Schrödingers Zecke

Freitag Kulturmarathon. Drei Ausstellungen eröffneten zeitgleich in der Stadt. 6×6 Foto, Irgendwas und noch irgendwas Anderes. Das erste Irgendwas und das 6×6-Event habe ich zusammen mit Journalist F. besucht. Während man die althergebrachte Fotografie und den Verzicht auf Datenrückwände hochleben ließ, raunte mir Journalist F. zu: „Du hast einen Termin.“

„Wassen für Termin?“

„Ausstellungsbesprechung im Klosterstädtchen, Malerei und Foto. Samstag 14 Uhr“

Auch das noch. Die Kunst quillt aus allen Poren.

Bei der Redakteuerin vor einigen Monaten in Ungnade gefallen, weil ich grundlegend unerreichbar war, hat sie mich Schläfer nun reaktiviert und ich darf wieder für die Zeitung schreiben.

„Ich muss wohl noch einmal ganz Unten anfangen? Als Putzlappen?“

Journalist F lächelte.

Das Zweite Fotoevent bescherte einfache, aber perfekt ausgeleuchtete Portraitaufnahmen. Nackte Frauen. Nackte Frauen mit Piercings. Nackte Frauen mit Unterhosen, nackte Frauen mit Tatoos, nackte Frauen mit Tattoos von nackten Frauen sowie nackte Frauen mit Strapsen. Viel zu abgeschmackt, als dass es das Auge erfreuen könnte.

Wir rauchten eine Kippe und beschlossen zu grillen und zu chillen.

Journalist F. rauschte später mit mehreren Kilo Grillfleisch und Katzenfutter an.

Katzter soll schließlich auch nicht leben wie ein Hund.

Mit imaginären Teufelshörnchen auf der Stirn öffnete Journalist F. eine Dose Sheba.

„Deine Katze wird nie wieder etwas Anderes fressen wollen,“ höhnte er.

„Verdammt.“

(Dafür werde ich ihm an seiner Geburtstagsparty Klarsichtfolie über die Toilette spannen …)

„Wie heißt die Katze denn nun?“

„Katzter?“ wog ich ab. „Manchmal auch Minka oder Mauntzie, nicht Muschi, sonst verwechselt man sie noch mit der Frau des Ministerpräsidenten. Die Hauptstadtethnologin hat sie kürzlich Schrödinger genannt.“

„Dann ist die Zecke unter dem Kinn wohl Schrödingers Zecke.“

4 Antworten auf „Schrödingers Zecke“

  1. (Ein beinahe antiquarischer Blogeintrag!)

    Hui. „… einfache, aber perfekt ausgeleuchtete …“ — ist das nicht ein wenig widersprüchlich? Aber ich glaube zu wissen, was Du meinst: Zu glatt ist einfach langweilig, da fehlen die Ecken und Kanten, an denen sich die (Künstler-)Seele reiben kann.

    Und auch damals warst Du schon der Schrödingerei verfallen?

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