Eine Grundrenovierung inmitten des Lebens

Frühjahrsputz. Und abendliches Grillen. Künstler P. fegt den Außenbereich auf der Südseite des einsamen Gehöfts, schürt Feuer, legt das Grillgut auf. Die lieben Freunde und Freundinnen! Während ich selbstgestochenen Löwenzahn putze, Eier koche, multitaskend einen griechischen Salat baue und eine 40 cm Pfanne mit vegetarischem Grillgut bestücke, wird mir klar, wie reich ich bin. Alleine wegen meiner lieben Freunde. Kein Pfennig in der Tasche und trotzdem so reich.
Wir müssen sowohl geben, als auch annehmen können, schießt es mir in den Sinn, sowohl loslassen, als auch im rechten Moment zupacken. Binsenweisheiten, aber guuut
Nun setzen SoSo und ich unsere beiden zerlegten Leben neu zusammen. Sie wird nächste Woche im Aargau in der Schweiz wieder Fuß fassen, „mit alles“ – Wohnung, Arbeit, pi, pa und po. Und ich starte voraussichtlich Mittwoch auf die 6000 km Reise ums Meer. Der Nordseeküstenradweg. Ganz schön mulmig. So „Nie“, wie ich 2010 Achthundert Kilometer wandernd zurück gelegt habe, habe ich auch 6000 km radelnd geschafft. Verdammt „Nie“. Am schwierigsten fällt mir, mir vorzustellen, mich für satte drei Monate aus meinem friedlich eingependelten Alltag zu entfernen. Spätabends wird mir das Problem endlich bewusst: das Leben ist nicht nur eine Kombination verschiedener Gewohnheiten, es ist eingebunden in das Gewohnheitsgewebe der lieben Mitmenschen und wenn ich meine Gewohnheiten für drei Monate so dramatisch ändere, dass ich faktisch nicht mehr existiere ( weil ich ja unterwegs bin), hat das auch Auswirkungen auf die Gewohnheitsgefüge meiner Liebsten.
Symbolisch könnte ich wohl von einer Totalrenovierung mitten im Leben sprechen.
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6 Antworten auf „Eine Grundrenovierung inmitten des Lebens“

  1. das „mulmige“ habe ich gut spüren können bei unserer kurzen begegnung. ja, drei monate sind eine lange zeit… aber wieso existierst du faktisch nicht mehr? ist es nicht eher, dass du dann nicht mehr „greifbar“, nur noch lesbar sein wirst? dass du eindrücke zeigst und beschreibst, wir hier sitzen und voller spannung auf deine berichte warten?
    ja, neu zusammensetzen… das trifft es für mich. du dich, soso sich und ihr euch. ich wünsche das allerallerbeste… dir und soso und EUCH

    herzliebe grüße u.

    1. LiSsi, mit nicht mehr existieren meine ich, dass ich als Baustein eines kollekiven Alltags für drei Monate wegfalle, dass ich z.B. nicht mehr zeitungslesend am Frühstückstisch sitze zusammen mit SoSo, dass ich keinen Stammtisch besuchen werde (also rein hypothetisch, weil das hab ich ja sowieso nie gemacht), keine gesellschaftlichen Anlässe wahrnehmen werde, Geburtstage. Wie wenn man eine Rosine aus dem Kuchen entfernt.

  2. danke, liebe li ssi :-) du hast den text gelesen, während ich am außentresen von irgendlinks sommerküche meinen tee trinken und den hühnern und all den vögeln lausche.
    ich werde es vermisse, morgens hier zu sitzen und den tag zu beginnen. vermissen kann ich nur, was ich mag. ja, auch ich bin reich. loslassen birgt neben aller mulmigkeit eine riesige chance :-)
    herzgrüße auch dir!

  3. Moin, ich empfinde mich auch immer als extrem reich, wegen der tollen Menschen in meinem Leben.
    Ja, wenn ich so eine Exkursion vor mir hätte, dann ginge es mir wie dir. Ich weiß noch wie wir 4 Wochen auf der Schwäbischen Alp waren, der Liebste und ich, auf einmal fühlte ich mich unglücklich. Es hat etwas gedauert, bis ich bemerkte, dass es Heimweh war. Kannte ich nicht, da ich in meiner Jugend dauernd am umziehen und auf Reisen war. Einerseits war es ein tolles Gefühl, zu wissen da ist etwas zu dem ich Zurückkehre. Noch schöner war, das ich auch den Anderen hier gefehlt habe.
    Ich hoffe das du eine wunderbare Zeit hast und eine schöne Heimkehr.
    Alles Liebe Karin

  4. danke lieber irgendlink für dein erklären, SO gesehen kann ich es verstehen!
    spüre gerade fast die aufregung von dir bis hierhin…

    hach… allet JUTE (((((lieber Irgendlink))))

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