Worte für Modem-User

Das weltweite Netz sendet ab und an Botschaften, Herr Irgendlink möge endlich wieder die langen, tragenden Textbotschaften senden, Worte voller Gehalt für Menschen auf Sinnsuche – denn, was ist der Sinnsuchende anderes, als der goldene Ritter im Meer der Verzweiflung – man möge diese schwülstigen Worte verzeihen, aber: gibt es existenzielleres, als Sinnsuche? Herr Irgendlink hat sich Jahrzehnte damit beschäftigt. Man möge sich nicht täuschen, er habe aufgehört damit. Vielmehr: er fängt gerade erst an.

Ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt, zitierte einmal ein Autokonzern einen Indianer. Herr Irgendlink ist derjenige, der den ersten Schritt tut. Dann legt er eine Pause ein, vergisst, was er gerade getan hat, tut erneut den ersten Schritt. Uns so weiter und so fort. Der erste Schritt provoziert automatisch den zweiten, dritten und vierten Schritt – was aber, wenn man aufhört zu zählen, zu messen und nach dem ersten Schritt einfach von vorne beginnt und einen ersten Schritt nach dem anderen tut? Dann täte man vielleicht Millionen erste Schritte, ohne je an die nächsten zu denken.

„Ich glaube, es ist wichtig, das Maß zu verlieren, denn das Maß ist von Menschen gemacht und alles, was der Mensch macht, tut er, um sich von anderen Menschen zu unterscheiden. Er setzt sich in den Sinn, Individuum zu sein, mehr noch, einzigartig. Deshalb misst er. Deshalb ist er schneller, besser, größer, reicher, schöner, glücklicher, gesunder, vielschrittiger, mächtiger als andere Menschen. Und deshalb ist das Maß der falsche Weg, um sich zu definieren.“ fabuliert Irgendlink.

Vielleicht ist er nicht bei Sinnen.

Warum steht hier dieser Text? Warum liegt denn da Stroh rum?

Chuck Norris weiß, warum hier dieser Text steht und warum da Stroh rum liegt. ;-)

Der Text wurde eigens für die lieben Modem-Nutzer geschrieben, die, ob der Kilobyte-Prasserei im vorigen Bildbeitrag sicher konsterniert sind wegen der langen Ladezeiten.

Die große wahre Lebensgeschichte

Zu ver mie ten

Herr Irgendlink schaute sich eine neue Wohnung an. Die Umgebung war nett, machte aber wegen ungestalter öffentlicher Plätze ein bisschen depressiv (Journalist F. schluckte literweise Ritalin, um die Tristesse, die sich in seinem Gehirn breit gemacht hatte annähernd zu dimmen).

Exezierplatz Pirmasens

Dennoch, Herr Irgendlink hatte es sich in den Kopf gesetzt, eine neue Behausung zu beziehen. Die Nachbarschaft versprach einiges an Vergnügen.

Vergnügen

Das Zimmer in einem Hinterhof – sicher nicht die beste Gegend, aber Waschbecken direkt auf dem Flur – wirkte von Anfang an heimelig.

Blutzimmer

Obschon die Toilette nicht ganz den hohen Hygiene-Ansprüchen entsprach, die Herr Irgendlink von Jugend an gewöhnt ist.

Toilette

Herr Irgendlink wusste: „Musst vorsichtig sein, Junge. Sag später nicht, man habe dich nicht gewarnt. Siehst ja, was deinem Vormieter passiert ist.“

Tatort

Dennoch fühlte sich Monsieur Unbelehrbarkeit von Anfang an pudelwohl in seiner neuen Behausung

Irgend zu Hause

 Tja, meine Lieben, mit ironischem Augenzwinkern einen guten Gruß in die neue Woche

PS: Die Neonröhre flackert

Schicksalsschlag

Herr Irgendlink hat heute einen Schicksalsschlag erlitten. Die Wunde musste er mit einem dreistelligen Frustkauf im größten seiner Art verarzten. Leider hatte Herr Irgendlink nicht die Mittel, ein sechsstelliges Pflaster auf die Wunde zu kleben.

Schnappschießend folgendes Foto, aufgenommen vor einem jener sinnlosen Schickimickiläden im größten seiner Art.

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Das größte seiner Art ist ein Designer-Outlet- Center. Der Schicksalsschlag Tod. Das Lebewesen, das nicht mehr unter uns weilt ein Tier, die Währung fürs Trostpflaster Euro, der Behälter für die Währung aus Rindsleder – in Gedenken an Jasmin, den putzigsten Kater der Welt.

Rundfunkfolter, Ohrenschwanzsuppe und Ohrenmaulsalat

Erschreckt stellt Herr Irgendlink fest, dass er der Erfinder der „Rundfunkfolter“ ist. Der einzige Treffer unter diesem populären Suchbegriff landet in Irgendlinks Weblog.

Was nächst? Wird Monsieur konsequenter Weise noch die Fernsehfolter, die Tageszeitungstortur und das Boulevardpressenmartyrium erfinden? Als Schöpfer des Kulturmasochismus gilt er spätestens, seit er sämtliche qualvollen Kulturveranstaltungen besucht und darüber schreibt – um des lieben Eurocents willen – die die Stadt Z. zu bieten hat.

Übrigens: sicher werden auch Begriffe wie Ohrenschwanzsuppe und Ohrenmaulsalat in den gängigen Suchmaschinen nur auf dieses Weblog leiten.

Bloß wer sucht schon nach Rundfunkfolter, Ohrenschwanzsuppe und Ohrenmaulsalat?

Der Duden muss einmal mehr neu geschrieben werden.

Auf die Knie!

Besser gesagt auf den Bauch! Von ganz unten im Schmutz des Feldwegs per Weitwinkel fotografiert: der Birnbaum östlich des einsamen Gehöfts. Aufnahme nur wenige Meter vom Birnbaum entfernt – Herr Irgendlink ist endlich in der Perspektive angelangt, die ihm entspricht – Mitten im Bild, im Schmutz der Straße.

Jürgen Rinck- Birnbaum 2008