Orientierung für 2015 – Nordkap, der Rhein oder USA?

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Eine Blogleserinnenbefragung könnte mir helfen, Klarheit für meine Livebloggerexistenz zu erlangen. Wenn die lieben Bloglesenden bitteschön abstimmen würden, wohin die Reise 2015 gehen soll. Zur Wahl stehen neben einem kompliziert finanzierbaren transatlantischen Projekt – mit dem Radel durch die USA – zwei europäische „Hosentaschenprojekte“, die ich, Outdoorleben sei dank, einfach so realisieren kann, ohne groß vor der Crowd buckeln zu müssen und mich um lästige Geldbeschaffung zu kümmern.

Mit dem Fahrrad ans Nordkap

zw-and-tag4-020 Jahre nachdem ich zum allerersten Mal eine Kunststraße gebaut habe, könnte ich auf den eigenen Spuren wieder durch Deutschland, Schweden und Finnland bis zum Nordkap radeln. Das wäre vom Kunstkonzept her äußerst interessant. 1995 habe ich erstmals eine Langstrecke auf Radeltour in eine sogenannte Kunststraße verwandelt, also alle zehn Kilometer angehalten und ein Straßenfoto gemacht. Charmante Schwarz-Weiß-Serie aus 360 Fotos ist dabei entstanden. Ob ich die alten Bildstandorte wohl wieder finden würde? In einem Notizbuch habe ich sämtliche Standorte notiert à la „hinterm Dorf 200 Meter bei einem alten Baum“ usw. Damals gab es ja noch kein GPS und die Digitalkameras waren zyklopische Monster mit grottenschlechter Optik. Eine ähnliche „Reisedoublette“ habe ich übrigens in den Jahren 2000 und 2010 schon einmal gemacht: Zweibrücken-Andorra – hier gibt es auch einige Bilder und Infos zu dem Kunstkonzept. Zweibrücken-Andorra 2 war auch die erste Livereise, die im Blog dargestellt wurde. Weil 2010 die WordPress-App noch in einem miserablen, User unfreundlichen Zustand war, sendete ich die live geschriebene Reisereportage per Mail an SoSo in der Homebase und sie reicherte das Material an mit Hintergrundinfos und postete täglich die Livereise. Heute sind die Kinderkrankheiten behoben. Wir schreiben das Jahr iPhone sechs im Sternzeichen WordPress 4.01. Wie selbstverständlich bearbeite und poste ich Bilder und Texte von wo auch immer auf der Welt in dieses Blog und schalte automatische Durchläufe nach Twitter und Facebook und Co.

Den Rhein erforschen – Protokolle am Fluss

20130721-101930.jpgAls  weiteres europäisches Projekt, das mit wenig Mitteln finanzierbar ist, schicke ich die Protokolle am Fluss ins Rennen. In einem Artikel aus dem Jahr 2009 schrieb ich.

“Ich möchte ein Buch über den Rhein schreiben. Protokolle am Fluss soll es heißen. Ich will über Schiffe berichten, Fahrradfahrer und Menschen, die mit ihren Hunden gassie gehen. Ich will den Fluss von der Quelle bis zur Mündung bereisen und ihm in jeder Minute so nah sein wie nur möglich, damit ich nichts verpasse”

Dies würde wahrscheinlich die „literarischste“ der drei vorgeschlagenen Reisen. Rheinromantik 2.0 sozusagen. Die Idee aus den 1990er Jahren kam mir kürzlich wieder in den Sinn, als ich mich auf den Posten als Burgenblogger beworben hatte.

