Der Meister des unerreichten Ziels

Verflixter Konflikt. Ich bin zwei Menschen. Abends lebe ich die Welt der Ferne, in der ich mich in die südliche spanische Wüste sehne. Jetzt und hier losradeln, in einem Monat dort ankommen, leben, leben, leben und dem Unbekannten begegnen. Morgens ist die Pflicht wieder da und ich beiße mich fest im Hier und Jetzt, mit all seinen Komplikationen und Pflichten. Nicht dass ich fliehen wollte. Ich habe im Gegensatz zu den meisten Menschen extreme, denk- und lebbare Alternativen.

Abends stelle ich mir das Leben da draußen vor. Schmachte. Höre Musik. Das macht es so malerisch und so verträumt, aber es ist bei weitem nicht malerisch. Man sagt, wenn man unterwegs ist, der Weg sei das Ziel. Der Spruch ist vollkommener Quatsch. Das Ziel ist das Ziel und der Weg ist der Weg. Wenn es keine Ziele gäbe? Und auch keine Wege?

Vielleicht wäre das ein Ansatz?

Alles so verquer. Soll ich den Vorsitz des Vereins übernehmen? Das wäre etwas für den Künstlerlebenslauf. Ein weiterer Stein in der Mauer. Aber das macht doch keinen Sinn, sich mit den örtlichen Kunstgiganten herumzustreiten. Laufe derzeit wie gegen eine Wand, wenn es nur darum geht, Ausstellungsaufsichten zu finden.

Ich bin von hier, und bin nicht von hier. Zwar geboren, aber nie hier gelebt. Vielleicht ist das mein großes Ding. Nie verwurzelt gewesen zu sein, vielmals an der Liebe vorbei geschliddert, ein losgelöstes Solitärwesen ohne jegliche Bindung, für das es keinen Platz in dieser Gesellschaft gibt. Sehe den erstaunten Blick von Susanne W., als ich letztes Jahr beiläufig erwähnte, ich will dem Kunstclub beitreten, weil ich endlich zu etwas oder jemandem gehören will. Sie konnte das vielleicht nicht verstehen?

Letztenendes muss der Abend gewinnen, sonst bin ich in zehn Jahren unter der Erde. Totgeraucht. Ich muss so vieles beenden. Zur Wahrheit zurückfinden. Die Liebe finden. Eine einzige erwiderte Liebe würde schon genügen.

Aber ist der Weg nach Draußen der Richtige. Alles hinschmeißen. Saußen lassen? Ist nicht vielleicht genau das das Problem? Dass ich nie etwas zu Ende gebracht habe?

Der Meister des unerreichten Ziels.

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