Milchgöttchenrechnung

Wenn ich mal Gott spielen dürfte für ein paar Tage, sagen wir sieben, würde ich die Menschen in Reisende und Nichtreisende einteilen. Die Reisenden wären die, die gerade reisen und die Nichtreisenden wären die, die glücklich und zufrieden daheim leben, ohne dass sie Nöte hätten oder bedroht würden, so dass sie den Reisenden, die bei ihnen vorbeikommen, für ein paar Tage Kost und Logis geben könnten. Jeder Reisende wäre auch ein Nichtreisender und jeder Nichtreisende könnte, wenn er die Lust verspürt, ganz einfach zum Reisenden werden und bei Nichtreisenden unterkommen für eine gewisse Zeit. Geld gäbe es nicht in meiner Milchgöttchenrechnung und auch keine Gewalt, Waffen, Drogen, Misstrauen, Neid, sonstiges Übel, geschweige denn Kriege. Man könnte die Haustüre offenstehen lassen in dieser Welt und sein Reiserad unabgesperrt irgendwo abstellen und man könnte einfach so vor sich hinwandern (zum Reisenden werden) für eine Weile. Überall würde man aufgenommen und bewirtet und man hätte ein Dach über dem Kopf. Man würde das ja auch selber tun, wenn man nicht gerade reisen würde.

Wenn ich mir das so betrachte, milchgöttchenrechnend, ist das doch gar nicht so schwer. Schließlich gibt es ja genug Nichtreisende, die die Reisenden aufnehmen können und ein bisschen Essen fällt doch immer ab. Dadurch, dass die Nichtreisenden ab und zu verreisen und in der fernen Welt andere Sitten und Gebräuche erleben, würden sie ein unerschütterliches Toleranzgefühl entwickeln. Und weil sie so viel gute Erfahrungen gemacht haben, würden sie später, wenn sie zu Hause sind liebend gerne andere Reisende beherbergen. Misstrauen und Betrügereien sieht die Milchgöttchenrechnung nicht vor. Weder Vorurteile, noch Hass, noch Argwohn.

Am ersten Tag als Milchgöttchen zwischen acht und neun Uhr würde ich diese Welt bauen und den Rest der Woche würde ich mich entweder reisend oder nicht reisend zurücklehnen und den lieben Milchgott einen guten Mann sein lassen, wie man so schön sagt, in dieser meiner Milchgöttchenwelt. Und meinem Vorgänger, den sie allgemein Gott, Buddha, Jehova, Allah  oder sonstwie nennen, würde ich aus meiner Hängematte zwischen zwei Palmen schaukelnd zurufen, Peace, Mann, ey, Peace, warum denn so kompliziert.

Ha.

12 Antworten auf „Milchgöttchenrechnung“

      1. auch eine gute Idee -m- da könnte ich wirklich mal drüber nachdenken, vielleicht wenn du reist, dann hüte ich die Katze und giesse die Tomaten, sieben Tage lang …

  1. So lasset uns denn heute noch ein Milchgöttchen melken oder so ähnlich … reisen, fremd sein, ankommen, bewirten, staunen, akzeptieren, loslassen – das sind Werte, finde ich.

  2. Aber für das „… zwischen zwei Palmen schaukelnd zurufen, Peace, Mann, ey, Peace, warum denn so kompliziert“ — also dafür sollten zwar Drogen verboten, Kräuter aber endlich legalisiert werden ;-)

    (Ich seh Dich, in dieser Hängematte, mit einer Frisur wie Hanns Söllner und einem Mega-Dübel in der Hand, grinsen.)

  3. die Idee hat was…. ! Ich reise gerne, würde aber auch Reisenden, wenn ich daheim bin, Gelegenheit zum Rasten bieten….

    ..träumen darf man :-)

    1. Dann schnei einfach mal vorbei – toll sind die Pfälzer Jakobswege. 2011 bin ich von Speyer hier herüber gewandert. Und letztes Jahr hat erstmals ein Pilger hier übernachtet (wie schon erwähnt). Das Atelier ist halt kein Hotel. Vor vielen Jahren hat auch mal die Blogkollegin Unentwegt im Garten gezeltet. Sie hat glaube ich das Wort „Ferien auf dem Bloggerhof“ erfunden.

    1. Letztes Jahr hatte ich den ersten Jakobswegpilger in meiner Privatherberge. Marius aus Polen. Neben dem einsamen Gehöft führt nämlich die Nordroute des Pfälzer Jakobswegs vorbei. Er hat auf der Bühne im Atelier geschlafen. Ich selbst war ja als Reisender auch oft zu Gast bei Nichtreisenden.

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