Liveblog USA

Kunststraßen - alle 10 Meilen ein Bild
Kunststraßen – alle 10 Meilen ein Bild

Es gibt wohl kaum ein Land, in dem ich noch nie war, zu dem ich mehr Bilder im Kopf habe, als die USA. Ich will nicht von Vorurteilen reden, sondern vielmehr von diesen zwangsläufig sich einstellenden schwammigen Etwassen von Bildern, die man sich auf Grund der Berichterstattung in den Medien selbst macht. Die USA ist für mich – Achtung, überspitzt darstellender Modus ein – ein Land voller Kriminalität, Rassenunruhen, multinationaler Konzerne, für die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr sind, als Konsumnutzvieh, aber auch ein Land, indem es jeder schaffen kann. Mein USA-Bild ist eine Mischung aus Berichterstattung, den Simpsons, South Park und  Hollywood. Ich glaube, das geht vielen hier in Europa so, die das Land nicht selbst erlebt haben – überspitzt darstellender Modus aus.

Auch meine wenigen amerikanischen Freunde, ein musizierender Vietnamveteran und Fotograf, zwei schräge experimentelle Musiker, eine Firewoman aus Oregon, die ich auf dem Jakobsweg kennengelernt hatte und eine Auswanderin, die alle eigentlich ganz normale Menschen sind, können dieses Medienbild nicht entkräften. Kurzum, ich müsste selbst dahin, um zu sehen, wie es um das 300 Millionen Volk jenseits des Atlantiks bestellt ist. Neben einer „Standard-Kunststraße“ – alle 10 Meilen ein Foto der bereisten Strecke – würde ich auf der drei bis viermonatigen Radtour live bloggend direkt aus dem Volk, jenseits des medialen Livestreams berichten. Hier gibt es eine erste Projektskizze mit Landkarte.

WinWinWin Situation 2015

Für mich sind alle drei Projekte gleichwertig (wenn ich genug Zeit und Geld hätte, würde ich sie einfach alle drei machen). Fast schon möchte ich sagen, 2015 liegt eine WinWinWin Situation vor: Klappt die USA nicht, weil es nicht finanzierbar ist, werde ich am Rhein oder in Lappland viel Spaß haben.

Ich freue mich über Vorschläge per Kommentar, was man sonst noch so alles machen könnte, live bloggend in der Welt. Eine grobe Skizze, was schon alles gedacht wurde zu dem Thema, steht übrigens in meiner Roadmap.

23 Antworten auf „Orientierung für 2015 – Nordkap, der Rhein oder USA?“

  1. Hallo Jürgen,
    nachdem ich gerade hier abgestimmt habe, und zwar für das Ziel USA – aus rein persönlichen Interessen natürlich ;) , weil ich da vielleicht ein Stück mitradeln koennte – jetzt auch noch ein paar Worte im Kommentar. Ich denke einmal, ich werde hier noch öfters kommentieren, so wie mir gerade neue Gedanken einfallen.
    Zunächst einmal ein Gedanke, der mir gerade erst gekommen ist: Deine geplante „Nordroute“ lässt natürlich den Süden der USA mit seiner ganz anderen Chrakteristik von Land und Leuten fast ganz aus. Aber man kann ja nicht Alles auf einmal haben. Sehe ich ein.
    Und dann noch dies: die USA sind, wenn ich das hier so richtig mitbekomme, durchaus nicht mehr das „Land, in dem jeder es schaffen kann.“ Die soziale Schere wird ständig größer, und die Barrieren werden ständig höher. Sowohl die soziale als auch die geografische Mobilität haben stark nachgelassen. Und die anderen Dinge, die Du ansprichst, wie z.B. Kriminalität und Diskriminierung, sind leider nur zu wahr. Aber Du hast Recht: eine solche Tour würde Dich die Menschen, die durchaus liebenswerten und freundlichen und Fremden gegenüber aufgeschlossenen Menschen, kennenlernen lassen. Und darüber zu berichten täte dem USA-Bild in Deutschland bestimmt gut. Wenn es denn die Leute, die gegen die USA eingenommen sind, überhaupt hören wollen. Von viel zu Vielen höre ich leider immer: ich mag die USA/Amerikaner nicht. Da fahre ich erst gar nicht hin. Da kann ich nur Mark Twain zitieren, „Travel is fatal to prejudice, bigotry, and narrow-mindedness, and many of our people need it sorely on those accounts.“
    Demnächst weitere Gedanken. Bis dahin,
    mach’s gut,
    Pit

    1. Die Strecke in den USA ist ja nur grob skizziert. Was du von den Bahntrassenradwegen gemailt hast klingt sehr spannend, lieber Pit. Wenn der Sprung über den Teich klappt, würde ich sehr gerne mal ein paar Meilen mit dir/euch radeln. Ich will auch pfälzische und saarländische Auswanderer finden. Und natürlich Zweibrückens Partnerstadt Yorktown in Virginia besuchen. Was war ich erstaunt, als ich bei Wikipedia lese, dass die Partnerstadt weniger als 200 Einwohner hat.

