Im Würgegriff von Zeit und Geld

Rückkehr nach Zweibrücken nach fast einem Monat per Radel und zu Fuß durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Sofort stehen Termine auf dem Plan. Die Zeit, die auf der Wanderung nur in Form von Tag und Nacht spürbar war, wird wieder feingliedrig. Wie ein Tausendfüßler durchwandert sie das Leben. Was für ein Tag ist heute? Haben die Geschäfte noch auf? Sind Zeit und Geld von Menschen gemachte Werkzeuge, um Menschen zu beherrschen?, durchzuckt mich eine Frage. Irgendwo auf einer lothringischen Landstraße, nicht mehr weit von daheim. Ich bin verträumt vertieft und erschrecke deshalb umso mehr, als ich in den Rückspiegel schaue und ein Tsunami von LKW auf uns zu rollt. Ein Actros. Blau. Dämonisch. Die Szene erinnert an den frühen (ich glaube Spielberg?) Film, in dem kaum ein Wort gesprochen wird. Ein Handlungsreisender in den USA wird von einem Truck verfolgt, bedrängt, gerammt. Scheinbar ohne jeglichen Grund gejagt, gehetzt. Blick auf den Tacho. Knapp neunzig. Eigentlich genau das Limit auf französischen Landstraßen. Selbst LKW-Fahrer, kenne ich aber das Problem. Die Dinger sind auf exakt neunzig getrimmt und man fährt dann auch exakt neunzig. Kleinwagenfahrern, die einen mit neunundachtzig ausbremsen, gibt man am besten durch dichtes Auffahren zu verstehen, dass sie zur Seite fahren sollen. Zeit ist Geld.
Zurück im streng getakteten Alltag. Kaufrausch in einem französischen Supermarkt. Käse. Baguette. Belgisches Bier. Wurst. Drei Schreibkladden. Europäisch billig nach dem schweizerischen Hochpreishorror der letzten Wochen. Die Grenze. Die Stadt. Meister. Welt. Alltag. Das einsame Gehöft. Zwei Briefe im Briefkasten. Eine vergangene Ausstellungseinladung und die Aufforderung zur Abgabe der Steuererklärung. Verflixt.

5 Antworten auf „Im Würgegriff von Zeit und Geld“

  1. and I`ll go now, where I go now
    and I do, what I must do
    rembering of all the people
    like me and you …

    so ist es
    herzliche Grüsse von Berg zu Berg
    Ulli, die nun ein letztes Mal für 4 Wochen in den Töpfen rühren geht- juchhee!

    1. Ich grübele, wie ich dem Gesellschaftswesensein entrinnen kann, ohne allzu weit aus der Gesellschaft zu geraten. Entdecke die Katze in dir sozusagen. Aber dafür isser wohl nicht putzig genug, der Herr Irgendlink.

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