Sternkarte der Kau

Am 28. März 1978 notlandete im westpfälzischen Zweibrücken ein UFO. Die Außerirdischen lebten monatelang unerkannt in der Bevölkerung, bis sie ihr Raumschiff reparieren konnten. Obschon der Vorfall bis zum heutigen Tag unter Verschluss ist, gibt es in der Lammstraße 6 einen stichhaltigen Beweis für diese erste UFO-Katastrophe auf europäischem Boden: die Spezies hinterließ eine scheinbar flüchtig „hingespuckte“ Sternenkarte aus Kaugummis auf dem Pflaster mit Hinweisen auf die ferne Galaxie der Kau, aus der sie stammen.

Sternkarte der Kau by Jürgen Rinck
Sternkarte der Kau by Jürgen Rinck

Die witzigsten Ideen kommen einem manchmal zwischen Tür und Angel. Wie oft standen wir nach Ausstellungen oder Besprechungen noch ein paar Minuten uns verabschiedend, schwätzend, vor uns hin spinnend vor unserer Produzentengalerie im Herzen der Stadt. Ließen unseren phantastischen Ideen einfach freien Lauf. Was könnte man nicht alles machen als Kunstaktion. Zum Beispiel irgendwas mit den vielen Kaugummis auf dem Gehweg. Die sehen doch aus wie diese Verbinde-die-Punkte-Spiele, bei denen am Ende ein Pferd, ein Schwein oder Dornröschen herauskommt. Gesagt getan. Zur Maiausstellung unter dem Titel „Code Five“, schien es ohnehin angebracht, etwas Mysteriöses zu machen. Kollegin Betina etwa verwandelte eine uralte Schreibmaschine in eine Art Enigma-Objekt, das nur Einsen und Nullen ausspuckte. Aus dem ersten Stock fotografierte ich das Pflaster vor der Galerie und daheim am Computer begann ich, die Kaugummis mit Linien zu verbinden und den so entstehenden Sternzeichen Phantasienamen zu geben. Badland Hundi etwa oder Leguman – eine ganze Reihe unveröffentlichter Sternzeichen schlummert noch in Irgendlinks geheimen Kau-Akten.

Die erste Sternkarte, die in der Ausstellung als A3 Poster gezeigt wurde, war leider wegen copyrechtlicher Bedenken nicht webtauglich. Ich hatte einfach eine offizielle Sternkarte aus dem Internet als Vorlage genommen. Nun habe ich mir die Mühe gemacht, die Karte mit Inkscape gänzlich neu zu zeichnen. Vielleicht wird’s ja eine neue Stadt-Postkarte?

Die Original Kau-Gehwegplatten gibt es übrigens zu kaufen. Falls jemand Interesse bekundet, werde ich mit dem Tiefbauamt verhandeln, um sie zu erwerben und durch neue Platten zu ersetzen. Anfragen gerne an mich per Mail :-)

Nachtrag: Hier berichtet der Offene Kanal Südwestpfalz (Stadtmagazin Zweibrücken 2014/18) über die Ausstellung.

 

5 Antworten auf „Sternkarte der Kau“

    1. Wenn es gelingt, die Pflastersteine auszugraben und ins Museum zu hängen, ist es tatsächlich Kunst. Aber ich glaube, das mit den Straßenstücken hat schon jemand gemacht?
      Dennoch, ich mag die Karte … es ist ja immer ein bisschen Kopf-frei-schaufeln, wenn man solche Ideen umsetzt und somit hinter sich lässt. Auf zu neuen Dingen. Ob es Kunst ist oder nicht, darum soll sich die Nachwelt kümmern.

    1. Klasse Link, Szintilla. Bin ich froh, dass man mich nicht festgenommen hat für dieses „schändliche“ Treiben. Faszinierend auch, dass es scheinbar nichts gibt, was es nicht gibt :-)

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