      1. Hallo Juergen,
        also ehemals pfälzische Einwanderer sind hier in „Fritztown“ auch zu finden, denn Fredericksburg ist im Wesentlichen von Leuten aus dem Westerwald besiedelt worden. Aber wir liegen hier für Deine Route doch zu weit südlich, denke ich mal. Obwohl: auch das könnte eine landschaftlich reizvolle Tour werden. Aber Bahntrassen – jedenfalls etwas längere – sucht man hier vergebens. Hier wäre es Straßenradeln. Ein paar Bemerkungen zum Radeln in den USA übrigens hier [http://tinyurl.com/kfg4735] in meinem alten Blog.
        Auch wenn es wieder USA ist, und damit finanziell schwieriger als andere Touren, es würe natürlich auch möglich, von Nord nach Süd oder umgekehrt zu radeln. Ich hatte mal mit dem Gedanken gespielt, den Highway 281 vom Süden, mexikanischen Grenze, bis zur kanadischen abzufahren, allerdings mit dem Auto. Hier in Texas gäbe es den „El Camino Real“, den alten spanischen Verkehrsweg von der mexikanischen Grenze bis nach Louisiana. Oder wie wär’s, einmal den Mississippi von der Quelle bis zur Mündung entlang zu radeln. Es gäbe da hier eine Menge Möglichkeiten, aber eben alle mit mehr Finanzierungsproblemen als Routen in der „alten Welt“.
        Liebe Grüße,
        Pit

  2. Hallo Jürgen,

    ich hab „other“ gewähtl. Und dazugeschrieben: Elbe. Quelle bis Mündung. Auch Donau wäre was. Ist ein subjektives Ding, aber der Rhein ist … zu oft schon „gemacht“.

    Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn Du die USA durchqueren könntest. Oder die Mittelmeer-/Ostseerunde. Oder Oder Oder Oder. Z.B. die Landesgrenzen der Bundesländer … (Ich habe zuviele Ideen.)

    1. Klasse Ideen, lieber Emil. Spätestens als wir neulich an der Elbe ein paar Tage zelteten, hat mich der Fluss „gefressen“. Und die Donau, ach. Die Grenzen der Bundesländer wären auch witzig. Hamburg zum Beispiel :-) Und das Saarland wäre in einer guten Woche machbar. Da gibt es sogar einen grenznahen Radrundweg.

  3. klar, die USA die ziehen, auch ich gehe mit der Idee schwanger im Mai 2016 in N.Y. anzufangen und dann einmal quer rüber, wie auch immer noch … aber …
    aus persönlichen Gründen fände ich die Nordkap reise sehr spannend, dann stimme ich Emil zu, von der Donauquelle bis zur Mündung, das haben wir hier auch einmal geplant (aber wir planen ja mehr, als das wir radeln ;) ) … Jürgen, ich kann nicht wählen, ich sehe in allen drei Projekten Spannung- so sorry

    1. Liebe Ulli, sogar einfach daheim bleiben ist für mich eine Option – eine Reise wert, sozusagen. Teilen wir uns die vielen Reisen doch auf, rein bloggerisch und reisen einander mit. Und derweil wir weg sind, laden wir andere BloggerInnen zu Ferien auf dem Bloggerhof in unsere KünstlerInnenbuden ein :-)

    2. Hallo Ulli,
      wäre schön, wenn das klappt. Da gilt das Gleiche, was ich Jürgen gesagt habe: so es eben machbar ist, würde ich Dich da gerne ein wenig begleiten.
      Liebe Grüße,
      Pit

