Musik im Paradies

Natürlich hat der Chef, nennen wir ihn Gott, eine Stereoanlage aufgestellt, die unsere Mittagspausenhängematten, befächelt von den 17 Jungfrauen, beschallt. Wir haben die Wahl, Radio zu hören, was einen Vorteil hat: alle halbe Stunde hört man die Uhrzeit und Nachrichten. Nachteil: Kommerzmugge mischt sich mit hysterisierendem, hypochondrisierendem Gelaber. Das grenzt gewöhnlich an Folter (jener alltäglichen Rundfunkfolter, die so viele duldsam über sich ergehen lassen). Aber Kollege W. ist ein guter DJ und kredenzt aus seiner uralten Minidisc-Sammlung perfekten Sound. Das erleichtert das Leben, auch wenn das Uhrzeitverzicht bedeutet. So messen wir die Zeit in Alben – von Spliff über SonicYouth oder Ärzte messen wir die Zeit. Das Geheimnis des Pardieses lautet: Glücklich, und nicht tickitick tickitick tickitickticktick.

Und Geld? Spielt keine Rolle.

Wir sind bereit. Wir brauchen keine Zeit (mehr).

Und so verbleibe ich mit den Worten: „Der rote Hugo hängt tot im Seil. Die Leiche stinkt nach Shit.“ (Dejavu von Spliff)

Ouhshalala

Musikempfehlungen

Rubrik Indierock

  • Yeah Yeah Yeahs (Titel Pin)
  • Animal Collective (ganz groß Album Strawberryjam)
  • Wolf Parade (Titel I’ll believe in Anything)

Auf dass es nicht vergessen geht. Nicht Jedermannsgeschmack.

Der Sprudelkasten der Erkenntnis

Dass sich die Ereignisse auch immer überschlagen. Statt rekonvaleszent jammernd auf dem Boden zu liegen – wie noch vor vier Wochen – hat ein neues Leben begonnen. Ein Leben ohne Kunst. Das gab es seit zwölf Jahren nicht. Demütig füge ich mich in die Rolle des Hobbykünstlers; drücken wir es positiv aus: des UnderCoverKünstlers.

Schufte im Paradies für harte Deutsche Goldeuro. Ich bin ein normaler Mensch geworden mit kurzen Haaren und Lohnsteuerklasse Eins. Wenn ich gewusst hätte, wie gut das tut! Nicht mehr auffallen, nicht mehr anecken, verflogen die leidigen Fragen, womit verdient der sein Geld, einfach nur dazugehören – dabei hätte sich vorgestern beinahe der Supergau ereignet: Vertreibung aus dem Paradies. Auf der Suche nach Trinkbarem durchstreifte ich gemeinsam mit Kollege T. die heiligen Hallen der Eventagentur. Man hatte uns gesagt, irgendwo stehe eine Palette mit Getränken, an der man sich nach Herzenslust bedienen könne, ein zweimeter hoher Stapel Kisten mit Apfelsaftschorle, Sprudel, Mixgetränken, es sei ein Traum, es stünde unserem kleinen Paradies gut zu Gesicht, es gehöre einfach dazu, genau wie die siebzehn Jungfrauen. Wir stöberten zwischen Regalen voller LED-Hochkapazitätsstrahler und Dekomaterial. Nach kurzer Zeit wurden wir fündig und tatsächlich, etwa zweihundert Liter Getränke türmten sich vor uns auf. Leider war unter den vielen Kisten keine einzige Sprudelkiste.

Plötzlich jubilierte T.: „Schau mal Irgend, hier um die Ecke steht das Sprudel.“

Schon langte er nach der Kiste, fummelte eine Flasche heraus, da rief ich: „Halt ein Eva, das ist eine Falle, sieh mal, auf dem Zettel steht geschrieben Wasser vom Chef.“

T. erstarrte: „Tatsächlich. Wir dürfen das nicht nehmen?“

„Nee, iss wie im Paradies. Eine Flasche und wir sind raus. Ist die Sprudelkiste der Erkenntnis. Nämlich.“

Gerade nachmal davon gekommen, puuh.

Gezeichnet, Euer Adamlink

PS: zur Zeit arbeiten wir daran für unsere Abteilung WLAN, Flachbildschirm für EM-Übertragung und einen Schwenkgrill rauszuschlagen – Hängematten für die Pause haben wir schon – die Chancen stehen gar nicht schlecht, schließlich arbeiten wir im Paradies.

Gutes Deutsch

Wer brauch ein Fick

(Wir haben wieder ein(en) Fick und merken nicht, dass wir ihn nicht brauchen.)