Brotkrümel

Auf Basis der Exif-Daten in den iPhone-Bildern eine Rekonstruktion meiner Reise nach Spanien vor 3 Monaten. Die Links führen zu meiner Everytrail-Seite – nicht alle Browser können die Karte und die DIA-Schau anzeigen.

Angespornt durch den Schwung der Autotour nach Skandinavien habe ich gestern und heute auch den Kapschnitt von 1995 bei Everytrail rekonstruiert. Da aber noch keine Bilder in die Karten integriert sind, habe ich sie noch nicht veröffentlicht. Mit dem alten Reisetagebuch konnte ich die Strecke relativ genau rekonstruieren.

Nachtrag: Tagesetappen 1-3 von Zweibrücken-Andorra-2010 aus den Bildern, die ich mit der D300 gemacht habe, sowie die genaue Wegstrecke

Friss Süden

Lange keine sechsspurige Straße mehr gesehen. Supplement Seitenstreifen, und dieses höllische Gemetzel, 130 plus X. Zurück im Krieg. Linke-Spur-Protektionismus. Nach 18 Uhr aber erträglich. Noch vor ein paar Stunden schien die Straße mitten im Meer zu enden. Die kilometerlange Øresundbrücke endet, wenn man von Norden kommt, plötzlich auf einer seichten Landzunge, rechts, links und vorne die See und ein bisschen Gras und Sand. Kurz vor Kopenhagen verschwindet die Straße in einem kilometerlangen Tunnel. Noch Anderthalb Stunden Dänemark, achtspurige Autobahn durch Kopenhagen zum Warmwerden. Auch die dänischen Autofahrer führen Krieg. Ein überforderter Norweger, vermutlich aus dem Norden des Landes kriecht mit 70 über die zweite Spur, überrollt, verhupt und beschimpft. D. marschiert mit 110 durch die 80er-Zone. Wenn wir geblitzt werden, werde ich leugnen, sie zu kennen. Sie heißt Tanja, werde ich sagen, mehr weiß ich nicht, eine finnische Tramperin, die ich seit Turku mitnehme und die mich ab und zu abgelöst hat, ist ’ne weite Strecke von Turku bis hier runter, werde ich sagen und: nein, ihre Adresse habe ich nicht, Tanja aus Turku. In Bielefeld hab ich sie dann abgesetzt bei der Araltankstelle, werde ich sagen. Ich weiß, wie man Spuren verwischt.
Ich hasse diesen Krieg. Ich tauge nicht für Geschwindigkeiten über 70-80 km/h. Ich bin der irritierte Nordnorweger der modernen Blogliteratur. Und D. Ist die Schweizer Garde auf dem Vatikan der Straße.

Letzte Ausfahrt Staffanstorp

Kurz vor der Øresundbrücke die letzten Kronen vertankt, verjubelt, in Knäckebrot umgesetzt. Beide lehnend an einer Hauswand, unweit ein offenes WLAN. Die WLANs sind hier in der Gegend leichter zu fimden, als die Stadtzentren.
Bilder: Ich-Knäcke; Fahrrad; schmutziger Spruch.

Die Bunker von Höör

Falls man mal einen Atomkrieg überleben möchte, scheint mir der Campingplatz neben Schonens Tierpark in der Nähe von Höör, unweit von Malmö nur wenige hundert Kilometer südlich von Stockholm eine gute Wahl. Das Servicehaus mit 120 qm großem Aufenthaltsraum und sündhaft teurem WLAN ist aus Stahlbeton. Weil es teilweise unterirdisch ist, nur sehr kleine, schießschartenähnliche Fenster hat und ein tarnfarbenes Grasdach hat, erkennt man es nur, wenn ein Gast durch die schusssichere Tür rein oder raus geht. Innen herrscht ein permanentes Summen der Lüftungsanlage und es gibt alles, was man fürs Überleben eines Atomkriegs braucht: Klopapier, Sauna, TV. „Grottbyn“ ist eine Ansammlung unterirdischer Hütten, in denen geneigte Gäste leben können wie Fred Feuerstein. Recht teurer Platz, wegen der vielen Gäste ständig von Schmutz bedroht. Auf der Zeltwiese gegenüber campt ein Paar mit winzigem Auto und noch kleinerem Zelt, dem man bei Regen nie trauen kann. Bemerkenswerter Weise hat das Auto ein Kennzeichen, das mit XXS beginnt.

Auf dem Fischkutter der Erinnerungen

Ich vermisse:
Lövbergs Lila, den löslichen Kaffee in der lila Packung, den wir 1995 auf der Radtour zum Kap aechs lange Wochen tranken. In Glommersträsk schützten uns die lila Lövbergs-Sonnenschirme vor der schrägen Augustsonne. QQlka und ich räkelten uns ein letztes Mal, bevor es sich nördlich von Pajala einregnete und nie mehr aufhörte.

Auch das Bier mit dem Elch drauf, Lapin Kulta. 2,8 % leicht, konnte ich in keinem Supermarkt finden.
Das Hirn ist ein Netz voller Erinnerung; trügerisch seine Maschenweite; der Erinnerungsfischfang, ein Leben auf See; wie reichhaltig doch unsere Fischgründe sind und wie trügerisch untief so mancher Sund, den wir in langsamer Fahrt durchlaufen.
Vielleicht gibt es einfach kein Lapin Kulta mehr und auch kein Lövbergs Lila Löskaffee – hat es sie je gegeben?
Boxholm bei Mjölby in der Nähe von Motala südlich von Vesterås nur wenige hundert Kilometer von Stoclholm entferrnt. Irgendwie sagt mir der Name etwas. Vielleicht sind QQlka und ich vor 15 Jahren hier durchgeradelt? Oder knapp dran vorbei und der Name ist mir ins Netz gegangen, als ich an der Kreuzung zur Straße Namenlos das Hinweisschild gelesen habe? „Boxholm 17 km“. Oder entspringt der winzige, zappelnde Erinnerungsfisch etwa einem meiner vielen, langen, genüsslichen Kartenträume?
Boxholm jedenfalls, Sofasophia und ich bloggend in seichter Sonne. Nur drei Plätze auf dem winzigen Camping belegt. Strandbad hundert Meter entfernt; warmes, weiches Wasser. Stille. Folgender Dialog:
I: Hast du eben nicht gefragt, ob man genüsslich mit 2 S schreibt?
S: Ja, warum?
I: Dann darf ich das in meinem Artikel nicht benutzen? Wegen Abschreiben und so.
S: Mhmmm. Darfst nicht. Wir sollten nicht über das Gleiche bloggen.
I: Hast du in deinem Artikel schon ein E benutzt?
S (lachend): Mhmmm-Muhahahaha.
I: Dann hab ich ein Problem.
Bild: Kopfsprung verboten. Strandbad Boxholm.