  4. Ich habe für „Rhein“ gestimmt, weil ich den Limnologen kenne, der gute Sachen drüber weiß!
    Und weil du hier übernachten und frühstücken könntest, nach Eich und Gernsheim ist es nicht weit!
    Gruß von Sonja

    1. Das sind hervorragende Argumente, liebe Sonja. Ehrlich gesagt würde ich gerne alles machen. Vorhin hab ich überlegt, einfach loszuradeln und alle, die ernsthaft das Blog lesen und aus vollem Herzen Spaß daran haben, um einen Cent pro Kilometer zu bitten und im Tagtraum ist dann die Bloglesendengemeinde so stark angewachsen, dass die Reise immer weitergeht … das wäre sowas wie der Kaltstart der modernen Blogreiseliteratur oder so ähnlich. Was bitteschön ist ein Limnologe? Ein Zitronenforscher? Ein römischer Grenzwallspezialist … glei mo guckeln.

      1. Ein Süßwasserkundler ist er- und er weiß ganz viel den Rhein hoch und runter- und er fährt seine Hühner aus dem Stadtstall im Sommer abwechselnd mit dem Pappkarton auf dem Fahrrad auf eine Streuobstwiese. Passt also alles!

  5. Zwei „Others“ Stimmen gibt es schon in der Umfrage. Der Emil schlägt die Elbe vor. Eine gute Idee. Hätt‘ ich echt Lust drauf. Jemand anderes favorisiert die „B54, eine Bundesstraße zum verlieben“. Sie führt von Wiesbaden durch den Taunus und Nordrhein-Westfahlen bis nach Gronau an der niederländischen Grenze. Why not. Auch Bundesstraßen können zu reißenden Verkehrsströmen werden. Da würd‘ ich aber lieber mit ’ner uralten XT 500 drüberbrettern :-)

  6. Ich hab jetzt mal ganz egoistisch für die USA gestimmt, weil ich dort noch nie war und mich diese Tour daher am meisten interessieren würde. :-) Und naja, der „Great Baikal Trail“ ist leider noch nicht fertig, sonst hätte ich eventuell sogar auf „Other“ geklickt! ;-)
    Letztlich ist es mir aber ganz egal, wohin die Reise geht … Hauptsache, ich darf mit! :-)
    Euch beiden ganz liebe Grüße,
    Andrea

      1. Klasseee. Die auf die gute alte Pilger und Nordseeumrundungsfamilie ist einfach verlass. Habe schon weitere Zusagen per Mail – übrigens suche ich – nur für den Fall, dass es klappt auch fähige HofbloggerInnen, die derweil Ferien auf dem Bloggerhof machen und die Katze hätscheln :-). Aber weißt ja, Du bist herzlich willkommen

    1. Lieber Emil, das habe ich vor fürs USA Projekt. Ich bin bei Startnext. Imagevideo habe ich schon geschrieben/skizziert. Muss nur noch kundige Freundinnen für den Dreh gewinnen. Ähm und das Wetter sollte bissel besser werden für eine Szene, die im Freien spielt.

          1. Das wären dann — laienhaft geschätzt — vier Wochen Elbe. Aber bis zum Nordkap? Das kann ich mir absolut nicht vorstellen/ausrechnen.

            Was meint die Homebase zu meiner besch…. Idee?

          2. Wir waren 1995 sechs Wochen unterwegs von Mainz aus. Kamen aber nur bis Alta, 200 km vom Kap entfernt. Der Tagesschnitt lag auf der Nordseerunde bei 70 km. Gegen Ende bei 100. Aber das war stressig.
            Ich würde gerne den Sverige-Leden radeln. Das ist das schwedische Fernradwegnetz. Mit
            Süd-Nord-Route und zahlreichen Querverbindungen. Den Leden gab es 1995 noch nicht. Aber wir hatten instinktiv eine ähnliche Route gewählt. Entlang einer Bahnlinie.

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