesbare Umlaute darstellt. Ein Ü ist also ein Ü und nicht wie in HTML üblich ein Ü.

Beim Schließen konvertiert er die Üs wieder in die HTML-Schreibweise.

Diesen Automatismus kann man gnädiger Weise abschalten und dann die Üs per Masseneditierer löschen.

Flap-Flap, fertig war die CD.

Nun noch schnell duschen und ab zu den Becks.

540 Üs löschen

Gut. Die Kunstverstecke sind ausbaldowert. Die drei letzten Bilder des Labyrinths hab ich gegen Abend vor der Galerie Beck geschossen. Die Länge des Labyrinths ist nun auch klar: 40,13 Kilometer.

Nachher Termin bei den Galeristen, dann muss ich die CD abliefern. Problem: 540 Üs stehen noch in den Dateien und der Phase5-Masseneditor schafft es nicht, die Dinger rauszulöschen. Entweder bleiben sie drin, oder ich muss es von Hand tun. Warum löscht dieser Editor keine Üs, respektive die HTML-Version des Üs, welches ü geschrieben wird?

Ich bin froh über meine Arbeit. Stelle fest, dass es ein Prinzip ist, die Dinge massenhaft vor sich herzuwälzen, ähnlich wie ein Gletscher dies mit seiner Endmoräne tut. Mein Material ist natürlich nicht klein geriebener Fels, sondern es sind Fotos und Texte. Wenn die Zeit reif ist, fegt man die Massen zusammen und gibt ihnen ein Gesicht. Aus vollkommen Chaotischem entsteht ein klares Bild. Die Kunst wird sichtbar.

So werde ich es auch mit dem Buch „Straße nach Gibraltar“ halten, welches ich noch dieses Jahr zu Ende schreiben will.

Was mache ich nun mit den hässlichen Üs?

Wenigstens über die Ufos sind wir uns einig.

Nun quillt der Kopf über, weil ich die 1500 Dateien, die auf die Bliestallabyrinth-CD müssen noch nicht vollständig ins Lot gebracht habe. Ein ähnlicher Zustand wie am Sonntag. Da war dann plötzlich schluss. Ich wusste, ich muss etwas zur Entspannung tun. Also mit QQlka hinaufspaziert zur weißen Triesch. Das ist nur eine viertel Stunde Fußweg. Man hat einen prima Blick ins Saarland. Es war schon dunkel. Im Norden schimmerte der Himmel grellgelb unter den Wolken. Ein warmer Abend. Wir setzten uns vor den großen Funkmast, den sie vor zwei Jahren gebaut haben und köpften ein Bier.

„Schau mal, die Silhouette sieht aus wie eine Katze,“ sagte ich.

„Nee, die sieht aus wie ein Omnibus,“ sagte QQlka, „und dort drüben das Funkeln ist ein pinkelnder Mann.“

„Nein, das ist eine Schere, die eine Hose schneidert,. Siehst du nicht die Hand, die sie führt?“

Wir schauten nach Norden, wo der Himmel über Ramstein mit 2 Millionen Watt zum Leuchten gebracht wurde und amerikanische Kampfpiloten in stetigem Takt, Soldaten, Material, Verletzte und Tote verfrachteten.

„Ein Ufo,“ sagte QQlka.

„Ja, ein Ufo,“ stimmte ich zu, „so können nur Ufos leuchten.“

So, nun will ich mich aber wieder reinknien. HTML zusammen nähen und den 1500 Dateien für die Ausstellungs-CD ein Gesicht geben.

… und die Glut glimmt

Wir sitzen am Feuer. QQlka fragt: „Was war das noch für ein Großwort, das wir gestern hatten?“

„Was denn für ein Großwort? Ich erinnere mich nicht an Gestern. War es nicht vorgestern?“

„Gestern war gestern und nicht vorgestern,“ sagt QQlka.

Die Flammen lodern. Die Glut ist gut.

„Ah, jetzt hab ichs,“ sagt QQlka, “ Bach wurde von seinen Mitschülern ge-Händelt.“

Gut Wort.

