Das letzte Bild: wartend, sinnierend

Warten, warten, warten. Wie erwartet laufen die Dinge schräg, seit ich gestern im Dauerregen aufs einsame Gehöft zurück gekehrt bin. Die Ausstellungseröffnung vom örtlichen Kunstclub gestern Abend war unterkühlt und anstrengend. Anstrengend deshalb, weil hundert Gäste da waren und man zwangsläufig kommunizieren muss: dies und das und Wetter und die Kunst. Nichts gegen ein gutes Gespräch oder auch Smalltalk – aber wenn man dazu nicht in der Laune ist …

Mein Kunstwerk, mit dem ich mich an der Ausstellung beteilige, ist leider in der Gruselecke gelandet, ganz Hinten, fürs Publikum fast unsichtbar, zusammen mit ein paar abscheulichen Kitschwerken. Zu recht liegt es da. Aus dem Konzept gerissen bleibt von meiner Kunst nichts übrig, als ein Skelett aus schönen bunten Landschaftsfotos wie man sie zu Tausenden bei Flickr und Co findet. So viel Demut und Selbsterkenntnis muss sein. Ist die Kunst mit dem darüber doktrinierten Kunststraßenkonzept also nur eine Glaubensfrage? Ein pseudoreligiöses Hilfskonstrukt der Kreativität?

Nicht etwa, dass ich nicht davon überzeugt wäre, dass meine Kunst einmal zu den großen Künsten zählen könnte, liebe Nachwelt, immerhin bewege ich mich mit dieser Mischung aus klassischer Fotografie, Geokoordinierung und Sichtbarmachung des begangenen Weges auf einem künstlerischen Neuland, das es in dieser konsequenten Form nicht oft gibt. Alter Freund QQlka hat vor 15 Jahren einmal gesagt: „du bist der Einzige, der die Straße ausstellen kann“. 1995, als wir zum Nordkap radelten und ich alle 10 km ein Bild der bereisten Strecke fotografierte. Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich einmal mit einem handteller großen Gerät unter milliarden teuren Satelliten eine exakte künstlerische Vermessung der Welt vornehmen kann. Und sogar die Bilder direkt mit eingebetteter Landkarte veröffentlichen kann. Die Zeit der aufwämdigen Ausstellungen ist spätestens seit der Erfindung des iDogmas für mich vorbei. Wer weiß, vielleicht war gestern der letzte Tag, an dem ich ein Bild in der „echten“ Welt gezeigt habe?

Nun sitze ich im Wartezimmer meiner Lungenärztin

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