Ach ja, da war doch was

Heilig Abend nachmittags klingelte das Telefon, es sei Zeit, zur Verwandtschaft zu fahren zwecks Kirchgang, Essen und Bescherung. Da wurde mir endgültig klar, dass Weihnachten den Fuß in der Tür hat. Schnell schönschniegeln, wir gottlosen Weihnachtsverächter waren noch frühmorgens auf den tiefgefrorenen Wiesen am nahegelegenen Waldrand, zerlegten eine faule Ulme, sowie mehrere Pseudoakazien in ofengerechte Scheite. Die Arbeit mit dem Spalthammer war schweißtreibend aber sie erwärmte das Gemüt.

Essen lecker. Kirche kalt. Krippenspiel bizarr. Bescherung ./. – Besinnlichkeit ala Irgendlink eben.

Zwischendurch genug Zeit, sich über das Mysterium „weihnachtliches Brauchtum“ Gedanken zu machen. Ich beobachtete die Katzen. Sie kennen kein Weihnachten. Es ist ihnen egal. Sie glauben nicht, sie handeln nicht und Gott (in diesem Fall ich) ernährt sie doch. Weihnachten ist wirklich mysteriös. Es ist diese seltsame Hysterie, nicht alleine sein zu wollen, obwohl man das doch das Ganze Jahr über genießt. Ist es eine Form des Neids, dass selbst Typen wie ich an Weihnachten sentimental werden und unruhig, wenn sie alleine zu Hause hocken? Was alle haben, gilt als Grundbedürfnis und muss zwingend befriedigt werden. Wir Menschen ticken seltsam. Dass auch mich das trifft, tse. Das Gefühl, anders zu sein ist nur dann zu ertragen, wenn auch ein paar Andere anders sind. Sobald es kaum Andersseiende gibt – und das ist an Weihnachten so – fühlt man sich zu anders und das ist auch für die härtesten Andersseienden zu viel.  Man ist anders, will es aber nicht sein, weil es zu wenig Andersseiende gibt. Nicht in dieser Zeit.

Spät abends spazierte ich hinunter ins Gasthaus S., wo sich ca. 300 Menschen  vereint hatten, sich gemütlich die Kanne zu geben. 300 sind fast ein bisschen zu viel. Gemeinsam mit P. wie eine Insel im Menschenmeer, umtöst von den rauhen Wellen der Hereinkommenden. „Klasse,“ sagte P., „da kann man wenigstens nicht umfallen,“ und schmiegte sich an einen Typen mit Ringelpullie. Der war zwar zunächst irritiert, doch dann lehnte er sich an sie und sie landete auf meinem Bauch und ich mit dem Rücken an einer 1,85 Meter Frau und so weiter und so fort. Wir tranken Tequilla, Bier, Freunde schwappten vorbei, Bussie hier, Fröhliche Weihnachten da. Super Stimmung. Zwischendurch Halbphilosophisches wie etwa: „Wenn man einmal auf dem Berg lebt, zieht man nie wieder zurück ins Tal,“ sagte P. und ich antwortete: „Menschen, die auf dem Berg leben, sterben im Tal.“ Das entzauberte die Stimmung, es tat mir leid, aber so ist das, wenn P. und ich schwadronieren. Vielleicht bin ich zu rauh, zu derb, zu sarkastisch?

Romantik hin, volle Kneipe her. Mit Schmerz zahlt man am Tag danach. Trotzdem gelang mir am Nachmittag ein Durchbruch auf dem Live-Reise-Sektor, indem ich DigiKam mit Kipi-Plugins installierte und somit eine einfache Schnittstelle geschaffen habe, GPS-Daten in die Exif-Felder von Digitalfotos zu schreiben. Die Grundlage also für eine Massenabfertigung.

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