„Die Mitschüler, das waren alles Haydn,“ sag ich.

„Geh doch hääm unn mach dei Bach (hochdeutsch: gehe nach Hause und urinire) haben sie gesagt.“

Wir lachen.

Die Glut glimmt.

Die Beharrlichkeit des Künstlers

QQlka sitzt an einem Tisch auf der Südterrasse und malt ein Bild. Ich bewundere ihn, mit welcher Geduld er Strich um Strich setzt. Staffelei und Leinwand stehen gereckt, darunter die Vorlage, ein Bier, ein Pappteller, auf dem er die Farben mischt, im Hintergrund ein Glas Pinsel verschiedener Größen. Sonne durchbricht die Wolken. Paradiesisches Malwetter. Das ist echte Muse. Ab und zu machen wir Pausen, treffen uns auf der Freilandcouch, parlieren über Dies und Jenes, und so stöhnt er: „Mann ist das eine Arbeit und ich stehe erst am Anfang.“ Über der Couch baumeln seine beiden ersten Gemälde. Traktorkatastrophen. „Mach einfach weiter,“ sag ich, „wie lange hast du für dieses Bild gebraucht?“

„Zwei Tage, mit Pausen.“

„Wenn du in diesem Tempo weiter machst, hast du nächstes Jahr um diese Zeit 100 Bilder über der Couch hängen. Mit Pausen und Urlaub, versteht sich.“

Das Bemerkenswerte an QQlka ist, dass er in der Lage ist, seine Position zu ändern. Über die Traktorkatastrophenmalerei kann man zwar sagen, dass sie aus einer Bierlaune entstanden ist, es anfangs ziemlich witzig klang und die Vorstellung, „du, der ist Traktorkatastrophenmaler,“ einen herzlich zum Lachen brachte. Es gab bis vor kurzem keine Traktorkatastrophen. Wir haben sie geprägt. QQlka, ich, Journalist F., drei vier Blogeinträge und man findet per Suchmaschine den entsprechenden Begriff im weltweiten Netz. Zum Malen kann ich nur sagen: man muss einfach anfangen, und dabei ist es egal, was man malt, Hauptsache, man tut es. Blumen oder Tiere oder Landschaften oder Menschen könnte man malen. Man könnte abstrakt werden, oder pop-artistisch. Wichtig ist, dass man die Ergebnisse sammelt. Man schafft etwas Bleibendes jenseits des Stroms der konsumatorischen Verblendung. Vielleicht ist das eines der Kennzeichen der Kunst? Die meisten Künstler, ich inbegriffen, arbeiten hart an ihren Ideen, ohne sich darum zu kümmern, ob sie fruchten. Kontinuierlich entsteht so ein Werk, welches möglicherweise dazu taugt, ein Stück weit in Richtung Ewigkeit getragen zu werden.

Wir redeten über die Kunst im Allgemeinen, die Musik, das Schreiben, das Malen. QQlka fragte: „Wieviele Seiten hast du schon gebloggt?“

„Ich weiß nicht, vielleicht tausend?“

„Da ist bestimmt viel Schrott bei, aber das eine oder andere exzellente Stück ist auch gewachsen.“

„Ohne Schrott wären die Filetstückchen nicht möglich,“ sagte ich, „das linke Traktorkatastrophenbild gefällt mir übrigens besser.“

„Okay, dann ist das rechte Schrott. und wenn ich doppelt so viel gemalt habe, sind vielleicht die beiden mittleren gut.“

QQlka ist in der Lage, den Rahmen zu sprengen. Das Gemälde, das er gerade in der Mache hat, zeigt den Öldruckanzeiger eines John Deere Traktors. QQlka malt die Nadel so, dass sie in den roten Bereich zeigt. Es unterscheidet sich von den beiden anderen Katastrophen durch die wahrhaft intellektuelle Abstraktion, mit der er augenzwinkernd, sich selbst, den ernsthaften Maler, auf die Schippe nimmt.