Glück?

Ist ’ne gute Woche her, dass ich mit Rockröhre S. schwadronierte. Wir standen in einem düstren Keller. Bierdunst klebte an den Wänden. Wir Künstler reden gerne über Ziel, Erfolg, das nächste Projekt. Irgendwann kam Materielles ins Spiel und ob Materielles – viel Geld zum Beispiel – Glück bringt. Die Rockröhre wünschte sich unermesslich viel Geld, die klassische Million, damit sie unabhängig ist und tun und lassen kann, was sie will. Ich wünschte mir unermesslich viel Freizeit, damit ich grundsätzlich tun und lassen kann, was ich will.

Vielleicht ist das naiv. Geld veredelt bekanntlich das Leben. Es macht frei. Es ist gut. Es ist lieb. Es ist schön.

Nun begab es sich, dass mein letzter Kontoauszug eine unerwartet hohe Summe anzeigte und ich trotzdem nicht glücklicher bin, als vorher. Somit ist einmal mehr bewiesen, Geld macht nicht glücklich. Und ich darf ein weiteres Geheimnis lüften: auch Freizeit macht nicht glücklich. Sie ist gut. Sie ist lieb. Sie ist schön. Und sie ist flüchtig. Außerdem ist sie nicht verzinsbar. Das heißt: im Gegensatz zu Geld, welches sich bei sparsamer Lebensweise vermehrt, schmilzt die Freizeit dahin wie Schnee. Weder Geld noch Freizeit sind Garant für Glück.

Ich glaube, Glück ist ein seltsamer Stoff, der sich in die feinsten Ritzen des Daseins setzt, ähnlich wie Dichtschlämme in altem Mauerwerk. Du kannst es nicht sehen, aber der Effekt ist fulminant.

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